Thema des Tages
04-06-2018 07:50
Ausblick Hurrikansaison 2018
Die Zeit vom 1. Juni bis zum 30. November gilt als offizielle
Hurrikansaison für den Nordatlantik und die Karibik. In diesem
Zeitraum ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten tropischer
Stürme am größten. Das heißt aber auch, dass einzelne Stürme
außerhalb dieser Spanne auftreten können. So auch dieses Jahr, als
sich in den letzten Maitagen ein tropischer Sturm in der Karibik
bildete und als solcher am 28. Mai in Florida auf Land traf.
Am 30. bzw. 31. Mai wurden von einem privaten britischen Unternehmen,
Tropical Storm Risk (TSR), und der Colorado State University (CSU) in
den USA Prognosen für die Aktivität der gerade begonnenen
Hurrikansaison veröffentlicht. Während die CSU von einer
durchschnittlich aktiven Saison mit 14 Stürmen, davon 7 Hurrikane und
hiervon wiederum 3 schweren Hurrikanen (Kategorie 3 oder höher)
ausgeht, sieht TSR eine deutlich weniger aktive Saison mit 9 Stürmen,
4 Hurrikanen und einem schweren Hurrikan. Zum Vergleich: Im Zeitraum
von 1981-2010 gab es im Durchschnitt pro Jahr 12 Stürme, 6,5
Hurrikane und 2 schwere Hurrikane.
Nach der besonders aktiven Saison mit 6 schweren Hurrikanen im
vergangenen Jahr wird also von weniger Hurrikanen für 2018
ausgegangen. Als Hauptgrund für die geringere Anzahl an erwarteten
Stürmen werden die im Vergleich zum langjährigen Mittel aktuell um 1
Grad tieferen Oberflächentemperaturen des tropischen Atlantiks
(zwischen 10-20 Grad Nord und 60-20 Grad West) genannt. Ein Grad mag
zwar auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, aber über die Größe
des Gebiets ist dies schon eine erhebliche Abweichung. Man muss schon
bis zum Jahr 1994 zurückgehen, um noch größere negative Abweichungen
zu finden. Als Folge der tieferen Wassertemperaturen steht möglichen
tropischen Stürmen weniger Energie in Form von verdunstendem
Wasserdampf zur Verfügung. Verantwortlich für das vergleichsweise
kühle Wasser sind ungewöhnlich starke Passatwinde, ausgelöst durch
ein kräftiges Subtropenhoch weiter nördlich, welche durch stärkere
Verdunstung und eine bessere Durchmischung den oberflächennahen Ozean
abgekühlt haben.
Die beiden vorgestellten Prognosen sind zwei der aktuellsten, bei
weitem aber nicht die einzigen Einschätzungen. Eine Sammlung der
Vorhersagen zur Hurrikanaktivität in diesem Jahr und Statistiken zu
den vergangenen Jahren finden Sie auf einer gemeinsamen Seite des
Barcelona Super Computing Center und der Colorado State University
(http://www.bsc.es/seasonalhurricanepredictions/). Die dort
aufgelisteten Prognosen zeigen noch eine größere Spanne möglicher
Szenarien. Ein Grund für die diesjährige Prognoseunsicherheit ist die
Frage, ob es im Laufe des Jahres zu einem El-Nino-Ereignis
(https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/lexikon_node.html) kommt oder
nicht. Prinzipiell tendiert El-Nino dazu die Hurrikanaktivität auf
dem Atlantik zu hemmen.
Stets aktuelle Vorhersagen für die kommenden Tage zu tropischen
Stürmen finden Sie auf der Webseite des National Hurricane Center
(https://www.nhc.noaa.gov/).
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.06.2018
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