DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
28-05-2018 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.05.2018 um 10.30 UTC
Zunächst noch schwülwarm und gewittrig bis hin zum Unwetter. Ab Sonntag
allmählich weniger Gewitter und leicht zurückgehende Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 04.06.2018
Am Donnerstag liegt Deutschland zwischen einem Höhentiefkomplex vor Westeuropa
und einem blockierenden Höhenkeil, der sich vom östlichen Mitteleuropa bis nach
Südskandinavien erstreckt. Durch diesen Keil wird ein Bodenhoch über
Skandinavien gestützt, wogegen sich über Mitteleuropa eine flache Tiefdruckrinne
hält. In dieser entwickeln sich im Tagesverlauf in der schwülwarmen Luft
Gewitter bis hin zum Unwetter. Allerdings liefert die schwache süd- bis
südöstliche Strömung keine nennenswerten synoptischen Antriebe. Dies ändert sich
jedoch sam Freitag, wenn ein in der süd-südöstlichen Strömung eingelagerter Trog
die Alpen überquert und auf Süddeutschland übergreift. Dies dürfte eine erneute
Intensivierung der Gewittertätigkeit zur Folge haben. Wahrscheinlich bleibt es
nur im Nordosten durchweg trocken. Allerdings frischt im Nordosten und ganz im
Norden der Wind auf, an der Ostseeküste sind in exponierten Lagen stürmische
Böen nicht auszuschließen.
Am Samstag weitet sich der über Süddeutschland liegende Trog nach Osten aus.
Auch wenn die dynamischen Antriebe schwach bleiben, so sind weiterhin teils
heftige Gewitter zu erwarten, wobei Unwettergefahr hauptsächlich durch
Starkregen besteht. Wie bereits am Vortag bleibt der Nordosten hiervon
ausgenommen.
Zum Sonntag hin beginnt sich die Wetterlage umzustellen. Dies wird durch eine
von Ostgrönland ausgehende Trogbildung eingeleitet, der hieraus entstehende
kräftige Trog greift bis Sonntag auf Skandinavien über. Die dem Trog
vorgelagerte Kaltfront dringt bis in die nördliche Nordsee über. Weiter
westlich, d.h. über dem Seegebiet südlich von Island, regeneriert sich das
blockierende Hoch. Hiervon ausgehend ist ein Keil bis nach Mitteleuropa
gerichtet. An dessen Südflanke sickert von der Nordsee her allmählich etwas
kühlere Luft ein, die stabilisierend wirkt. Gewitter werden hierdurch zusehends
weniger wahrscheinlich, zumindest sind die Voraussetzungen für Unwetter dann
nicht mehr so gegeben.
Am Montag greift die Kaltfront, die einen stabilen aktiven Charakter aufweist,
auf den Norden Deutschlands über. Die bisher in weiten Teilen Deutschlands
wetterbestimmende Tiefdruckrinne nach Süd- und Südwestdeutschland abgedrängt, so
dass sich die Gewitterneigung auf diese Gebiete beschränkt. Aber auch dort
sollte sich das Einsickern der trockeneren Luft von Norden bemerkbar machen, so
dass die Gewitterneigung tendenziell geringer wird bzw. sich noch entwickelnde
Gewitter schwächer ausfallen als an den Tagen zuvor.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich das
blockierende Hoch nach Fennoskandien und weitet sich nach Norden aus. An dessen
Südflanke gelangt in den Norden und Nordosten nicht mehr so warme Luft, was dort
einen leichten Temperaturrückgang zur Folge haben dürfte. Die trockenere Luft
setzt sich auch weiter südwestwärts durch, so dass die Gewitterneigung dann auf
die südwestdeutschen Mittelgebirge und den Alpenrand beschränkt bleibt und die
Unwettergefahr vorerst gering ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Läufen weitgehend konsistent. Allerdings ist nach dem heutigen Lauf
ein beginnender leichter Temperaturrückgang eher fraglich. Bis Montag wird dann
das Zirkulationsmuster gegenüber den beiden Modellläufen des Vortages etwas nach
Osten verschoben, wodurch der Kaltluftvorstoß dann eher über Osteuropa nach
Süden gerichtet ist und sich über dem Vorhersagegebiet nur im Norden und
Nordosten etwas zurückgehende Temperaturen bemerkbar machen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird die erneute Entwicklung
eines blockierenden Hochs, das sich zunächst über der Nordsee bildet, vom
aktuellsten Modelllauf deutlicher gezeigt als von den beiden Simulationen des
Vortages.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Freitag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin kaum
ableiten. Allerdings lässt GFS den sich über Osteuropa südwärts ausgreifenden
Trog weiter im Westen vordringen und zum Samstag auch noch austropfen, wodurch
der Nordosten dann von kühlerer Luft gestreift werden könnte. Am Wochenende ist
das GFS ohnehin sehr antizyklonal geprägt. Am Rande eines vom Nordatlantik nach
Deutschland reichenden Hochkeils sollten nach GFS keine Gewitter mehr auftreten.
In diese Richtung tendieren auch UKMO und ICON. EZMW und auch das Modell des
kanadischen Wetterdienstes belassen auch am Sonntag eine flache Tiefdruckrinne
über Deutschland, was für eine (wenn auch leicht gedämpfte) Andauer der
Gewittertätigkeit sprechen würde.
Zu Wochenbeginn nähern sich die verfügbaren Modelle hinsichtlich der
Konstellation ihrer Basisfelder wieder an. Unterschiede ergeben sich in der
Frage, inwieweit sich erneut eine flache Tiefdruckrinne über Deutschland
entwickelt. Diese ist nach GFS und dem kanadischen Modell ausgeprägter als nach
EZMW. Die Variante der amerikanischen Modelle würde demnach wieder ein Aufleben
der Gewittertätigkeit bis hin zum Unwetter zur Folge haben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Allerdings sind gerade
die beiden jüngeren Läufe, die ab Freitag Signale für einen vorübergehenden
Temperaturrückgang im Osten zeigen. Die erneute Entwicklung einer flachen
Tiefdruckrinne im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt sich auch
an einer höheren Wahrscheinlichkeit für CAPE (z.B. für mehr als 1000 J/kg) und
anhand ausgeprägterer Niederschlagssignale nachvollziehen. Die Einzellösungen
weisen insgesamt nur einen geringen Spread auf.
Das EPS des EZMW zeigt ein ähnliches Verhalten, wobei der Spread nach Nordosten
hin etwas ausgeprägter ist als in den anderen Gebieten. Die Einzellösungen des
EPS lassen sich in 5 Clustern zusammenfassen, wobei sich über Mitteleuropa nur 2
Gruppen bilden ließen. Die eine zeigt eine erneute Regenerierung der
Blockierung, was von etwa 2/3 der Einzellösungen so gesehen wird. Hier sind auch
der deterministische und der Kontrolllauf zu finden. Das restliche Drittel lässt
eine nordwestliche Strömung auf Mitteleuropa übergreifen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Hier steht im Mittelpunkt die Gewittertätigkeit, wobei sich bis einschließlich
dem Wochenende nur wenig Abschwächungstendenzen zeigen. Gewitter bis hin zum
Unwetter, vor allem durch heftigen Starkregen, sind weiterhin zu erwarten. Erst
zum Sonntag hin dürfte, abgesehen vielleicht vom Südwesten und von den
alpennahen Gebieten, eine Entspannung einsetzen.
Abgesehen hiervon können am Donnerstag und Freitag an der Ostseeküste in
exponierten Lagen einzelne stürmische Böen auftreten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS + Erhaltungsneigung
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann