DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
24-04-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.04.2018 um 10.30 UTC
Unbeständig, vor allem in der Südosthälfte zeitweise kräftige Gewitter.
Insgesamt sehr mild bis warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 01.05.2018
Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Freitag kommt es vor
Westeuropa zu einer markanten Austrogung. Ausgehend von diesem Trog schwenkt ein
Randtrog über Großbritannien hinweg Richtung Nordsee, wodurch ein zunächst noch
über Deutschland liegender flacher Höhenrücken weiter ostwärts abgedrängt wird.
Korrespondierend zu dem Randtrog verlagert sich im Bodendruckniveau ein
Tiefdruckgebiet über England hinweg und erreicht Samstagfrüh die Nordsee. Die
Warmfront des Tiefs greift bereits in den Frühstunden von Südwesten auf
Deutschland über und kommt im Tagesverlauf rasch Richtung Norden voran. Am
Nachmittag folgt schließlich von Westen die Kaltfront nach. Vorderseitig gelangt
mit einer südlichen Strömung wieder wärmere Luft in den Osten und Süden des
Landes, wobei die Temperatur in 850 hPa gebietsweise bis auf 13 Grad ansteigt.
Die Niederschlagstätigkeit an der Front ist gering, allerdings nimmt an den
Alpen das Potential für Gewitter zu.
Aufgrund der nur noch langsamen Verlagerung des Tiefs über der Nordsee und einer
Wellenbildung über der Iberischen Halbinsel kommt die Kaltfront am Samstag über
Deutschland nur noch wenig weiter nach Osten voran. Somit verbleibt die
Südosthälfte in der wärmeren Luft, sodass sich dort vor allem im Südosten
Bayerns unter schwachem Tiefdruckeinfluss einzelne Gewitter entwickeln können.
Sonst bleibt es vielfach trocken, einzig im Nordwesten sind mit Durchschwenken
des Randtroges einzelne Schauer zu erwarten.
Am Sonntag zieht das Tief über die Nordsee zwar Richtung Skandinavien ab,
gleichzeitig verlagert sich aber das mittlerweile abgeschlossene Wellentief von
Südfrankreich kommend Richtung Südwest- und Süddeutschland, wo schließlich
mehrere Tiefkerne auszumachen sind. Die Luftmassengrenze über Deutschland wird
rückläufig, wodurch die wärmere Luft auch weite Teile der Mitte und des Westens
erreicht. Im Süden Bayerns steigt die Temperatur in 850 hPa bis auf 16 Grad an.
Damit nimmt auch die Labilität der Luftmasse deutlich zu, wobei sich in der
potentiell instabilsten Luft von Bayern bis nach Sachsen einzelne teils kräftige
Gewitter entwickeln können. Auch im Frontbereich treten Niederschläge auf,
warnwürdige Mengen werden aber nicht erwartet.
Am Montag kommt der Langwellentrog über Westeuropa etwas weiter ostwärts voran
und das Bodentief verlagert sich nordostwärts über Deutschland hinweg. Dessen
Kaltfront hat Deutschland bis zum Abend weitgehend überquert. Postfrontal
gelangt wieder kühlere Luft zu uns mit Temperaturen zwischen 3 Grad im Südosten
und minus 2 Grad im Norden. Mit Frontpassage bzw. vorderseitig kommt es nochmals
gebietsweise zu Gewittern.
Am Dienstag kann sich nach Abzug des Tiefs schwacher Hochdruckeinfluss
durchsetzen, sodass sich das Wetter weitgehend beruhigt. Allerdings verbleibt
vor allem die Westhälfte im Einflussbereich des Höhentroges über Westeuropa.
Zudem setzt im Laufe des Tages von Südwesten bzw. Süden wieder leichter
Druckfall ein, sodass erneut schwache Niederschläge aufkommen sollen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der jüngsten Modellläufe des EZMW kann bis Montag weitgehend als
gut bezeichnet werden. Es gibt zwar kleinere Unterschiede im Strömungsmuster
über Europa, insgesamt wird die Wetterentwicklung aber sehr ähnlich
prognostiziert.
Ab Montag lässt die Konsistenz nach und auch die Modellunterschiede werden
deutlich größer. Unsicher ist dabei die Position bzw. weitere Zugbahn des
Wellentiefs. Nach den gestrigen Läufen sollte es über Frankreich und Benelux
nordwärts ziehen und sich über der Nordsee zu einem kleinen Sturmtief
entwickeln. Entsprechend langsamer sollte auch die Passage der Kaltfront
ablaufen. Nach dem heutigen Lauf von 00 UTC des EZMW zieht es am Montag als
flaches Tief nordwärts über Deutschland hinweg. Insofern ist die
Wetterentwicklung ab Montag noch sehr unsicher, insbesondere bezüglich der
Niederschlagsprognose.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Erste Modellunterschiede gibt es bereits am Freitag. So lässt GFS den Randtrog
nicht über Großbritannien, sondern weiter südlich über Benelux und den Norden
Deutschlands hinweg ziehen. Somit gestaltet sich der Freitag nach GFS im
Gegensatz zu ICON und EZMW regnerisch. Auch die Verlagerung des Bodentiefs wird
sehr unterschiedlich prognostiziert, allerdings zeigen alle Modelle eine nur
flache Druckverteilung mit wenig Hebungsantrieben, sodass abgesehen von lokalen
Gewittern nach keinem Modell warnwürdige Wettererscheinungen zu erwarten sind.
Signifikanter werden die Unterschiede mit dem von Frankreich heranziehenden Tief
ab Sonntag. Erwähnenswert ist dabei vor allem die Lösung des GFS, das das Tief
in zwei Kerne aufteilen lässt. Einer verlagert sich Richtung Ärmelkanal. Ein
Weiterer zieht über das östliche Mitteleuropa nordwärts, was aufgrund von
Aufgleitprozessen im Osten Deutschlands für kräftige Niederschläge sorgt, die
auf Basis von GFS 24-stündig gebietsweise unwetterartig ausfallen. Insofern ist
die Wetterentwicklung ab Montag noch sehr unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahne für Offenbach zeigt zunächst eindeutig die erneute Erwärmung am
Freitag. Nachfolgend nimmt der Spread deutlich zu. Dabei ist wieder ein leichter
Temperaturrückgang zu erkennen, bevor die Temperatur zum Sonntag hin wieder
ansteigt. Dabei gibt es auch einige Member, die eine kältere Lösung als Haupt-
und Kontrolllauf zeigen, insofern ist noch unsicher, wie weit die Kaltfront nach
Osten vorankommt.
Eindeutig ist auch der erneute markantere Rückgang der Temperatur am Montag,
wobei die Abkühlung auf Basis der meisten Member sogar noch etwas früher beginnt
und die Kaltfront somit früher Offenbach passiert als bei Haupt- und
Kontrolllauf.
Häufig auftretende Niederschlagssignale bestätigen den eher wechselhafen
Wettercharakter im Mittelfristzeitraum.
Die Clusterung des EZMW besitzt für die Zeiträume t+72 bis 96 und t+120 bis 168
Stunden jeweils nur einen Cluster, sodass es keine alternativen Szenarien gibt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mit der Erwärmung von Süden sind am Freitag zunächst nur am Alpenrand einzelne
Gewitter in Verbindung mit Starkregen und Hagel wahrscheinlich. Sonst gibt es
keine signifikanten Wettererscheinungen.
Am Samstag sollte sich die Entwicklung einzelner Gewitter auf den Südosten
Bayerns beschränken, wobei weiterhin lokal Starkregen und Hagel auftreten
können.
Am Sonntag und Montag nimmt die Gewittergefahr zu. Betroffen ist dann die
Südosthälfte. Dabei steigt das Potential für lokal unwetterartige Entwicklungen
bei höherem CAPE und zunehmender Feuchte aufgrund von Starkregen und Hagel an.
Die am Montag und Dienstag von GFS im Osten Deutschlands prognostizierten teils
unwetterartigen Regenmengen werden weder von den deterministischen noch von den
EPS-Verfahren gestützt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger