DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-04-2018 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.04.2018 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit schauerartigen Regenfällen und teils kräftigen Gewittern, am
Wochenende aber auch mal Zwischenhocheinfluss. Sehr mild bis warm. Im Laufe der
nächsten Woche zunehmender Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.04.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Freitag liegt
über West- und Südwesteuropa sowie dem nahen Ostatlantik ein umfangreicher
Trogkomplex mit mehreren Drehzentren. Ein markanter Teiltrog, der sich von einem
von Frankreich nach England ziehenden Höhentief nach Osten erstreckt, überquert
Deutschland im Laufe des Tages zusammen mit einer korrespondierenden
Tiefdruckrinne am Boden von Nord nach Süd. Dabei kommt es zu schauerartigen
Regenfällen und teils kräftigen Gewittern, die ihren Schwerpunkt ebenfalls
nordwärts verlagern. Rückseitig erfolgt ein Luftmassenwechsel, bei dem die zuvor
vor Ort liegende potenziell instabile gemäßigte Warmluft (T850 7 bis 10°C) durch
kühlere und stabilere Meeresluft (T850 um 5°C) ersetzt wird.
Am Wochenende greift von Süden her ein nach Westen gerichteter Höhenrücken auf
den Vorhersageraum über, der sich dabei noch etwas verstärkt. Gleichzeitig macht
sich das bis dahin über der Iberischen Halbinsel thronende zentrale Höhentief
des o.e. Trogkomplexes auf den Weg nach Italien, was für die weitere Entwicklung
der Großwetterlage nicht ganz unwichtig ist. Bei uns setzt sich aber erst mal
Zwischenhocheinfluss durch, der sowohl am Samstag als auch am Sonntag andauern
und weitgehend trockenes Wetter bringen soll. Dabei steigt die
850-hPa-Temperatur wieder deutlich an, am Sonntagabend liegt die Spanne zwischen
rund 8°C im äußersten Norden und um 13°C im Süden.
Zu Beginn der neuen Woche wandert der Rücken unter Abschwächung nach Norden,
womit er seinen Einfluss auf unser Wetter verliert. Von Süden her folgt ein
Randtrog des weiter zur Adria bzw. zur Balkanhalbinsel ziehenden Höhentiefs, und
auch von Westen her steuert ein Sekundärtrog auf uns zu, der aber bereits vor
Ankunft wahrscheinlich verhungert. Summa summarum bleiben die
Potenzialgegensätze gering. Da scheint es fast wichtiger, dass der Luftdruck
wieder fällt und sich eine nord-süd-exponierte Tiefdruckrinne nach Deutschland
reinschiebt, in der es von Südwesten her zu meist konvektiv geprägten
Hebungsprozessen in Form schauerartiger (Stark)Regenfälle und Gewitter kommt.
Im weiteren Verlauf der Woche setzt IFS bei uns auf zunehmenden
Hochdruckeinfluss. Ein wesentlicher Mitinitiator ist ein umfangreiches Sturmtief
"Marke Acrylschallplatte", das sich über dem Ostatlantik positioniert, um von
dort gen Ostgrönlandsee zu ziehen. Vorderseitig wird reichlich Warmluft
nord-nordostwärts gepumpt, was zu Potenzialgewinn und dem Aufbau eines
veritablen Höhenrückens führt. Dieser erstreckt sich am Dienstag von
Südwesteuropa bis nach Skandinavien, wobei er eine langgestreckte
Bodenhochdruckzone stützt. An ihrem Ostrand gestaltet sich das Wetter bei uns
zunächst noch wechselhaft mit Schauern, an den Alpen kann es staubedingt sogar
über längere Zeit regnen.
Ab Mittwoch (Beginn der erweiterten MiFri) setzt sich dann aber nachhaltig
Hochdruckeinfluss durch, wenn sich im Bereich Nordsee/Südskandinavien eine
eigenständige Höhenantizyklone etabliert und wir mitten in die antizyklonale
Achse einer klassischen Omegakonfiguration gelangen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Lauf von IFS (ECMF) von heute 00 UTC folgt im Wesentlichen dem Kurs der
jüngsten Vorgänger. Allerdings wird in der aktuellen Version der
Zwischenhocheinfluss am kommenden Wochenende etwas länger simuliert, was einen
weitgehend trockenen Sonntag bedeuten würde. ICON und GFS teilen diese Meinung
nicht, so dass hier noch ein nicht unerhebliches Maß an Unsicherheit im Spiel
ist.
Ohnehin muss man sagen, dass bei grundsätzlich schwachen Luftdruck- und
Potenzialgegensätzen der (überwiegend konvektive, häufig gewittrige)
Niederschlag einen sehr sensiblen Parameter darstellt. Von daher verwundert es
nicht, dass sowohl Intensität als auch räumliche Verteilung der Niederschläge
von Lauf zu Lauf wechseln, ohne dass sich die sonstigen Basisfelder nennenswert
ändern.


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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich bieten die einschlägig bekannten Globalmodelle (ICON, GFS, GEM,
UKMO) keine substanzielle Alternative zu der von IFS vorgeschlagenen
Entwicklung. Dass ICON und GFS den Zwischenhocheinfluss insbesondere am Sonntag
schwächer bzw. überhaupt nicht simulieren, wurde bereits erwähnt. GFS setzt auf
teils kräftige Regenfälle und Gewitter in Süddeutschland, ICON bringt einige
schwächere Schauer und Gewitter im Nordwesten sowie im Osten.
Ansonsten gilt auch hier die Aussage, dass die Niederschlagsprognosen
grundsätzlich divergieren, sowohl im Modellvergleich als auch in der jeweiligen
modelleigenen Konsistenz. Bemerkenswert und interessant zugleich: Zum Ende hin
setzen alle auf zunehmenden Hochdruckeinfluss, wobei GFS als über 168h hinaus
rechnendes Modell ebenfalls eine Omegalage ansteuert. Bei GME (ebenfalls > 168h)
sieht das Muster zwar etwas anders aus, ist bei uns aber ebenfalls klar
antizyklonal aufgestellt.

FAZIT: Das Wochenende, insbesondere der Sonntag, lassen bezüglich
Wettercharakter und Niederschlag noch ein paar Fragen offen. Der Trend im Laufe
der nächsten Woche geht eindeutig Richtung HPI (High Pressure Influence).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zunächst mal lässt sich festhalten, dass die Rauchfahnen von ECMF-EPS und
GFS-EPS einen sehr ähnlichen Verlauf aufweisen. Dieser erweist sich bis Samstag
als eng gebündelt, bevor die Streuung allmählich zunimmt, ohne dass die Kurven
aber exorbitant stark auseinanderlaufen. Der trockene Sonntag a la IFS-Hauptlauf
jedenfalls erscheint auch aus probabilistischer Sicht fraglich, setzen doch je
nach Region mehrere Ensemblemitglieder auf Niederschlag. Im Laufe der nächsten
Woche steuert die Mehrzahl der Ensembles (beide Modelle) auf warmes und
trockenes Hochdruckwetter zu. Nur ein paar wenige Lösungen sehen niedriges
Potenzial, niedrige Temperaturen und schwache RR-Signale.
Für den Zeitraum T+120...168h (Sonntag bis Dienstag) bietet ECMF-EPS drei Cluster
an (25, 13 + HL/KL, 13 Fälle), die sich für unseren Raum aber kaum
unterscheiden. CL3 ist der Cluster, der am Sonntag am zyklonalsten aufgestellt
und offensichtlich für die o.e. Niederschlagssignale verantwortlich ist.
Der weitere Wochenverlauf von Mittwoch bis Freitag (T+192...240h) wird ebenfalls
von drei Clustern abgebildet (23 + HL/KL, 15, 13 Fälle). Alle setzen auf
verstärkten Hochdruckeinfluss bei uns, kleine Unterschiede resultieren aus der
leicht unterschiedlichen Positionierung des Höhen- respektive Bodenhochs. Was
Zyklonales ist eigentlich nicht erkennbar, wenn man mal davon absieht, dass das
Höhenhoch im Süden vielleicht von einem kleinen Höhentief oder einem
Kaltlufttropfen umrundet wird, die den Vorhersageraum touchieren könnten.

FAZIT: Der Generalkurs steht, der Sonntag ist aber noch etwas wackelig ebenso
wie die detaillierte Niederschlags-/Gewitterprognose.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Fokus in Bezug auf signifikante Wettererscheinungen liegt mittelfristig
eindeutig auf dem Thema GEWITTER. Vor allem am Freitag (Norden und Osten) und am
Montag (mit geringerer Wahrscheinlichkeit schon am Sonntag und vielleicht noch
am Dienstag) muss mit teils kräftigen Gewittern gerechnet werden. Zwar sind die
Signale für signifikante Begleiterscheinungen seitens der Modelle und der
probabilistischen Anschlussverfahren nicht besonders groß, aus synoptischen
Überlegungen heraus lässt sich aber ableiten, dass die Hauptgefahr von
STARKREGEN ausgeht (lokal sogar Unwetter möglich). Dabei kann stellenweise auch
mal nicht-gewittriger Starkregen auftreten. Hagel respektive größere
Hagelansammlungen sowie Sturmböen sind zwar nicht ausgeschlossen, stehen aber im
Wahrscheinlichkeitsranking hinter dem Starkregen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix in Verbindung mit ECMF-EPS und Modell-Mix. Der Sonntag wird etwas
zyklonaler behandelt als vom IFS-Hauptlauf vorgesehen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann