DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
05-05-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.05.2018 um 10.30 UTC
Zunächst nur im südlichen Bergland einzelne Gewitter und sommerlich warm. Ab
Wochenmitte zunehmende Schauer- und Gewitterneigung und etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 12.05.2018
Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag befindet sich ausgehend vom Ostatlantik
ein langgestreckter zonal ausgerichteter Höhenrücken über weiten Teilen West-
und Mitteleuropas, von dem sich am Mittwoch ein abgeschlossenes Höhenhoch etwa
über der Ostsee und dem Baltikum abspaltet. Dadurch gestützt wird ein Bodenhoch,
dessen Schwerpunkt sich von Skandinavien in den Nordosten Europas verlagert.
Deutschland liegt am Rande des Hochs in einer östlichen Strömung, mit der
trockene Kontinentalluft in weite Teile des Landes geführt wird. Sie kann sich
bei sonnigem Wetter vielerorts auf sommerliche Höchstwerte über 25 Grad erwärmen
(850 hPa Temperaturen zwischen etwa 8 und knapp 14 Grad). Insbesondere am
Dienstag können sogar ganz lokal auch 30 Grad erreicht werden.
Einzig in den äußersten Süden und Südwesten Deutschlands gelangt vorderseitig
einer Tiefdruckrinne über Frankreich etwas feuchtere und leicht instabile Luft,
sodass sich am Dienstag im Schwarzwald und an den Alpen mit Unterstützung der
Orographie lokal Schauer und Gewitter entwickeln können.
Mit Nordostverlagerung des Hochs am Mittwoch kann die Tiefdruckrinne auf den
Westen und Südwesten Deutschlands übergreifen, sodass auch in den westlichen
Mittelgebirgen die Gefahr für lokale Schauer und Gewitter ansteigt. Ein weiterer
Schönheitsfehler zeigt sich bei der Betrachtung des Geopotentials, wo sich ein
Kaltlufttropfen mit der östlichen Bodenströmung von Österreich in den Süden
Deutschlands verlagert. Entsprechend nimmt auch dort die Neigung zu einzelnen
Schauern und Gewittern zu.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Kaltlufttropfen über die Mitte
hinweg nordwestwärts, wo er schließlich tagsüber von einem Höhentrog über den
Britischen Inseln als Randtrog aufgenommen wird. Dieser schwenkt im weiteren
Verlauf über Deutschland hinweg um sich schließlich am Freitag erneut zu einem
Höhentief über dem Nordosten Deutschlands abzuspalten.
Mit Durchschwenken des Randtroges kommt auch die Tiefdruckrinne über Deutschland
weiter ostwärts voran und hat uns bis Freitag früh ostwärts überquert. Dabei
entwickeln sich auf Basis der Modelle häufiger Schauer und Gewitter, die
trockene Vorgeschichte könnte allerdings dämpfend auf die
Niederschlagsentwicklung wirken.
Eingelagert in die Rinne ist die Kaltfront eines Tiefs bei Island. Sie bringt
einen Schwall etwas kühlerer Meeresluft mit sich, wobei die 850 hPa Temperatur
vorübergehend auf etwa 6 bis 0 Grad absinkt.
Rückseitig gelangen wir erneut unter Hochdruckeinfluss, der auch am Samstag
weiterhin unser Wetter dominiert, sodass sich die trockene Witterung nach der
kurzen Unterbrechung fortsetzt. Auch in der erweiterten Mittelfrist sind keine
flächendeckenden Niederschläge zu entdecken. Zudem steigt das Temperaturniveau
von Süden wieder etwas an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die großräumigen synoptischen Strukturen werden im heutigen 00 UTC Lauf des EZMW
für die Mittelfrist sehr ähnlich zu den gestrigen Läufen prognostiziert.
Ab Donnerstag ergeben sich im Detail aber doch Unterschiede zu den Vorläufen. So
ist das Wettergeschehen in Deutschland etwas zyklonaler geprägt. Insbesondere am
Donnerstag werden die teils gewittrigen Niederschläge im Bereich der
Tiefdruckrinne häufiger bzw. verbreiteter prognostiziert als in den gestrigen
Läufen des EZMW.
Dagegen gab es nach den gestrigen Läufen am Samstag in Verbindung mit einem
Höhentrog über Westeuropa Signale für Regen zumindest in der Westhälfte. Nach
dem heutigen Lauf bleibt der Trog deutlich weiter westlich, sodass sich die
trockene Witterung fortsetzt.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich bei den Temperaturen. Während sich die
sommerlichen Höchstwerte auf Basis der gestrigen Läufe auch gegen Ende der
Mittelfrist fortsetzen sollten, kommt es nun am Donnerstag zur Passage der
Kaltfront und somit zu einem leichten Temperaturrückgang.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Modellunterschiede beginnen bereits am Mittwoch bezüglich des Höhentiefs.
Nach GFS verbleibt es südlich von uns und hat somit keinen Einfluss auf unser
Wetter. Bei ICON ist es in Ansätzen zu erkennen, aber eben deutlich schwächer
ausgeprägt.
Ab Donnerstag nehmen die Unsicherheiten bei der Niederschlagsprognose deutlich
zu. Am zyklonalsten geprägt ist ICON, bei dem die Rinne auch am Freitag noch
über uns verweilt, sodass dann insbesondere in der Osthälfte weitere Schauer und
Gewitter zu erwarten sind. Aufgrund von ausreichend vorhandener Hebung wären
dann auch kräftigere Entwicklungen nicht ausgeschlossen. GFS hingegen ähnelt dem
EZMW-Modell und lässt nach Frontpassage erneut Hochdruckeinfluss dominieren,
wobei das Hoch kräftiger ausgeprägt ist als bei EZMW.
Die Annäherung eines Höhentroges am Wochenende von Westen wird von allen drei
Modellen prognostiziert. Allerdings lassen ICON und GFS diesen weiter Richtung
Deutschland vorankommen bzw. ausgreifen, sodass dann am Wochenende im Gegensatz
zu EZMW gebietsweise Regen fallen würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die "Rauchfahne" für Offenbach zeigt bis einschließlich Freitag einen
einheitlichen Verlauf mit einem markanten Temperaturrückgang am Donnerstag und
nachfolgend wieder leicht ansteigenden Temperaturen in 850 hPa. Nur wenige
Member verfolgen noch die Lösung des gestrigen 00 UTC Laufs des EZMW, bei dem
die Kaltfrontpassage nicht stattfinden sollte. Reichlich vorhandene
Niederschlagssignale am Donnerstag lassen auf etwas Regen hoffen. Am Freitag
gehen die Niederschlagssignale auch für die Stationen Hamburg, Berlin, Leipzig
deutlich zurück, wodurch die ICON-Lösung mit weiteren Niederschlägen am Freitag
unwahrscheinlicher wird.
In der erweiterten Mittelfrist nimmt der Spread bei allen Parametern deutlich
zu.
Die Unsicherheiten ab Freitag spiegeln sich auch in der Clusterung wider. Für
den Zeitraum von t+120 bis 168 Stunden gibt es fünf Cluster, wobei die Mehrheit
für eine Fortsetzung des antizyklonal geprägten Wetters ist.
Für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden gibt es nur zwei Cluster, wobei keine
alternativen Szenarien zu erkennen sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Dienstag können sich im Schwarzwald und an den Alpen lokal Gewitter bilden,
teils in Verbindung mit markantem Starkregen, stürmischen Böen und Hagel.
Am Mittwoch nimmt die Gewitterneigung in Verbindung mit dem Höhentief bzw. der
Tiefdruckrinne im Süden sowie in den westlichen Mittelgebirgen zu. Die PPW Werte
liegen um 20 mm, sodass lokal markanter Starkregen zu erwarten ist. Aufgrund
schwacher Höhenwinde kann insbesondere im Bereich der Mittelgebirge lokal
heftiger Starkregen nicht ausgeschlossen werden. Weitere Begleiterscheinungen
sind stürmische Böen und Hagel.
Am Donnerstag steigen CAPE und PPW noch etwas weiter an. Überwiegend ist
weiterhin mit markanten Gewittern zu rechnen, lokal besteht aber die Gefahr für
unwetterartige Entwicklungen insbesondere aufgrund von Starkregen.
Am Freitag und Samstag ist die genaue Entwicklung noch unsicher.
Abgesehen von Gewittern werden keine weiteren Wettergefahren erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger