DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
20-03-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.03.2018 um 10.30 UTC
Insgesamt ruhiges Wetter, nur lokal Niederschläge
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 27.03.2018
Am Freitag, dem ersten Tag des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes, liegt
Deutschland auf der Vorderseite eines Höhenrückens in 500 hPa, der sich von den
Pyrenäen über Frankreich bis zur westlichen Ostsee erstreckt. Dem Höhenrücken
steht über dem Balkan ein Höhentief gegenüber. Dieses beeinflusst mit seinen
Hebungsprozessen vor allem den Süden Deutschlands. Die bodennahe Situation ist
von schwachen Luftdruckgegensätzen geprägt, wobei mit Annäherung einer schwachen
Tiefdruckrinne von Westen her der Druck allmählich sinkt. In der Nacht zu
Samstag verlagert sich der Höhenrücken etwas nach Osten, wobei er beginnt, bis
nach Weißrussland auszugreifen. Damit steigt über Osteuropa das Geopotential und
in der Folge verliert das Höhentief an Einfluss auf den Süden Deutschlands,
womit auch die Niederschlagsneigung zurückgeht. Somit sollte die Nacht zu
Samstag meist trocken (aber gebietsweise neblig) sein, was am Tage nur für die
Nordhälfte gilt. Im Süden fällt dagegen am Tage Regen oder Schnee. Bei 850er
Temperaturen von -1 Grad im Nordwesten und bis -5 Grad im Osten liegt die
Schneefallgrenze etwa zwischen 400 und 800 Meter.
Am Samstag wir der Höhenrücken über den Pyrenäen und Frankreich abgeschnürt,
schon am Tage ist in 500 hPa nur noch ein angeschlossenes Höhenhoch über
Norddeutschland und der westlichen Ostsee zu erkennen. Dieses bildet den
Schwerpunkt eines flachen Höhenrückens, der sich in Richtung Norden bis nach
Südschweden und zur zentralen Ostsee erstreckt. Höhenhoch und Rücken wandern
langsam nach Osten, in der Nacht zu Sonntag wird das Höhenhoch mit seinem
Schwerpunkt über dem Norden Polens erwartet. Zwar herrscht rund um besagtes
Höhenhoch verbreitet tiefes Geopotential vor, so z. B., über den Britischen
Inseln, der Iberischen Halbinsel, dem westlichen Mittelmeer oder Südosteuropa,
allerdings beeinflusst dieses das Wetter über Deutschland kaum. Auch bodennah
bleiben die Verhältnisse bei schwachen Luftdruckgegensätzen ruhig. Zwischen
einem flachen Tief über der Iberischen Halbinsel bzw. einer Tiefdruckrinne, die
sich von dort bis ins Nordmeer erstreckt sowie einem Hoch über Osteuropa dreht
die schwache Strömung auf Süd, die resultierenden föhnigen Effekte an den Alpen
lassen im Alpenvorland die 850er Temperaturen immerhin etwas über null Grad
steigen. Ansonsten bleiben diese weiter in einem Bereich von -1 bis -5 Grad, die
windschwachen Bedingungen sind wiederum günstig für die Nebelbildung.
Am Sonntag sinkt über West- und Mitteleuropa das Geopotential mit Abziehen des
Höhenhochs weiter ab. Nach Lesart des EZMW-Hauptlaufs soll am Sonntagabend ein
breiter, aber schwacher Trog in 500 hPa von der Nordsee bis nach Korsika
reichen, wobei die mit diesem verbundene Dynamik weiterhin sehr limitiert ist.
Das gilt auch für die Nacht zu Montag, in der der Trog etwas weiter nach Osten
vorankommt. Vorderseitig des Troges überquert auch die westeuropäische
Tiefdruckrinne Deutschland. Zwar sind die mit dem Trog und der Rinne verbundenen
Hebungsprozesse schwach ausgeprägt, allerdings zeigen sich mehr Wolken als am
Vortag, und mitunter können auch ein paar Tropfen oder Flocken fallen,
vornehmlich in der Westhälfte. Rückseitig der Rinne steigt in der Nacht der
Druck von Westen an, der Gradient bleibt aber weiterhin schwach, was erneut die
Bildung von Nebelfeldern ermöglicht. An den Alpen bricht der Föhn wieder
zusammen, womit dann in der Nacht zu Montag die 850er Temperaturen mit Werten um
-2 Grad wieder durchweg unter null Grad liegen.
Am Montag und Dienstag zieht der Langwellentrog nach Südosten ab und vom
Atlantik nähert sich ein Höhenrücken, der in der Nacht zu Mittwoch die Nordsee
erreicht. Am Montag sorgt bei geringen Luftdruckgegensätzen WLA auf der
Vorderseite des Höhenrückens für etwas Niederschlag, am Dienstag greift die
Warmfront eines Tiefs nördlich von Schottland auf Mitteleuropa über. Damit sind
verbreitete und teils auch länger anhaltende Regenfälle verbunden. Dabei
verschärft sich auch der Gradient, was in exponierten Lagen (Küste, Berge) für
steife oder stürmische Böen sorgt. Insbesondere die Warmfront bringt eine
deutliche Milderung. So sollen die 850er Temperaturen in der Nacht zu Mittwoch
im Norden und Westen um 1 Grad liegen, nur im Süden und Osten verharren sie um
-1 Grad.
Am Mittwoch schreitet mit einer lebhaften westlichen Strömung die Milderung
voran, wobei uns die Warmfront eines kleinräumigen Tiefs von Westen her
überquert. Am Donnerstag soll das Tief zur mittleren Ostsee ziehen, die
zugehörige Kaltfront wird dann nach dem EZMW-Hauptlauf erneut für einen
Temperaturrückgang sorgen, was allerdings noch unsicher ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Am Freitag zeigen der aktuelle Lauf wie auch die beiden Vorläufe einen
Höhenrücken, der sich von den Pyrenäen nach Nordosten erstreckt. Der gestrige
12-UTC-Lauf lässt diesen aber in Richtung Nordsee weisen, während dieser sich im
heutigen und gestrigen 00-UTC-Lauf zur Ostsee erstreckt. Dabei sind die
resultierenden Unterschiede bezüglich des Temperaturniveaus und der Feuchte
gering, auch im Bodendruckfeld zeigen sich keine nennenswerten Unterschiede.
Am Samstag zeigt der gestrige 12-UTC-Lauf erneut eine singuläre Lösung. Bei
dieser schnürt sich der Höhenrücken nicht ab, während beim heutigen und
gestrigen 00-UTC-Lauf am Samstagmittag nur noch ein isoliertes Höhenhoch über
Norddeutschland als Residuum des Höhenrückens auszumachen ist. Bezüglich des
Luftdrucks zeigen die beiden letzten Läuft am Samstagmittag höhere Werte über
West- und Mitteleuropa als der gestrige 00-UTC-Lauf, allerdings hat dies kaum
Auswirkungen auf die Temperaturen oder die Feuchtefelder.
Am Sonntag zeigen sich zwar im Geopotentialfeld bezüglich der Form und Lage von
Trögen und Rücken deutlichere Unterschiede, allerdings zeigen alle hier
betrachteten Läufe über Mitteleuropa nur geringe Geopotential- und auch
Luftdruckgegensätze. Bezüglich der im Text angesprochenen erhöhten Feuchte im
Westen und Norden sind sich die Modellläufe einig, ebenso weitgehend bei der
Temperatur- und Druckverteilung.
Auch am Montag und Dienstag laufen die einzelnen Modellläufe nicht diametral
auseinander, wenngleich die Unterschiede natürlich größer werden. Bezüglich des
sich von Westen nähernden Höhenrückens, des steigenden Bodendrucks und des
Temperaturanstiegs sind sich die Läufe aber einig.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Den am Freitag von den Pyrenäen zur Ostsee weisenden Höhenrücken hat neben EZMW
auch LFPW simuliert. GFS, ICON, aber auch das kanadische GEM belassen es bei
einem sehr flachen Rücken, der sich von den Pyrenäen nach Nordosten erstreckt.
Der Trog über Nordwesteuropa, der bei EZMW bei großer Wellenlänge nur wenig
Dynamik zeigt, wird z.B. von ICON oder GFS deutlich schärfer gerechnet, in der
Folge ist auch die Hebung ausgeprägter und somit simuliert GFS am Freitag sogar
verbreitet ein wenig Regen. Dies bleibt auch am Samstag so, während ICON und
EZMW den Samstag weitgehend trocken vorhersagen.
Am Sonntag steigt laut GFS von Westen das Geopotential etwas zügiger an als dies
bei ICON oder EZMW der Fall ist. Damit errechnet GFS auch einen höheren
Bodendruck. ICON stellt sich zu diesem Zeitpunkt bezüglich des Geopotentials und
des Bodendrucks zwischen GFS und EZMW. Dies gilt auch für den Montag. Es gilt
aber auch: Die Unterschiede sind nicht wirklich gravierend. Auf das
Temperaturniveau, die Niederschläge oder die Windsituation (alle Modelle bleiben
bis in den Dienstag schwachgradientig) haben die genannten Unterschiede nur
wenig Auswirkungen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die EZMW-Ensembles zeigen im Zeitraum +72 bis +96 h 3 Cluster mit 22/16/13
membern, wobei Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 liegen. Für den
Mittelfristzeitraum liegen die Cluster alle in der Kategorie "Negative NAO".
Im Zeitfenster +120 bis +168 h werden 3 Cluster mit 25/15/11 membern gerechnet,
wobei jetzt der Hauptlauf in Cluster 2, der Kontrolllauf aber in Cluster 1 zu
liegen kommt. Ab dem Zeitpunkt +144 h wechseln alle 3 Cluster unisono von der
Kategorie "Negativen NAO" zur Kategorie "Atlantischer Rücken", was die
einheitliche Sichtweise auf den sich aufbauenden Rücken und damit die hohe
Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Szenarios zeigt.
Ab dem Zeitschritt +192 Stunden werden dann 5 Cluster gerechnet, was die größere
Prognoseunsicherheit andeutet. Diese zeigt sich auch in...
...den EZMW- wie auch den GFS-Rauchfahnen, die im Mittelfristzeitraum bis zum
Dienstag der kommenden Woche nur eine geringe Streuung aufweisen. Dabei pendeln
sie um das langfristige Mittel. Erst am Dienstag der kommenden Woche (etwa +180
Stunden) wird die Streuung der Ensembles größer, wobei die Schwankungsbreite bei
EZMW etwas deutlicher ansteigt als bei GFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI zeigt im Süden Deutschlands am Freitag Signale für signifikant zu niedrige
Temperaturen, ansonsten zeigt EFI keine Signale für signifikante
Wetterereignisse.
COSMO-LEPS zeigt im Mittelfristzeitraum keine Signale für signifikante
Wettererscheinungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-MOS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas