Thema des Tages

12-06-2018 08:20

Jubiläum 150 Jahre maritime Dienste in Deutschland

Gleich drei Jubiläen

Der Hausherr und Vorstand des Internationalen Maritimen Museums
(IMMH), Peter Tamm, begrüßte die 150 geladenen Gäste aus Wirtschaft,
Wissenschaft, Medien und Partnerorganisationen und betonte, es gebe
gleich drei Jubiläen zu feiern: Vor zehn Jahren hielt sein Vater die
Eröffnungsrede für das IMMH. Vor 140 Jahren war der Kaispeicher als
zehnstöckiges Backsteingebäude fertiggestellt worden, in dem sich das
Museum heute befinde, und vor 150 Jahren eröffnete Wilhelm von
Freeden die Norddeutsche Seewarte. "Was wäre die Menschheit ohne
Schifffahrt? Ohne Schifffahrt hätte es über Jahrtausende hinweg keine
Begegnung von Menschen an den jeweiligen Ufern gegeben, ob es Inseln
waren oder Erdteile" ? zitierte Peter Tamm aus der Rede seines Vaters
von vor zehn Jahren. Beim Betrachten der Exponate gehe es nicht
allein um Bewahren, sondern auch darum, Erkenntnisse für die Zukunft
zu gewinnen.

Forschung und praktischer Nutzen

Eine kurze Reise durch die Geschichte der Norddeutschen Seewarte
sowie ihrer Nachfolgeorganisationen unternahm Dr. Peter Tschentscher,
Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, in seinem
Grußwort. Grundlagenforschung in Kombination mit praktischer
Anwendung und dem Nutzen für die Wirtschaft seien das Erfolgsrezept
der Einrichtungen, die damit auch die Modernität und
Wettbewerbsfähigkeit der Stadt stärkten. "Die Norddeutsche Seewarte
hat im Deutschen Wetterdienst und im Bundesamt für Seeschifffahrt und
Hydrographie würdige Nachfolger gefunden. Beide sind aus Hamburg
nicht mehr wegzudenken und auf ihrem Gebiet wegweisend. Sie sind Teil
der Geschichte unserer Stadt und bereichern sie bis heute", mit
diesen Worten schloss Hamburgs Erster Bürgermeister seine
Grußadresse.

"mit hingebendem Gemeinsinn"

Die meteorologischen und meereskundlichen Aufgaben sowie die
Sicherheit in der Seeschifffahrt stellte der Parlamentarische
Staatssekretär Enak Ferlemann in den Vordergrund seiner
Festansprache. "Die Geschichte der Norddeutschen Seewarte enthält
viele wichtige Meilensteine, nicht nur für den maritimen Bereich,
sondern auch für die Meteorologie insgesamt", so Enak Ferlemann. Als
Beispiele nannte er die erste tägliche Wetterkarte, das Warnwesen
oder die internationale Zusammenarbeit.
Wilhelm von Freeden habe die Reeder aufgefordert, "mit hingebendem
Gemeinsinn und verständiger Einfügung in ein gemeinsames System
Beobachtungen weiterzugeben und damit die Kenntnis von ozeanischen
Strömungen und Winden, den Eigentümlichkeiten der Gezeiten, den
Missweisungen des Kompasses, gefährlichen Gleichgewichtsstörungen der
Atmosphäre bekanntzugeben", zitierte Enak Ferlemann den Gründer der
Norddeutschen Seewarte. Dies sei für seine Zeit visionär gewesen.

"Weiter so!"
Beim abschließenden Round-Table der gut einstündigen
Festveranstaltung verknüpfte der Moderator Lars Haider, Chefredakteur
des Hamburger Abendblattes, locker-launig politische Themen mit den
Arbeitsbereichen der beteiligten Institutionen. Als Gesprächspartner
standen neben Monika Breuch-Moritz, Präsidentin BSH, und Prof. Dr.
Gerhard Adrian, Präsident DWD, der Vizepräses der Handelskammer
Hamburg, Dr. Johann Killinger, und Ralf Nagel, Präsidiumsmitglied des
Verbandes der Deutschen Reeder (VDR), auf der Bühne. Damit waren die
Nachfolgeorganisationen repräsentiert, die ursprünglich an der
Eröffnung der Seewarte beteiligt waren. In der etwa 20-minütigen
Diskussionsrunde ging es unter anderem um die Frage, wieviel Seewarte
von damals heute noch in BSH und DWD stecke und wie sich Aufgaben von
damals in unserer Zeit verändert haben. Monika Breuch-Moritz hob
hervor: "Viele Ideen von damals, wie zum Beispiel die
Qualitätssicherung von Daten oder Marktüberwachung, sind heute
aktueller denn je." Auch kamen dabei Erwartungen und Wünsche von
Handelskammer und VDR an DWD und BSH zur Sprache sowie die
Hintergründe, warum Reeder und Handelskammer von Freeden unterstützt
hatten: Dr. Johann Killinger betonte zu den Wünschen für die Zukunft,
dass er eigentlich nur sagen könne: "Weiter so!" Denn die gute
Kooperation zwischen den Institutionen habe sich entsprechend der
Zeit immer weiter entwickelt und der Austausch mit der Handelskammer
Hamburg sei auch bei unterschiedlichen Anforderungen für alle
Beteiligten immer positiv geblieben. Gerhard Adrian skizziert kurz
die Wichtigkeit der Wetterbeobachtungen auf See, die Schiffe heute
nach wie vor durchführen, und ermutigte den VDR, hierbei weiter
tatkräftig zu unterstützen.

Summa summarum bot das Museum in der Hamburger Speicherstadt also
einen würdigen festlichen Rahmen, um an die Eröffnung der
Norddeutschen Seewarte zu erinnern, die am 1. Januar 1868 ihre Arbeit
aufnahm. Das Museum präsentiert zudem unter dem Titel "Über Wasser ?
Unter Wasser", eine Sonderausstellung mit teilweise historischen
Einzelstücken. DWD und BSH haben die Ausstellung gemeinsam
konzipiert. Am 31. Mai war sie erstmalig für die Festgäste zugänglich
und ist seit 2. Juni offen für die Öffentlichkeit bis Ende August
2018.

Neugier geweckt? Dann besuchen Sie uns doch einfach! Kolleginnen und
Kollegen von DWD und BSH führen Sie durch die Sonderausstellung und
erklären Ihnen an mehreren Themeninseln (u.a. Routenberatung, Wetter
und Warndienst, Laderaummeteorologie, Bordwetterwarten) die Exponate
und beantworten sämtliche Fragen. Besondere Anziehungspunkte stellen
der meteorologische Arbeitsplatz, erstmals gezeigte Modelle der
BSH-Schiffe und nicht zuletzt die mehr als 130 Jahre alte
Flaschenpost dar (siehe Anhang), die Anfang des Jahres in Australien
entdeckt wurde. Wir freuen uns auf Sie!

Gertrud Nöth / Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.06.2018

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