DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-04-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.04.2018 um 10.30 UTC



Anfangs noch wechselhaft, Frühling kommt jedoch mit Macht!
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 08.04.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Mittwoch liegt Deutschland auf
der Vorderseite eines umfangreichen Höhentroges über Westeuropa, dessen Achse
weit nach Süden bis nach Nordalgerien reicht. In der strammen Süd- bis
Südwestströmung, die am Nordrand der Mittelgebirge zu einer entsprechend
Föhnsituation führt, ist eine wellende Kaltfront eingelagert, die Deutschland im
Tagesverlauf zögernd ostwärts überquert. Milde Subtropikluft aus dem
Mittelmeerraum (gebietsweise Überschreitung der 20-Grad Marke in 2m Höhe), wird
dabei durch etwas kühlere (wenngleich erwärmte) Meeresluft vom Atlantik ersetzt.
Dieser Luftmassenwechsel geht mit schauerartig verstärkten, teils gewittrigen
Regenfällen einher. Aufgrund der strömungsparallelen Ausrichtung der Front
(Gefahr von Starkregen) sowie linienhafter Organisation im Frontbereich
(Sturmböen) sollten auftretende Gewitter durchaus das Potential für markante
Begleiterscheinungen haben.

Am Donnerstag schwenkt der Höhentrog nach Mitteleuropa, womit sich landesweit
wechselhaftes und etwas kühleres Wetter mit zahlreichen Schauern und Gewittern
einstellt. Dabei zeichnet sich vor allem in mittleren Troposphärenschichten eine
sehr scharfe Trogachse ab, die in den Mittagsstunden in den Westen des Landes
hineinschwenkt. Starke Krümmungsvorticity begünstigt dabei ebenfalls
Hebungsvorgänge, die zu organisierten Multizellen führen könnten mit der
primären Gefahr von Sturmböen. Gegen lokalen Starkregen sprechen die rasche
Verlagerung der Zellen und der zurückgehende Feuchtegehalt. So geht die
Temperatur in 850 hPa im Tagesverlauf von Westen unter 0 Grad, in der Nacht zum
Freitag im Norden auf rund -5 Grad zurück, so dass die Schneefallgrenze in den
sich zum Tagesende abschwächenden Schauern allmählich auf etwa 600 Meter
absinkt. In der Nacht zum Freitag setzt sich trogrückseitig bodennaher
Druckanstieg durch. Je nach Timing zunehmender Auflockerungen nebst
Windabschwächung besteht dabei landesweit erhöhte Nachtfrostgefahr.

Am Freitag wölbt sich im Zuge einer Austrogung über dem Ostatlantik ein
kräftiger Rücken über Mitteleuropa auf, der das Bodenhoch mit Zentrum über
Deutschland stützt. Damit klingen letzte Niederschläge auch in den östlichen
Mittelgebirgen ab und es setzt sich vermehrt die Sonne durch. Diabatisch, aber
auch advektiv wird es dabei aus Südwesten wieder wärmer, so dass entlang des
Oberrheins die 20 Grad Marke wieder in den Fokus rückt.

Am kommenden Wochenende weitet sich der ostatlantische Trog zur Iberischen
Halbinsel aus, wodurch vorderseitige WLA den Rücken über Mitteleuropa stützt. In
diesem Zusammenhang steigen die Temperaturen auch föhnbedingt durch die
Überströmung der Alpen und des Erzgebirges landesweit auf über 10 Grad in 850
hPa an, womit bodennah 20 Grad doch recht verbreitet erreicht werden sollten.
Punktuell sind erste Sommertage mit Höchsttemperaturen von 25 Grad möglich.
Durch die bodennahe Südkomponente des Windes sind selbst auf den Inseln
Temperaturen deutlich im zweistelligen Bereich zu erwarten. Damit stellt sich
gewissermaßen eine Woche verspätet das für die Osterfeiertage vielfach erhoffte
sehr milde und sonnenscheinreiche Frühlingswetter ein.

In der erweiterten Mittelfrist ist bedingt durch die quasistationäre Lage des
Höhentiefs über Westeuropa und der Keilachse über Mitteleuropa keine
signifikante Wetterumstellung zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Großen und Ganzen zeigt der aktuelle EZ-Lauf keine signifikanten Unterschiede
zu den Vorläufen. Es zeichnet sich allerdings ab, dass in der Nacht zum Freitag
subpolare Meeresluft bis zu den Alpen vordringt, die dann unter
Hochdruckeinfluss gerät. Somit besteht in den Frühstunden des kommenden Freitags
landesweit ein erhöhtes Frostpotential. Entgegen den Vorläufen verzögert sich
das Abdrängen des Hochs nach Osten und die nachfolgende erneute Erwärmung von
Süden am Freitag um etwa 24 Stunden, was aber nichts Signifikantes an der
generellen Konfiguration der synoptischen Basisfelder ändert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Modellübergreifend sind keine prognoserelevanten Unterschiede zu erkennen.
Größere Unterschiede gibt es lediglich am Donnerstag - an dem der Trogdurchgang
im Norden des Landes beim chinesischen CMA und mit Abstrichen auch beim GFS doch
mit erheblicher Windauffrischung (Gefahr von Sturmböen auch abseits von Schauern
und Gewittern) einhergehen würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen sprechen eine - aus Prognostikersicht - erfreulich deutliche
Sprache. Sie sind bis in die erweiterte Mittelfrist hinein gut gebündelt und
kennzeichnen somit eine hohe Prognosesicherheit. Der Verlauf der 850 hPa
Temperaturen spiegelt landesweit eine sinusförmige Schwingung wieder mit
Amplituden zwischen 5 und 10 Grad zu Beginn der Mittelfrist, dem "Einbruch" mit
-5 bis 0 Grad zum Freitag hin (Nachtfrostgefahr) und einem erneutem, höherem
Maximum zwischen 10 und 15 Grad zum kommenden Wochenende. Während das
wechselhafte Schauerwetter mit einer großen Streuung der Member in der ersten
Wochenhälfte repräsentiert wird, sind ab Freitag kaum noch Niederschlagssignale
vorhanden.

Die 51 Member des aktuellsten EZMQ Laufes sind im Zeitschritt +120-168h (Fr-So)
zwar in 6 unterschiedliche Cluster gesplittet, der Grundaussage des
operationellen Laufes mit antizyklonalem Einfluss und einer auf Süd drehenden
Strömung im Vorhersagezeitraum folgen dabei aber satte 41 Member und damit rund
80%. Die "Unsicherheiten" sind für Mitteleuropa kaum prognoserelevant und
resultieren hauptsächlich aus dem beginnendem Abtropfprozess im Bereich der
Iberischen Halbinsel, der sich in der erweiterten Mittelfrist fortpflanzt.

FAZIT: Somit zeigen nicht nur die verschiedenen deterministischen Modelle
sondern auch die Ensembleverfahren des EZMW mit hoher Wahrscheinlichkeit
sonnenscheinreiches und sehr mildes Frühlingswetter am kommenden Wochenende mit
dem Trend zur Fortdauer (oder zumindest keinen signifikanten Umschwung) darüber
hinaus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


STURMBÖEN:
Am Mittwoch kommt es in den Alpen zu Föhnsturm mit schweren Sturmböen (Bft 10)
in den Gipfellagen und starken bis stürmischen Böen bis 70 km/h (Bft 8) aus
südlichen Richtungen in den Tälern. Zum Abend bricht der Föhn zusammen.
Auch auf dem Brocken sind Sturmböen aus Südwest wahrscheinlich.

Am Donnerstag treten mit geringer Wahrscheinlichkeit im höheren Bergland sowie
an der See einzelne stürmische Böen aus West auf.

GEWITTER:
Insbesondere am Mittwoch besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für teils
markante Gewitter mit lokalem Starkregen über 15 l/qm binnen einer Stunde,
Sturmböen um 70 km/h (Bft 8) und kleinkörnigem Hagel. Auch wenn die Signale des
EFI/Cape Shear nur sporadischer Natur sind (leicht erhöhte Werte um 0.5 in
Bayern und dem zentralen Mittelmeerraum, aber auch jahreszeitentypische
Wetterlage), so deuten die deterministischen Felder des ICON und GFS
beispielsweise mit niederschlagbaren Wassergehalten bis 25 mm, CAPE Werten bis
500 J/kg und durchschwenkender Randtröge im Bereich der wellenden Kaltfront doch
das Potential markanter Entwicklungen an. Gewiss, im bevorstehenden
Sommerhalbjahr wird die Atmosphäre noch ganz andere "Kaliber" produzieren.
Aufgrund des konvektiv geprägten Charakters der Niederschläge lassen sich auch
in den 12/24h Niederschlagsmengen von EZ-EPS und COSMO-Leps keine
Auffälligkeiten für das Überschreiten von Warnschwellen feststellen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen