DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-05-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 22.05.2018 um 10.30 UTC



Anfangs Schauer und Gewitter, im Verlauf freundlicher, ansteigende Temperaturen.

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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 29.05.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Freitag erstreckt sich ein
Langwellentrog von Nordwestafrika bis ins Nordmeer und verfügt über mehrere
Drehzentren. Auf der Vorderseite stützt er am Boden tiefen Luftdruck, der sich
von den Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel zieht. Dem gegenüber kann
sich sowohl über Skandinavien bzw. Nordosteuropa als auch über Nordafrika hohen
Geopotential ausbreiten, welches durch einen schmalen Rücken über das mittlere
Mittelmeer, den Alpenraum und Deutschland hinweg verbunden ist. Vor allem über
Nord- und Nordosteuropa korreliert das hohe Geopotential mit einem ausgeprägten
Bodenhoch. Über Mitteleuropa stellen sich dabei eine schwachgradientige
Luftdruckverteilung, mit tiefem Luftdruck nach Südwesten zu, ein. Mit einer
südwestlichen bis südlichen Grundströmung gelangt feuchtwarme und labil
geschichtete feuchte Subtropikluft stückweise nordwärts. Zudem sorgen
kurzwellige Anteile wiederholt für schwachen Hebungsantrieb. Entsprechend muss
vor allem in der Südwesthälfte, etwa südwestlich der Linie
Ostfriesland-Erzgebirge, mit teilweise kräftigen konvektiven Umlagerungen
gerechnet werden.

Am Samstag schnürt sich der Langwellentrog zu einem großräumigen
Höhentiefkomplex ab und verlagert sich dabei leicht nach Westen. Im gleichen
Zuge verschiebt sich auch das hohe Geopotential westwärts. Analog zu den
gestrigen Ausführungen hält sich im Westen und Süden unter schwachem
Tiefdruckeinfluss weiter feuchte Luft. Die aufkommende Konvektion kann dabei
zunächst nicht gänzlich durch das Absinken aus der Höhe unterdrückt werden. Die
Schauer- und Gewitteraktivität sollte aber in den genannten Regionen über das
Wochenende hinweg nahezu abklingen. Gewisse Unsicherheiten gibt es durch ein
Höhentief, dass sich langsam von Polen her in den Osten des Landes schiebt.
Einhergehend wird dort feuchtere Luft herangeführt. Die von der Höhe induzierten
Hebungsprozesse führen jedoch meist nur zu schwachen Niederschlagssignalen etwa
östlich der Elbe.

Zu Wochenbeginn dockt der Höhentiefkomplex wieder an die Höhenströmung an und
verlagert sich dabei wieder etwas ostwärts. Dabei fängt er auch langsam das
Höhentief über dem Osten des Landes ein, welches nachfolgend als eigenständiges
Drehzentrum, aber unter Abschwächung, über den Norden hinweg in die Nordsee
zieht. Am Boden wird auf der Trogvorderseite eine Tiefdruckrinne gestützt, die
bis Dienstagabend bis in den äußersten Westen und Südwesten Deutschlands
vorankommt. Aufgrund entsprechender dynamischer Hebungsprozesse nimmt dort die
Schauer- und Gewitterneigung wieder zu. Der Süden und die Mitte sowie im Verlauf
auch der Osten liegen dagegen unter antizyklonalem Einfluss.

Über den gesamten Zeitraum hinweg wird aufgrund der großskaligen
Zirkulationsmuster, die an eine Omegalage erinnert, eine warme bis sehr warme
Witterung mit Höchstwerten regional über 30 Grad erwartet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann für Mitteleuropa als
relativ gut bezeichnet werden. Signifikante Unterschiede in den
Zirkulationsmustern sind nicht zu erkennen. Lediglich kleinräumig sind gewisse
Abweichungen festzustellen.

Deutschland befindet sich nahezu über den gesamten Zeitraum zwischen einem
ausgeprägten und hochreichenden Tiefdruckkomplexes, der sich von den Britischen
Inseln bis zur Iberischen Halbinsel erstreckt, sowie hohem Luftdruck über Nord-
und Nordosteuropa sowie Nordafrika. Da sich in der Höhe sowohl über Westeuropa
als auch über Ost- bzw. Südosteuropa ein Langwellentrog weit nach Süden
erstreckt und gleichzeitig einen schwachen Rücken von Nordafrika bis zum
großräumigen Höhentief über Skandinavien stützt, ähnelt die Struktur einer
Omegalage.

