DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
25-03-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.03.2018 um 10.30 UTC
Luftmassengrenze mit kalter Luft im Norden und milderer Luft im Süden, im
Übergangsbereich länger anhaltende Niederschläge, teils stürmisch
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 01.04.2018
Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Mittwoch schwenkt die flache
Achse eines Höhenkeils rasch ostwärts über Deutschland hinweg. So gelangen wir
umgehend auf die Vorderseite einen Kurzwellentroges über den Britischen Inseln.
PVA induziert dabei die Entwicklung eines Teiltiefs über dem Ijsselmeer, dessen
Frontensysteme von Westen auf Deutschland übergreifen. Bei 850 hPa Temperaturen
im Warmsektor (erwärmte Meeresluft Südwesten) über 0 Grad fällt dabei bis in die
Kammlagen der Mittelgebirge Regen. Anders schaut es von Holstein bis nach
Vorpommern aus, wo in der bodennahen kalten Ostströmung (xP), die am Rande des
Hochs über der Ostsee ausfließt, die feste Phase überwiegen sollte. Das
überwiegend thermisch gestützte Hoch wird durch das Kaltluftreservoir über
Skandinavien am Leben erhalten, besitzt daher hierzulande allerdings nur eine
schwach blockierende Wirkung.
Am Gründonnerstag schwenkt der Kurzwellentrog nordostwärts nach Dänemark, womit
bei einfließender Höhenkaltluft unter -30 Grad in 500 hPa die Schichtung
nördlich der Mittegebirge labilisiert wird. An der See fällt im Zuge der
andauernden PVA der Druck weiter und aus dem Teiltief erstreckt sich zunehmend
eine langgestreckte Rinne in West/Ost Ausrichtung. Somit ist insbesondere von
der Dänischen Grenze bis zur vorpommerschen Ostseeküste ein Szenario mit länger
andauernden Schneefällen bei Tagestemperaturen nur wenig über dem Gefrierpunkt
wahrscheinlich. Weiter südlich steigen Geopotential bzw. Druck etwas an;
allerdings ohne nennenswerte antizyklonale Konturierung der Isohypsen/Isobaren,
ist die Absinkbewegung doch eher kompensatorischer Natur, da sich über dem
Englischen Kanal bereits das nächste Tiefdrucksystem ankündigt.
Am Karfreitag etabliert sich über Westeuropa ein umfangreiches Zentraltief. Ein
markanter Kurzwellentrog schwenkt dabei nach Nordspanien, womit die Strömung
über Deutschland auf südliche Richtungen rückdreht. Niedertroposphärisch setzt
dabei nördlich der Alpen eine Erwärmung ein (850 hPa um 5 Grad), die bodennah
durch eher östliche Winde allerdings nur zögernd zum Tragen kommt. Ausnahme
bilden die Alpen, wo sich zunehmend eine Föhnsituation einstellt.
Zum Osterwochenende verlagert sich das Zentraltief langsam zur Nordsee und
schwächt sich dabei ab. Der erwähnte Kurzwellentrog schwenkt von Spanien
ostwärts Richtung Balkan, je nach Intensität und Timing könnte dadurch
vorübergehend eine VB-artige Tiefdruckentwicklung ausgelöst werden. In jedem
Falle endet dadurch die Föhnsituation abrupt.
In der erweiterten Mittelfrist kündigt sich eine erneute Austrogung über
Südwesteuropa mit einer markanteren Erwärmung über dem Vorhersagegebiet an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Unter Berücksichtigung der prognostizierten Grenzwetterlage, bei der naturgemäß
große Unterschiede zwischen den einzelnen Modellläufen auftreten können, ist die
Konsistenz im Große und Ganzen noch als gut zu bezeichnen. Allerdings
manifestiert sich zunehmend die Tendenz, dass sich die Tiefdruckrinne zur
Wochenmitte über dem Norden Deutschlands im weiteren Verlauf doch noch etwas
nördlicher nach Dänemark verlagert, womit die kalte Ostströmung ebenfalls nach
Norden abgedrängt werden würde. Dementsprechend haben die 850 Temperaturen des
aktuellen 0z und gestrigen 12z Laufes im Vergleich zum gestrigen 0z Lauf einen
Sprung um etwa 5 Kelvin nach oben vollzogen. Die komplexe Situation zum
Osterwochenende mit (zumindest vorübergehender) potentieller Föhn- und
VB-artiger Konfiguration macht eine Vorhersage zum Ende der Mittelfrist nahezu
unmöglich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
GFS zeigt im operationellen Lauf eine sehr ähnliche Entwicklung zum EZ. ICON
favorisiert weiterhin eine südlichere Lösung der Rinne über der Norddeutschen
Tiefebene, womit es in Küstennähe bei stürmischem Ostwind kalt bleiben würde,
was auch das Risiko für Schneeglätte und Verwehungen erhöht. Auch GEM bleibt
etwas weiter südlich, womit zumindest die ostseenahen Gebiete in der kalten
Ostströmung verbleiben würden. Interessanterweise simulieren die Kanadier am
Osterwochenende den Vorstoß des Kurwellentroges von Spanien nicht zum Balkan
sondern nach Benelux, womit eine beachtliche Zyklogenese über
Nordwestdeutschland initiiert werden würde - aus jetziger Sicht eher eine
Einzellösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Während die Rauchfahnen bis Donnerstag im Süden und der Mitte ganz gut gebündelt
sind ("wärmere" Südflanke der Rinne recht sicher), so ist die Spanne im Bereich
der Luftmassengrenze im Norden - wenig überraschend - größer. So sind
beispielsweise in Hamburg für den kommenden Mittwoch noch immer Variationen
zwischen 0 und -10 Grad in 850 hPa möglich. Eine Mehrheit zeichnet sich dabei
aktuell bei Werten um -5 Grad ab, die auch vom Haupt- und Kontrolllauf
repräsentiert werden. Solange bodennahe kalte Ostwinden die vertikale
Durchmischung verhindern, erscheint die Schneephase daher am Nordrand plausibel.
Zum Wochenende nimmt die Streuung landesweit deutlich zu. Ins Auge sticht dabei
insbesondere der Südosten, der von etwaigen VB-Entwicklungen maßgeblich
beeinträchtigt werden könnte. Haupt- und Kontrolllauf weisen ein gleichgeartetes
Verhalten auf und liegen am Osterwochenende in Süddeutschland eher am unteren
Rand der Verteilung (Temperaturen in 850 hPa unter 0 Grad) - aber nicht als
Ausreißer. Damit wird die rasche Beendigung der Föhnlage untermauert und ein
frühlingshaftes Osterfest auch in Süddeutschland eher unwahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
STURM:
Mit "Leitplankeneffekt" am Mittwoch in Süddeutschland verbreitet stürmische Böen
um 70 km/h (Bft 8) aus westlichen Richtungen, auf den Gipfeln von Schwarzwald
und Alpen Orkanböen um 120 km/h (Bft 12).
Zudem an den Küsten supergeostrophisch unterstützt Sturmböen zwischen 65 und 85
km/h (Bft 8 bis 9) aus Ost bis Nordost, gefühlte Temperaturen dort dabei
durchweg negativ. EZ-EPS und COSMO-Leps zeigen immerhin Signale über 50% für
Sturmböen an auflandigen Küstenabschnitten sowie über Schwarzwald, Alb und
Allgäu.
Am Freitag setzt über den Alpen wahrscheinlich Föhn ein mit Windböen um 60 km/h
(Bft 7) in den Tälern und schweren Sturmböen bis 100 km/h (Bft 10) auf den
Gipfeln, Samstag zusammenbrechend.
DAUERREGEN:
Im Bereich der schleifenden Kaltfront sind über dem Schwarzwald und Allgäu bis
Donnerstag Früh länger anhaltende Regenfälle zu erwarten. Die
Wahrscheinlichkeit, dass binnen 48 Stunden 40 bis 50 l/qm zusammenkommen,
beträgt laut COSMO-Leps immerhin 50 bis 80%. Schwache Signale für das
Überschreiten der Dauerregenkriterien lassen sich auch im Weststau des
Bergischen Landes und des Harzes finden (20 bis 30%). Die Schwerpunkte lassen
sich auch im ICON-EPS ausmachen, wenn auch mit etwas geringeren
Wahrscheinlichkeiten. Interessanterweise liefert EZ-EPS überhaupt keine
Anzeichen für Dauerregen, der EFI erhöhte Werte bis 0.8 zwischen Nordsee und
Harz. Dadurch wird deutlich, dass das bevorstehende Niederschlagsevent bezüglich
der Verteilung du Intensität noch auf "sehr wackligen Füßen steht".
SCHNEE:
Am Nordrand der Luftmassengrenze sind vor allem in Ostseenähe am Mittwoch und
Donnerstag länger anhaltende Schneefälle zu erwarten. Aufgrund der
fortgeschrittenen Jahreszeit (zunehmende Globalstrahlung) und eisfreien Ostsee
sind tagsüber nur mit geringer Wahrscheinlichkeit Glätteerscheinungen oder
Verwehungen zu erwarten. In den Nachtstunden sind aber durchaus
strich-/gebietsweise Neuschneemengen zwischen 5 und 10 cm möglich. Die
potentiell gefährdeten Gebiete (Nordfriesland bis Vorpommern) sind vom EFI
immerhin mit Werten um 0.6 und SOT's bis 2 "bedacht". Die 90% Perzentile von
COSMO-LEPS, ICON-EPS und EZ-EPS zeigen unisono in genannten Bereichen Werte
zwischen 10 und 15 cm binnen 24 Stunden, wobei wie beschrieben der Großteil
davon tagsüber nicht mehr liegenbleiben dürfte.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen