Thema des Tages

11-04-2018 09:20

Ein Tag der Gegensätze ? Sommerhauch versus Winterfeeling

Das Wetter in Deutschland wird derzeit vom mächtigen Hoch MARTIN über
Skandinavien, dessen Einfluss von Island bis nach Russland reicht,
sowie JOI, dem Tiefdruckwirbel über der Iberischen Halbinsel und
Westfrankreich, geprägt. Deutschland liegt und lag dabei "zwischen
den Stühlen", wobei seit dem gestrigen Dienstag überwiegend tiefer
Luftdruck das Wetter bestimmt (vgl. Abb. 1).

In die östliche Grundströmung zwischen den beiden Luftdruckgebilden
ist dabei eine Luftmassengrenze eingebettet. Zudem sorgten
konvergente - also zusammenströmende - Winde für die Ausbildung einer
sogenannten Konvergenzlinie. Vor allem in deren Umfeld ging es
teilweise hoch her. Sommerlich anmutende Gewittergüsse verwandelten
die Frühlingspracht regional durch eine dicke Hagelschicht in eine
Winterlandschaft. Mit stündlichen Regenmengen, entsprechend den
angeeichten Radarprodukten, von über 25 l/qm sowie 6-stündigen Werten
über 30 Liter öffnete der Himmel zudem lokal seine Schleusen und
produzierte ungewollte Seen. Von den kräftigen Gewittern war
besonders ein Streifen vom Bayerischen Wald und der Oberpfalz über
Franken und Mittelhessen hinweg nach Nordrhein-Westfalen betroffen.


Einen zweiten "Hingucker" lieferten die Höchsttemperaturen am
gestrigen Dienstag, den 10. April. Dort bildeten sich große regionale
Unterschiede heraus. Insgesamt lag die Temperaturdifferenz zwischen
tiefstem und höchstem Temperaturmaximum bei 21,3 Grad. Ein markanter
Unterschied, der oft auf kleinem Raum zu beobachten war. So führte
auflandiger nordöstlicher Wind von der noch sehr kühlen Ostsee her
dazu, dass die Temperaturen an der östlichen Ostsee zwischen Rügen
und Greifswald nur wenig über 4 Grad stiegen. Gleichzeitig heizte die
Sonne die Region zwischen Lübben (BB), Berlin und Manschnow (BB) auf
Werte teils über 25 Grad auf. Somit wurde die Temperaturdifferenz von
21,3 Grad auf nur 250 km erreicht. Zwischen den etwa 150 km
voneinander entfernten Stationen Arkona (MV) und Grambow (MV) waren
es aber auch schon 18,2 Grad Unterschied (vgl. Abb 2.). Aber nicht
nur im Nordosten stiegen die Temperaturen auf kurzer Distanz
unterschiedlich stark an. Auch im Südwesten waren Differenzen von 7,7
Grad auf knapp 75 km zwischen Tholey (SL) und Bad Kreuznach (RP) zu
verzeichnen. Ähnliche Werte wurden auch zwischen Basel und Konstanz
mit Temperaturabweichungen von 8,3 Grad auf 120 km erreicht (vgl.
Abb. 3.). Verantwortlich dort waren die Zufuhr von etwas kühlerer und
wolkenreicher Atlantikluft auf der Ostflanke von Tief JOI sowie der
Durchgang einer Druckwelle. Vor allem durch die Druckwelle war die
Temperaturdifferenz im Umfeld des Hochrheins von 8 Grad teilweise auf
einer Distanz von 10 bis 20 km zu beobachten. Temperaturen von über
20 Grad folgte hinter der Welle innerhalb von 2 Stunden ein
Temperatursturz um jene genannten 8 Grad (vgl. Abb. 4).

Bis zum Wochenende verbleibt Deutschland mehr oder weniger stark
unter Tiefdruckeinfluss. Damit verbunden sind neben längeren sonnigen
Abschnitten immer wieder auch teils kräftige Schauer und Gewitter.
Insgesamt scheint die Südosthälfte Deutschlands mit längerem
Sonnenschein und nur geringer Schauerneigung gesegnet. Dagegen kann
die teils dichtere Bewölkung im Norden und Westen ihren Regen örtlich
abladen. Bei Temperaturen zwischen 13 und 23 Grad dominiert aber
weiter die Frühlingsluft. Nur das Ostseeumfeld bleibt weiter
unterkühlt.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2018

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