DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-04-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.04.2018 um 10.30 UTC



Wechselhaft und zurückgehende Temperaturen, nach Wochenmitte auch im Süden bei
Sonne keine 20 Grad mehr. Am letzten April-Wochenende vorübergehend wärmer, aber
auch rasch wieder gewittrig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 27.04.2018


Nachdem sich über dem Nordatlantik bereits am Wochenende zuvor eine westliche
Strömung durchgesetzt hat, erfolgt dies ab Montag auch über Mitteleuropa in Form
von einer Trogpassage. Die dem Trog vorgelagerte Kaltfront greift rasch weiter
südostwärts über und drängt die bisher wetterbestimmende Warmluft nach Osten ab.
Dies geht mit Schauern und teils heftigen Gewittern einher; vor allem im
Südosten und an den Alpen besteht hierdurch Unwettergefahr. Bis in die Nacht zum
Dienstag hinein können an den Alpen diese Gewitter noch andauern.
Am Dienstag liegt der Norden unter einem schleifenden Frontenzug, so dass dort
wie auch im nördlichen Mittelgebirgsraum zeitweise Regen fällt. Südlich der
Mittelgebirge hält sich schwacher antizyklonaler Einfluss, was dort
Auflockerungen am wahrscheinlichsten werden lässt. Allerdings können sich an den
in der an den Alpen noch vorhandenen feuchtlabilen Luft erneut Gewitter
entwickeln. Während im Norden und in der Mitte die Temperaturen deutlich
zurückgehen, bleibt es im Süden noch relativ warm. Im Norden und in der Mitte
macht sich die vorübergehende Gradientzunahme in Form von stürmischen Böen an
der See und auf höheren Berggipfeln bemerkbar.
Am Mittwoch dreht die Strömung mit Annäherung eines breiten, in der westlichen
Strömung mitschwimmenden Troges leicht auf West-Südwest zurück. Dies lässt das
Schleifen des Frontenzuges über dem Mittelgebirgsraum andauern, so dass dort
länger andauernder Regen fällt. Ob Warnschwellen erreicht werden, ist noch nicht
sicher. Nach Süden und Südosten hin kann es noch auflockern, bevor auch dort
schauerartiger und teils gewittriger Regen einsetzt. In der Nacht zum Donnerstag
überquert dieser Trog das Vorhersagegebiet, wodurch die wellende Kaltfront
schleifend nach Süden gedrückt wird. Im Bereich der Mittelgebirge sowie an den
Alpen sind daher teils länger andauernde Niederschläge und möglicherweise auch
eine Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerte in Bezug auf Dauerregen zu
erwarten.
Am Donnerstag wölbt sich über dem nahen Ostatlantik ein breiter Rücken auf. Dies
lässt mit einer nordwestlichen Strömung maritime Polarluft bis zu den Alpen
vorstoßen. Da die Strömung zyklonal geprägt ist, sind schauerartige Regenfälle
zu erwarten, die in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge mit Schnee
vermischt sein können. Allenfalls im Südwesten, wo sich ein schwacher Hochkeil
bemerkbar macht, kann es ein paar Auflockerungen geben. Dabei kann der Gradient
erneut etwas zunehmen, so dass es für stürmische Böen an der See und auf
exponierten Berggipfeln reichen sollte. Dabei wird es dann auch im Süden
deutlich kühler als bisher.
Bis Freitag erreicht der Rücken die Nordsee, wodurch das korrespondierende
Bodenhoch auf Deutschland übergreift. Hierdurch dürfte es im Westen und im Süden
zusehends auflockern, wogegen im Norden und Osten noch Niederschläge zu erwarten
sind. Diese resultieren aus der dort noch schleifenden und als Warmfront
rückläufig werdenden Front. Gegenüber dem Vortag ergibt sich noch keine
wesentliche Temperaturänderung.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum beginnt die Strömung wieder
mehr zu mäandrieren mit dem Resultat, dass dem o.g. Rücken bereits am Sonntag
ein markanter Trog folgt. Dieser lässt nach einer vorübergehenden Erwärmung am
Samstag im Norden und Westen rasch wieder einen Temperaturrückgang einsetzen,
der spätestens am Montag auch die anderen Gebiete erfasst. Dies geht ab Sonntag
erneut mit Gewittern, teils bis hin zum Unwetter, einher. Allerdings ist diese
Entwicklung noch als relativ unsicher einzuschätzen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen relativ konsistent. Der am Donnerstag übergreifende
Trog wird vom aktuellsten lauf kräftiger simuliert als von den beiden gestrigen
Modelläufen, was zum einen den deutlicheren Temperaturrückgang und zum anderen
die Verzögerung der nachfolgenden Erwärmung erklärt.
Deutlichere Unterschiede ergeben sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum. Hier greift bereits am Sonntag ein neuer Trog auf
Mitteleuropa über. Die beiden gestrigen Modellläufe ließen diesen Trog in
Richtung Kanaren bzw. Madeira austropfen, wodurch über Mitteleuropa ein Keil
liegen würde oder das Wettergeschehen zumindest antizyklonal geprägt wäre. Nach
dem aktuellsten Lauf stellt sich jedoch die Erwärmung am letzten Aprilwochenende
als "Eintagsfliege" dar.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag zeigen die verfügbaren Modelle durchweg eine
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Ab Mittwoch ergeben sich Differenzen hinsichtlich der Phasenlage des
nachfolgenden Troges. Diesen lassen die Mehrzahl der Modelle in mehr
(kanadisches Modell) oder weniger (GFS) deutlicher Ausprägung auf die Nordsee
übergreifen, wogegen nach ICON ein breiter Rücken zu erwarten wäre. Demnach wäre
nach ICON als einzigem Modell bereits ab Donnerstag wieder ein Temperaturanstieg
erkennbar.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt EZMW am raschesten den
erneuten Temperaturrückgang, wogegen dieser nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes geringfügig, nach GFS infolge einer antizyklonalen Krümmung der
trogvorderseitigen südwestlichen Strömung jedoch deutlich hinausgezögert werden
würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Allerdings nimmt der
Spread ab Freitag kommender Woche deutlich zu. Zwar lässt sich ab dem letzten
Aprilwochenende anhand des EPS-Mittels ein leichter Temperaturanstieg ableiten,
aber es ist genauso wahrscheinlich, dass diese erneute Erwärmung kräftiger
ausfällt oder ausbleibt. Betrachtet man das EPS des kanadischen Modells, zeigen
sich eher Ähnlichkeiten zum Szenario des deterministischen GFS (mit dem
verzögerten Temperaturrückgang) als mit dem eigenen deterministischen Modell.
Somit ist die Temperaturentwicklung ab Freitag generell als unsicher
einzuschätzen. Dagegen gilt der zu erwartende eher wechselhafte Wettercharakter
als relativ sicher.
Das EPS des EZMW bringt auch diese Unterschiede beim Clustering zum Ausdruck.
Während das mit 27 Membern etwas stärker besetzte Cluster auf die verzögerte
Variante setzt (Det. GFS, EPS des kanadischen Modells), folgt das ein wenig
schwächer besetzte Cluster dem Hauptlauf des EZMW. Hinsichtlich des Spreads
ergeben sich ähnliche Aussagen wie bei den amerikanischen Modellen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende nimmt die Gewitterneigung allmählich zu. Während am Samstag
einzelne Gewitter wahrscheinlich auf den Alpenrand beschränkt bleiben, sind am
Sonntag von Westen und Südwesten her Gewitter häufiger zu erwarten. Dabei
besteht Unwettergefahr durch heftigen Starkregen und schwere Sturmböen. Am
Montag können im Südosten und vor allem an den Alpen noch Gewitter bis hin zum
Unwetter auftreten.
Am Dienstag und Donnerstag sind an einigen Küstenabschnitten sowie auf höheren
Berggipfeln stürmische Böen nicht auszuschließen. Im Mittelgebirgsraum und an
den Alpen fällt zudem ab Mittwoch teils länger andauernder Regen, wobei in
Staulagen die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann