Thema des Tages
19-04-2018 09:20
Sommertage und laue Nächte im April mit einer krachenden Zugabe!
Das Wetter in Deutschland wird weiter vom mächtigen Hoch "Norbert"
mit Zentrum über Nordostdeutschland geprägt, dessen Machtbereich von
der Iberischen Halbinsel bis ins südliche Skandinavien sowie nach
Osten bis Griechenland reicht. Die Tiefdruckgebiete tummeln sich
dagegen über dem Nordatlantik von Neufundland bis zur Norwegischen
Küste oder ziehen über Russland ihre Kreise (vgl. Abb. 4). Besonders
in Deutschland, in direkter Nähe zum Machtzentrum des Hochs, lassen
absinkende Luftmassen derzeit kaum Wolken zu, sodass die Sonne nahezu
ungehindert scheinen kann.
Zusätzlich zur Erwärmung durch die schon kräftige Einstrahlung der
Sonne, die vergleichbar hoch am Himmel steht wie Ende August, fließt
zudem warme Luft aus subtropischen Gefilden ein. Zusammen lassen sie
die Temperaturen auf sommerliche Werte bis 30 Grad und lokal auch
darüber steigen. Am gestrigen Mittwoch wurden dabei schon
Höchsttemperaturen von 27,6 Grad in Rheinau-Memprechtshofen (BW) oder
27,1 Grad in Müllheim (BW) bzw. 27,0 Grad in Bad Kreuznach (RP)
gemessen (vgl. Abb. 1). Am heutigen Donnerstag sowie am morgigen
Freitag sollen nun die Temperaturen noch weiter klettern und lokal
sogar die 30-Grad-Marke erreichen. Beachtliche Werte für April, aber
noch ein Stück vom Aprilrekord von 32,9 Grad in Kitzingen oder Bad
Mergentheim entfernt. Allerdings stammt dieser aus der letzten
Aprildekade (29.04.2012).
Ebenfalls erwähnenswert sind die Tiefstwerte! Trotz nahezu
wolkenlosem Himmel sank die Temperatur regional nicht unter 15 Grad
ab. So konnte man beispielsweise im Netz des DWD in Bad Bergzabern
(RP) bei 15,8 Grad eine laue Frühlingsnacht genießen, die schon an
den Frühsommer erinnerte. Ähnliche laue Tiefstwerte wurden auch in
Remscheid (NRW) mit 15,2 Grad oder Essen (NRW) mit 15,0 Grad
registriert (vgl. Abb. 2). Abseits der Stationen des DWD können
örtlich aber auch noch höhere Tiefstwerte aufgetreten sein. In den
kommenden Nächten werden aufgrund des höheren Ausgangsniveaus die
Tiefstwerte in der Fläche ebenfalls etwas höher ausfallen, die in der
Spitze jedoch wohl auf einem ähnlichen Niveau wie in der vergangenen
Nacht liegen. Rekordverdächtig sind diese Nachttemperaturen jedoch
ebenfalls nicht. Zwar stammt der Rekordhalter auch aus der letzten
Aprildekade, liegt aber mit einer Tiefsttemperatur von 20,2 Grad in
Cottbus (BB) und Altgeringswalde (SN) am 23.04.1968 doch wesentlich
über den derzeit beobachteten Werten.
Hohe Tiefstwerte sind dabei nicht zwingend mit dichter Bewölkung in
Verbindung zu bringen. Am Beispiel der Station Düsseldorf (Tiefstwert
zum Donnerstag 10,8 Grad) wird diese These für den April bestätigt.
Analog zur vergangenen Nacht zeigte sich auch in der bisher wärmsten
Nacht (16 Grad) seit 1961 in Düsseldorf am 21. April 1968 der Himmel
gering bewölkt oder wolkenlos. Auf Platz 2 folgt die Nacht zum 5.
April 1985 mit 15,8 Grad, die jedoch bedeckt daherkam. In der Nacht
zum 20. April 1988 herrschten wolkige Verhältnisse, die schließlich
zu einem Tiefstwert von 15,7 Grad beitrugen. Aufgrund der Bewölkung
lassen sich somit die lauen Frühlingsnächte nur bedingt erklären. Ein
wesentlicher Faktor ist dagegen der Wind. Kann sich nachts eine
leichte Brise halten bzw. einstellen, sind regional weiter leichte
Föhneffekte zu beobachten, die dazu führen, dass auf der
Windabgewandten Seite der Berge die Temperaturen auf einem höheren
Niveau verbleiben.
Bis einschließlich Samstag bleibt nahezu dem ganzen Land der Sommer
im April mit Höchstwerten zwischen 20 und 30 Grad und viel
Sonnenschein erhalten (vgl. Abb. 3). Am Sonntag werden dann mit
Abschwächung und Abzug des Schönwetterhochs "Norbert" nach Osten die
ersten Schönheitsfehler erwartet: Im Mittelgebirgsraum, an den Alpen
sowie im Tagesverlauf im Nordwesten entwickeln sich teils kräftige
Gewitter, die schließlich auch die Nacht zum Montag und den Montag
selber prägen. Somit geht die erste sommerliche Witterungsphase des
Jahres krachend zu Ende. Denn mit den Schauern und Gewittern dreht
der Wind auf West bis Nordwest, sodass wieder kühlere Luft einfließt
und die Temperaturen zumindest tagsüber deutlich absinken lässt. Bei
Höchstwerten meist zwischen 14 und 21 Grad liegen die Maxima aber
weiter über dem Aprildurchschnitt.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel mit H. Kehrer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.04.2018
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