DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
15-06-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.06.2018 um 10.30 UTC
Ab Montag im Norden leicht unbeständig mit Regen und Regenschauern, mäßig warm.
Nach Süden viel Sonne und sommerlich warm, teils heiß, ab Mittwoch zunehmende
Gewittergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 22.06.2018
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Montag stellt sich in der Höhe
zunehmend auch über den Britischen Inseln und Nordeuropa eine zonale
Grundströmung ein. Schwach ausgeprägten Rücken am Montag und Mittwoch folgen
rasch Tröge kleiner Amplitude am Dienstag und vor allem am Donnerstag und
Freitag.
Am Boden können die Luftdruckmuster grundsätzlich als antizyklonale Westlage
beschrieben werden. Gestützt durch die Höhenstrukturen kann sich mit den
Höhenrücken korrelierend wiederholt ein Azorenhochableger bis nach Mitteleuropa,
teilweise auch bis nach Osteuropa schieben, um mit durchschwenken der Tröge im
Osten wieder abgehobelt zu werden. Entsprechend sind in der Südhälfte unter
antizyklonalem Einfluss weitgehend freundliche und trockene
Witterungsbedingungen zu erwarten, während im Norden durchziehenden schwachen
Frontensystemen ein leicht unbeständiger Wettercharakter einstellt.
Bei den beschriebenen Luftdruckverteilungen fließt in den Norden überwiegend
mäßig warme Meeresluft ein, sodass dort mit Ausnahme des Mittwochs bei
850-HPa-Temperaturen zwischen 4 und 12 Grad und entsprechenden bodennahen
Temperaturen zwischen 19 und 25 Grad nur punktuell Sommertage zu erwarten sind.
Am Mittwoch kann im Zuge des Rückens die warme Luft subtropischen Ursprungs
etwas mehr Raum nach Norden gut machen, sodass auch im Norden in 850 hPa
Temperaturen bis 14 Grad herrschen. Im Süden verbleibt dagegen unter
Hochdruckeinfluss in 850 hPa ab Dienstag im Temperaturniveau von 10 bis 18 Grad.
Am Boden werden dabei verbreitet 25 bis 30 Grad erreicht, bevorzugt am Oberrhein
sind auch heiße Tage mit Werten etwas über 30 Grad möglich. In diesem Zuge sind
im Süden lokal begrenzt einzelne Hitzegewitter nicht auszuschließen. Von der
Dynamik her ist dort aber wenig Unterstützung zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Modellläufe des EZMW zeigen grundsätzlich vergleichbare großskalige
Zirkulationsmuster. Ab Dienstag sind jedoch vor allem beim Timing Unterschiede
festzustellen. Der neue 00 UTC Lauf des EZMW lässt den Trog am Dienstag deutlich
schneller ostwärts vorankommen, sodass Deutschland schon zum Mittwoch auf die
Rückseite des Keils gelangt. Größere Unterschiede in der Amplitude der
Geopotentialmuster sind aber nicht zu erkennen. Insgesamt werden in der Höhe
über dem gesamten mittelfristigen Zeitraum eher zonale Strömungsverhältnisse
simuliert. Vor allem nach Süden zu sorgt jedoch die antizyklonale Westlage für
weitgehend trockene Witterungsbedingungen (abgesehen Alpenstau), während im
Norden dagegen wiederholt schwache Frontensysteme durchschwenken und einen
leicht unbeständigen Wettercharakter prägen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich der unterschiedlichen Globalmodelle der führenden Wetterdienste
(ICON, IFS, GFS, GEM) zeigt einen recht ungeordneten Haufen. Von Einheitlichkeit
kann derzeit mit Bezug auf die deterministischen Interpretationen noch keine
Rede sein.
Grundsätzlich zeigen zu Beginn des mittelfristigen Zeitraum von Montag bis
Mittwoch über Nord- und Nordwesteuropa eine zonal ausgerichtete Grundströmung
mit zunächst ein schwacher rücken und zum Mittwoch ein Trog ostwärts geführt
werden. Jedoch sind schon ab Dienstag signifikante Abweichungen zu erkennen.
Während das GFS und GEM am Montag und Dienstag noch weitgehend die Version des
EZMW stützen, verlagert das ICON die weniger stark ausgeprägte Rücken/Trog
Kombination ab Dienstag deutlich schneller ostwärts. Während sich beim EZMW und
GFS sowie GEM am Boden zum Höhenrücken korrelierend ein Hoch weiter nach Norden
und Nordosten ausbreiten kann, zeigt das ICON mit Vordringen des Troges über
Mitteleuropa eine glatte Luftdruckverteilung mit einer weiter nach Süden
verschobenen Hochdruckzone.
Interessanter Weise legen das GFS und das GEM ab Mittwoch einen Gang zu, sodass
sie in der Höhe allmählich die Strukturen des ICON erreichen. Diese zeigt am
Mittwoch den Trog von Skandinavien südwärts bis nach Deutschland reichend.
Rückseitig kann sich gleichzeitig ein Rücken kräftigen und westlich der
Britischen Inseln nordwärts ausgreifen. Die deterministische EZMW-Variante mit
einem deutlich langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit und somit einem Trog über
Nordwest- und Westeuropa mutiert somit im Vergleich der betrachteten Modelle zur
Einzellösung.
Gestützt von dem ausgeprägten Rücken über Nordwesteuropa kann sich sowohl beim
ICON als auch beim GFS und GEM zum Donnerstag ein Bodenhoch über den Britischen
Inseln ausbilden. Gleichzeitig kann der Trog auf seiner weiteren deutlich
langsameren Ostverlagerung seine Amplitude nach Süden vergrößern. Nachfolgend
stellt sich bei den genannten Modellen eine Nordwestströmung ein, die kühlere
und feuchtere Meeresluft bis in den Süden Deutschland transportiert. Während
beim ICON der zyklonale Einfluss nahezu in ganz Deutschland überwiegt, sind beim
GFS und GEM der Westen und Süden noch überwiegend antizyklonal geprägt. Die
derzeitige Einzellösung des EZMW lässt ab Donnerstag allmählich den Trog
durschwenken, sodass es in der Nordhälfte ebenfalls Niederschlagssignale gibt.
Am Freitag gleicht sich das EZMW langsam an die anderen betrachteten Modelle an,
wobei das Triumvirat zunächst weiter größere Amplituden im Geopotentialfeld
ausweisen.
Insgesamt gesehen zeigen aber alle Modelle mehr oder weniger stark ausgeprägt
eine Wetterlage WA.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des EZMW zeigt im Zeitraum von +72h bis +96h insgesamt 4
Cluster, wobei 3 Cluster ab +84h Zikulationsmuster mit einer positiven NAO
zeigen und nur noch ein Cluster dem Blocking zugeordnet wird. Das Cluster 1, in
dem sich auch der Kontrolllauf befindet, verfügt mit 21 Repräsentanten mit
Abstand über die meisten Mitglieder. Dieser zeigt über den betrachteten Zeitraum
starke zonale Verhältnisse mit einem ausgeprägten Azorenhoch, welches langsam
bis nach Mitteleuropa schiebt. Damit stellt dieses Cluster im Vergleich zu den
anderen Mustern eine Art Mittelweg dar. Während Cluster 2 mit Hauptlauf und
Cluster 4 eine eher zonale Variante verfolgen, kann sich in Cluster 3 der Rücken
über Nordwest- und Westeuropa signifikant stärker nordwärts aufbäumen.
Im Zeitraum von +120h bis +168h bilden insgesamt 5 Cluster die möglichen
Zirkulationsbedingungen ab. Dabei bestehen die Unterschiede überwiegend im
Timing (Phasenverschiebung) sowie Ausprägung des Rückens. Während in Cluster 2
der Rücken seine Amplitude am weitesten nach Norden ausdehnen kann, zeigt
Cluster 5 im Verlauf am deutlichsten eine Nordwestlage. Cluster 1, in das sowohl
der Kontrolllauf als auch Hauptlauf zugeordnet sind, beschreibt ein ähnliches
Timing wie Cluster 1, wobei größere Unterschiede vor allem zum Ende des
betrachteten Zeitraums auftreten.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192h bis +240h werden 4 Cluster
zur Abbildung der Zirkulationsmuster benötigt. Auffällig bleiben vor allem die
Phasenunterschiede sowie die Interpretation der durschwenkenden Rücken.
Die Rauchfahnen für verschiede Orte in Deutschland zeigen bis einschließlich
Dienstag bei einem geringen Spread der 850 hPa Temperatur und des Geopotentials
eine hohe Güter der Vorhersage. Ab Mittwoch nehmen die Unsicherheiten von Norden
her sowohl bei der Temperatur als auch beim Geopotential deutlich zu. Ab
Donnerstag scheint in der Nordhälfte nahezu alles möglich. Die Rauchfahne von
Hamburg zeigt auf dem 850-hPa-Niveau Temperaturunterschiede zwischen -1 und +18
Grad und Geopotentialabweichungen von 590 bis 555 hPa. Im Süden zeigen die
Rauchfahnen eine langsame Zunahme der Unsicherheiten, wobei die meisten Member
einen geringen Spread aufweisen.
Die GFS Rauchfahnen zeigen analog zum EZMW bis einschließlich Dienstag eine hohe
Güter der Vorhersage. Im weiteren Verlauf nehmen die Unsicherheiten jedoch vor
allem im Norden ebenfalls deutlich zu. Entsprechend des deterministischen Laufes
zeigt auch das gesamte Ensemble für Hamburg zum Donnerstag einen Absturz der 850
hPa Temperatur auf Werte um 2 Grad. Läufe mit Temperaturen zwischen 9 und 12
Grad bilden die Ausnahme. Auch im Süden des Landes zeigen die GFS Fahnen einen
markanten Temperaturrückgang, der jedoch weniger stark ausfällt als im Norden.
Die Meteogramme sowohl des EZMW als auch des GFS geben entsprechend der
jeweiligen synoptischen Strukturen der Modelle analoge Ergebnisse zu den
Rauchfahnen. Auch bei Ihnen lässt sich eine deutliche Zunahme der Unsicherheiten
ab Mittwoch erkennen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Von Montag bis Mittwoch gibt es an der Ostseeküste sowie in Nordfriesland vom
LEPS geringe Wahrscheinlichkeiten bis 10% für einzelne stürmische Böen. Vom
EZ-EPS sind bezüglich der Böen keine Signale vorhanden. Dauerregen wird im
mittelfristigen Zeitraum vom EZ-EPS lediglich am Donnerstag von bis 5% gestützt.
Vom EFI werden lediglich bezüglich der Temperatur Hinweise für leicht
überdurchschnittliche Verhältnisse wiedergegeben.
Ab Mittwoch muss zumindest nach EZMW im Süden und Südwesten von einem leicht
ansteigenden Potential für Hitzegewitter mit Starkregen gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZ-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel