DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-05-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.05.2018 um 10.30 UTC



Vielfach freundlich und warm, vorrangig im Westen und Süden gebietsweise Schauer
und Gewitter, nur vereinzelt mit Unwettergefahr.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 25.05.2018


Am Pfingstmontag ist ein umfangreiches und bis in höhere Troposphärenschichten
ausgeprägtes Hoch über der Ostsee wetterbestimmend. Mit einer östlichen Strömung
wird dabei trockene und warme Festlandsluft (cSp) nach Deutschland geführt.
Flankiert wird die Antizyklone von einem Kaltlufttropfen über Weißrussland und
einem Trogresiduum über Westeuropa. Letzteres begünstigt eine flache
Tiefdruckrinne, die sich von Belgien und Frankreich langsam in die Gebiete
westlich des Rheins und südlich der Donau vorarbeitet. Dort ist die Luft etwas
feuchter (xSp) und potentiell instabil geschichtet. Aufgrund mangelnden
Hebungsantriebs bedarf es in den meisten Fällen der Unterstützung der
Orographie, um lokale Schauer und Gewitter auszulösen. Bei niederschlagbaren
Wassergehalten um 25 mm (PPW) beschränken sich bei nur geringer
Verlagerungsgeschwindigkeit (700 hPa Winde um 10 Knoten aus Südost) die
Hauptbegleiterscheinungen auf den Starkregen. Aufgrund des bodennahen trockenen
Einschubs aus Osten sind allerdings lokal auch Sturmböen wahrscheinlich
(inverted V-Struktur in Temps).

Zur Wochenmitte zieht sich das Hoch weiter nach Nordosten zurück und verliert an
Einfluss. Der Kaltlufttropfen wird mit der Bodenströmung nach Westen gesteuert,
kommt aber angekommen über Polen kaum nach westwärts voran und beschert
allenfalls den odernahen Gebieten einzelne schwache Schauer. Das o.e.
Trogresiduum über Westeuropa kommt unterdessen zögernd ostwärts voran
(Deutschland wird gewissermaßen "umzingelt"), womit die Bodenrinne etwas Raum
nach Osten gewinnt und sich zudem die Hebungsvorgänge auf der Vorderseite etwas
intensivieren. Schauer und Gewitter werden somit zahlreicher und die
Unwettergefahr durch lokal heftigen Starkregen steigt etwas an. Nordöstlich von
Weser und Werra bleibt es voraussichtlich trocken.

Die Entwicklung bis zum Ende der Mittelfrist am kommenden Freitag gestaltet sich
sehr unsicher. Die große Frage ist, was mit den Trogresten (eventuell mehrere
kleine Höhentiefs/"Eier") passiert? Nennenswerte synoptische Strukturen lassen
sich jedenfalls nicht mehr auszumachen. Das derzeit wahrscheinlichste Szenario
beinhaltet noch immer leicht zyklonalen Einfluss in der mittleren Troposphäre,
der vorrangig über der Mitte und dem Süden lokale Konvektion begünstigt. Es soll
aber an dieser Stelle betont werden, dass eine überregionale Unwetterlage sehr
unwahrscheinlich ist und auch in den potentiell gefährdeten
Niederschlagsgebieten durchaus sonnige Abschnitte anzutreffen sind. Das
Temperaturniveau bleibt in jedem Falle im warmen Bereich mit Tageshöchstwerten
um 25 Grad.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die allgemeine Lage der Tiefdruckrinne sowie das gleichbleibend warme
Temperaturniveau werden bis einschließlich Mittwoch relativ konsistent
simuliert, danach wird's doch ziemlich chaotisch. Gerade aufgrund der
gradientschwachen Lage ist die genaue Position und Intensität der Höhentiefs von
entscheidender Bedeutung. Hier geht der Trend in den jüngsten Läufen im Zeitraum
Mi-Fr (Tag 5-7) hin zu einer zyklonaler geprägten Höhenströmung mit vermehrten
Schauern und Gewitter - zumindest in der Mitte und im Süden. Die Zonalisierung
zum Ende der Mittelfrist ist hingegen vorerst vom Tisch. Stattdessen wird ein
Cut-Off über Frankreich simuliert mit potentiell kräftigen Niederschlägen im
Westen. __________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch hier gilt: bis Mittwoch halbwegs konsistente Entwicklung in den
verschiedenen Globalmodellen (Einigkeit, dass uns der KLT aus Osten so gut wie
nicht tangiert), danach geht's doch deutlich auseinander.
GFS kräftigt/regeneriert zur Wochenmitte ein Hoch über der Nordsee und dem
Nordmeer. Dadurch sind Schauer und Gewitter nicht nur schwächer ausgeprägt, sie
kommen demnach nicht zur Mitte Deutschlands voran, sondern werden im Gegenteil
zum Alpenrand und zum südlichen Schwarzwald abgedrängt.
ICON und das chinesische CMA stellen eine Kompromisslösung aus EZ und GFS dar,
Schauer und Gewitter vor allem im Westen und Süden, im Norden und Osten eher
antizyklonaler Einfluss.
Das kanadische GEM deutet zum Ende der Mittelfrist die unwahrscheinliche
Variante einer antizyklonalen Nordwestlage an.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Geopotential- und Temperaturverläufe der Rauchfahnen sind nahezu landesweit von
konstant hohen Werten (570 gpdm und knapp 10 Grad) gekennzeichnet. Sowohl die
deterministischen Läufe als auch die Memberschar zeigen dabei einen recht
konsistenten Verlauf, wobei der Spread ab Mittwoch deutlich zunimmt. Ins Auge
springt der nach unten abweichende Kontrolllauf in der erweiterten Mittelfrist
im Südwesten (nahe 0 Grad in 850 hPa am Beispiel von Trier und Freiburg), was
wohl der unsicheren Lage des Cut-Offs geschuldet ist. Die übrigen synoptisch
relevanten Entwicklungen sind zu schwach/kleinskalig, als dass sie sich in den
Ensemble widerspiegeln würden. Die Verteilung der Niederschlagssignale ist
diffus, aber unterm Strich aufgrund der Lokalität selbst im Westen und Süden im
Schnitt enttäuschend schwach ausgeprägt.

Dass eine Zonalisierung vorerst vom Tisch ist, belegen auch die Cluster. Alle 3
im Zeitraum +120-168h (Mi-Fr) sind durch Blockierungen charakterisiert und
annähernd gleichverteilt. Die GFS Lösung ist durch Cluster 1 repräsentiert, GEM
in Ansätzen in Cluster 3, wobei Haupt- und Kontrolllauf des EZ auch in Cluster 3
eingeordnet wurden, allerdings in der zyklonal gearteten Nordwestlage nächsten
Freitag.

FAZIT: Damit ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es bis Ende nächster
Woche in weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands trocken und warm bleibt. In der
Mitte muss vor allem am Nachmittag zur Wochenmitte zeit- und gebietsweise mit
Schauern und Gewittern gerechnet werden, im Westen und Süden häufiger.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Bezüglich der Begleiterscheinungen wurde bereits in der synoptischen
Beschreibung der Basisfelder Bezug genommen. Vorrangig sollte im Bergland Süd-
und Westdeutschlands mit teils kräftigen Gewittern mit lokalem Starkregen,
kleinkörnigem Hagel und Sturmböen zu rechnen sein. Eine geringe
Wahrscheinlichkeit besteht bezüglich heftigen Starkregens mit mehr als 25 l/qm
binnen einer Stunde aufgrund der geringen Verlagerungsgeschwindigkeit der Zellen
mit vorläufigem Höhepunkt am Donnerstag.
Mit Ausnahme des COSMO-Leps (bis 15% im Schwarzwald und am Alpenrand für mehr
als 30 l/qm binnen 24 Stunden am Dienstag) liefern die Ensemble und auch der EFI
bis dato keine Hinweise auf markante Starkregenfälle, was die nur sehr geringe
Wahrscheinlichkeit für vereinzelte (lokal eng begrenzte) unwetterartige
Entwicklungen unterstreicht.


Gerade entlang und östlich der Elbe ist mittelfristig mit einer hohen
Waldbrandgefahr zu rechnen. In Teilen Nord- und Ostdeutschlands bleibt es
weiterhin dramatisch trocken.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen