Thema des Tages
07-05-2018 12:20
Trockene Wärme
Die "Schattenseite" des bundesweiten Traumwetters mit blauem Himmel
und sommerlichen Temperaturen hat das gestrige Thema des Tages
beleuchtet. Aktuell sind die Böden gebietsweise bereits so stark
ausgetrocknet, dass zur Wochenmitte in Teilen Deutschlands die
höchste Waldbrandgefahrenstufe 5 ausgerufen werden könnte. Im
heutigen Thema des Tages soll es hingegen um positive Nebeneffekte
des aktuellen Wetters gehen.
Die Sonne lacht, die Vöglein zwitschern - am vergangenen Wochenende
hielt es kaum mehr einen in den eigenen vier Wänden. Vielleicht haben
Sie eine Radtour unternommen, am See Beachvolleyball gespielt oder
dem Hund eine Frisbee zugeworfen? Egal wie, sind sie bei körperlich
anstrengenden Außenaktivitäten ins Schwitzen geraten? Für Ihre
Verhältnisse sicherlich langsamer oder vielleicht auch gar nicht,
denn die Luftmasse ist kontinental geprägt und damit angenehm
trocken.
In der unten aufgeführten Karte sehen Sie die Verteilung der
relativen Luftfeuchte am gestrigen Sonntag um 16 Uhr Ortszeit. Diese
lag verbreitet bei nur 20 bis 40%. Bildlich gesprochen enthielt die
Luft zu dem Zeitpunkt nur rund ein Drittel der Wasserdampfmenge, die
sie bei den derzeitigen Temperaturen (gemessen um 16 Uhr meist
zwischen 20 und 25 Grad) theoretisch maximal aufnehmen könnte.
Lediglich an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind oder im höheren
Bergland wurden auch mal 50% überschritten. In absoluten Zahlen
(siehe absolute Feuchte im DWD-Wetterlexikon) bedeutet das
umgerechnet gerade einmal 5 bis 10 Gramm Wasserdampf pro Kubikmeter
Luft.
Insofern hatte die Atmosphäre also viel "Puffer", um überschüssige
Feuchte aufzunehmen. Ideale Bedingungen also, um die Wäsche im Freien
zu trocknen. Dazu ein leichtes Lüftchen und im Handumdrehen können
Sie die mühsam aufgereihten Textilien wieder ihrem angestammten Platz
im Kleiderschrank zuweisen. Ein weiterer positiver Nebenaspekt der
geringen Luftfeuchte ist die beträchtliche nächtliche Abkühlung, die
in trockener Luft und bei klaren windstillen Bedingungen am
effektivsten von statten geht (ungehinderte langwellige
Ausstrahlung). So lassen sich die Schlafräume am Abend (zumindest
jetzt noch) rasch auf traum-taugliche Temperaturen trimmen.
Um das Temperaturempfinden des Menschen zu beschreiben, bedient man
sich der sogenannten "Gefühlten Temperatur". Neben der Lufttemperatur
und -feuchte spielen hierbei auch noch weitere meteorologische Größen
wie Wind und Strahlung eine entscheidende Rolle. Vereinfacht
ausgedrückt gibt die gefühlte Temperatur wieder, in welchem Maße der
Organismus damit beschäftigt/beansprucht ist Kälte-/Wärmereize, die
auf uns wirken, auszugleichen. Hat unser Körper aufgrund eines hohen
Temperatur- und Feuchtegehalts zunehmend Probleme über Verdunstung
(Transpiration bzw. Schwitzen) Wärme an die Umgebung abzugeben,
spricht man von Schwüle.
Aktuelle Prognosen der gefühlten Temperatur sowie des
Schwüleempfindens können sie täglich aktualisiert und europaweit
dargestellt auf unserer Homepage unter
https://www.dwd.de/DE/leistungen/geftempschwuele/geftempschwuele.html
?nn=16102
nachschauen. Dort ist neben der täglich-periodischen Variation
zwischen Tag- und Nachtbelastung auch sehr schön zu erkennen, dass ab
Mittwoch die gefühlte Temperatur (infolge Feuchtezunahme) allmählich
zunimmt. Dies äußert sich in einer zunehmenden Schauer- und
Gewitterneigung, die spätestens zum Donnerstag (Christi Himmelfahrt
bzw. Vatertag) das beinahe bundesweite "Hochglanzwetter" fürs Erste
beenden wird.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.05.2018
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