Thema des Tages

14-04-2018 08:50

"Zyklonale Südostlage"

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer
Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese
ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus
resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe sowie auch in den
darüber liegenden Luftschichten.

Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die
Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der
Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des
betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine
Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

Seit Mitte vergangener Woche dominiert eine "zyklonale Südostlage"
(wiss. Abkürzung SEz) unser Wetter. In der mittleren und höheren
Troposphäre hat sich zwischen einem Geopotentialrücken über
Fennoskandien und Nordrussland, also einer nordwärts vorgedrungenen
Warmluftmasse mit hoher potentieller Energie, und einem langwelligen,
bis zum Maghreb reichenden Trog mit hoch reichender, energiearmer
Kaltluft, eine südliche bis südöstliche Höhenströmung eingestellt.

Südostlagen gehören zur ?meridionalen Zirkulationsform?, d.h. der in
Süd-Nord-Richtung orientierte Anteil der troposphärischen
Höhenströmung überwiegt gegenüber der Geschwindigkeitskomponente in
West-Ost-Richtung. Da Mitteleuropa bislang unter Tiefdruckeinfluss
stand, weist die vorliegende Wettersituation einen ?zyklonalen?
Charakter auf und die Isolinien auf den Wetterkarten sind in Richtung
des hohen Luftdruckes bzw. Geopotentials gekrümmt.

Im korrespondierenden Bodendruckfeld lag Mitteleuropa am gestrigen
Freitag, den 13. April 2018, an der Südwestflanke der mächtigen
Antizyklone MARTIN über Fennoskandien und Nordrussland innerhalb
einer flachen Tiefdruckrinne, wobei eine Luftmassengrenze kalte Luft
über der Südwesthälfte Europas von einer durch das Hoch nordwestwärts
beförderten Warmluftzunge trennte.

Ein kurzwelliger Troganteil zog im Tagesverlauf an der Vorderseite
des Langwellentroges über Deutschland hinweg nordwärts, der so
verursachte Hebungsantrieb bewirkte bodennah eine Intensivierung der
Tiefdruckrinne, die mit ergiebigen und teils unwetterartigen
Regenfällen vor allem in den mittleren Teilen Deutschlands
einherging.

Der Schwerpunkt des Starkregens lag in der Südhälfte Hessens sowie in
Franken, wo verbreitet mehr als 30 und gebietsweise über 40 Liter
Regen pro Quadratmeter (= mm) innerhalb von zwölf Stunden bis gestern
Abend 18:00 Uhr UTC fielen. Spitzenreiter im Messnetz des Deutschen
Wetterdienstes war die Station Heinrichsthal (Unterfranken, 450 m
NHN) mit 43 mm. Interessanterweise waren diese Starkregenfälle im
Übergangsbereich zwischen unterschiedlichen Luftmassen nicht von
elektrischen Entladungen begleitet, dagegen gab es in der wärmeren
Luft nordöstlich der Elbe einzelne markante Gewitter.

In der Abbildung hinter
www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/04/14.html finden Sie oben
vom amerikanischen Vorhersagemodell GFS für Freitag, den 13.04.2018,
12:00 Uhr UTC, berechnete Analysen der geopotentiellen Höhe der die
mittlere Troposphäre repräsentierenden 500-hPa-Hauptdruckfläche
(schwarze Isopotentialen, Maßeinheit geopotentielle Dekameter,
[gpdam]), des Bodendruckfeldes (weiße Isobaren in Hektopascal [hPa])
sowie der die Schichtdicke der unteren Troposphäre kennzeichnenden
"relativen Topographie" H500-H1000 gpdam. Darunter wird für denselben
Termin die vom DWD manuell analysierte Bodenwetterkarte des
nordatlantisch-europäischen Raumes gezeigt (sog. C-Format).

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.04.2018

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