Grundsätzlich nehmen die dynamischen Hebungsprozesse und somit auch die Schauer-
und Gewitteraktivität aufgrund der beschriebenen Luftdruckmuster am Wochenende
ab. Gewisse Unsicherheiten gibt es allerdings von Samstag bis Dienstag im Osten
des Landes, wo die genaue räumliche Einordnung eines Höhentiefs von Lauf zu Lauf
unterschiedlich interpretiert wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis in den Freitag hinein werden die synoptischen Felder von den globalen
Modellen recht ähnlich prognostiziert. Erst deutlichere Unterschiede zeigen sich
am Samstag im Geopotentialfeld, von EZMW und GFS über dem Osten
Deutschlands/Tschechien/Polen ein Höhentief simulieren, während ICON im Bereich
der zentralen Ostsee auf leicht erhöhtes Geopotential setzt, das Höhentief
dagegen weiter Südlich (Ungarn) ansiedelt. Einig sind sich die Modelle in diesem
Zusammenhang aber dahin gehend, dass die Geopotentialfelder kaum dynamische
Antriebe generieren werden. Über West- und Südwesteuropa sind die Unterschiede
im Geopotentialfeld geringer, das gilt ebenso für das Bodendruckfeld, wo die
Konstellation "Hoch nördliche Nordsee-Europäisches
Nordmeer-Skandinavien-Russland und Tief Südwest- und Südeuropa" bei den hier
primär betrachteten Modellen (EZMW, GFS, ICON), aber auch z.B. bei UKMO oder
GEM) zu finden sind.

Am Sonntag sind ähnliche Modellunterschiede zu erkennen wie am Samstag. Über dem
östlichen Mitteleuropa simulieren EZMW (über Mitteldeutschland) und GFS (über
Südpolen) jeweils ein abgeschlossenes Höhentief, ICON setzt dagegen auf einen
Rücken, der von einem Höhenhoch über Skandinavien nach Südosten in Richtung
Rumänien gerichtet ist. Im Bodendruckfeld bleiben die Unterschiede dagegen
vergleichsweise überschaubar, weiterhin steht bei allen Modellen hoher Luftdruck
über Nordeuropa tiefem über Südeuropa gegenüber.

Ab Montag laufen die Modelle recht deutlich auseinander. Bei EZMW fällt von
Südwesten her den Druck deutlich, GFS, vor allem aber ICON lassen diese
Umstellung deutlich langsamer ablaufen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Für den Zeitraum +72 bis +96 Stunden simulieren die EZMW-Ensembles 5 Cluster,
die aber allen über den gesamten Zeitraum in der Kategorie "Blocking" (mit
kräftigem Rücken über Mitteleuropa und Hochdruck über Nordwesteuropa und
Skandinavien) liegen. Dabei hat der größte Cluster 17 Mitglieder, der kleinste 6
Mitglieder, wobei Haupt- und Kontrolllauf in den 3ten Cluster fallen.

Die Blockierungslage wird auch im Zeitraum +120 bis +168 Stunden als einzige
Lage angeboten, wobei jetzt 3 Cluster simuliert werden und Haupt- und
kontrolllauf im mit 22 Mitgliedern größten Cluster liegen.

Im Zeitfenster +192 bis +240 Stunden wird sogar nur ein Cluster gerechnet, der
zur Kategorie - täterätä - Blockierung gehört.

Die Rauchfahnen von EZMW zeigen bis zum Samstag einen deutlichen Anstieg des
Geopotentials, danach soll dieser bei erhöhter Streuung auf relativ hohem Niveau
bleiben. Die 850er Temperaturen bleiben bis Freitag in einer Spanne von 9 bis 12
Grad, dann steigen sie leicht, zum Beginn der neuen Woche dann sogar deutlicher
an, wobei die Streuung und damit die Prognoseunsicherheit ab Samstag deutlich
zunimmt.

Im Kern stützen die GFS-Ensembles die Aussagen des EZMW-Ensembles. Beide
Ensembles simulieren die höchsten Temperaturen (850 hPa, Station Offenbach) am
Montag/Dienstag der kommenden Woche. Während der operationelle Lauf des GFS aber
mit 16 Grad das Maximum seines Ensembles darstellt, liegt der operationelle Lauf
von EZMW mit 15 Grad im der Mitte seines Ensembles, die Extremläufe erreichen
dort sogar 850er Werte von bis zu 18 Grad.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI sieht im Mittelfristzeitraum für weite Teile Deutschlands signifikant höhere
Temperaturen als im klimatologischen Mittel.

COSMO-LEPS sieht für Freitag im Norden verbreitet und im Süden gebietsweise, am
Samstag überall hohe Wahrscheinlichkeiten von bis zu 100% für Temperaturen über
25 Grad. Mehr als 30 Grad werden laut COSMO-LEPS am Freitag im Norden mit bis
zu 20%tiger Wahrscheinlichkeit erreicht. Am Samstag fällt die 30-Grad-Marke dann
im Norden mit bis zu 60%tiger Wahrscheinlichkeit, entlang des Rheins mit bis zu
40%tiger Wahrscheinlichkeit.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMOX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel / Martin Jonas