DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-03-2018 12:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.03.2018 um 10.30 UTC



Anfangs winterlich mit regional Dauerfrost und mäßigen Nachtfrösten, im Verlauf
allmähliche Milderung und abnehmende Niederschlagsaktivität!
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.03.2018


Am Montag zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums wird das Wetter in weiten
Teilen von Deutschland von einem Keil geprägt, der sich von einem hochreichenden
Hoch bei Schottland über Deutschland hinweg erstreckt. Einhergehend lassen die
Ostwinde deutlich nach. Nördlich der Keilachse drehen die Winde sogar auf eine
nördliche bis nordwestliche Komponente. Unter antizyklonalem Einfluss lässt die
Niederschlagsneigung nach, sodass nur noch im Süden durch schwache
Hebungsprozesse geringe Mengen zu erwarten sind. Die Temperatur in 850 hPa
steigt im Vergleich zu den Vortagen ebenfalls wieder etwas an und erreicht nur
noch Werte von -2 Grad im äußersten Norden und -11 Grad im Südosten.

Am Dienstag und Mittwoch kann sich der Langwellentrog über Nordost und Osteuropa
wieder regenerieren und sogar seine Ausdehnung nach Süden bis in die Adria
ausweiten. Gleichzeitig wird der Keil über Deutschland abgehobelt, sodass sich
eine nördliche Höhenströmung einstellt. Die hochreichende Antizyklone verlagert
sich unter Abschwächung südwärts und nimmt allmähliche eine zonal Ausrichtung
an. Dabei kann jedoch das Bodenhoch Fläche nach Osten gewinnen und schließlich
vom Atlantik bis nach Polen und der Slowakei reichen. Während im Norden in der
unteren Troposphäre somit westliche bis nordwestliche Wind vorherrschen, sind im
Süden weiter östliche Winde dominierend. Nennenswerte dynamische Hebungsprozesse
sind an kurzwelligen Anteilen in der Höhe gekoppelt, die regional etwas Schnee
bringen.

Am Donnerstag und Freitag bleiben die Zirkulationsmuster grundsätzlich erhalten.
Der Langwellentrog verliert kaum an Stärke, verlagert sich aber zusammen mit dem
folgenden Rücken ostwärts. Die Keilachse überquert nach dem IFS somit am Freitag
das Bundesgebiet, das nachfolgend auf die Vorderseite eines nachstoßenden
hochreichenden Tiefdrucksystems gerät, das sich von Island bis zur Iberischen
Insel erstreckt. Da die Verlagerungsgeschwindigkeit des folgenden Systems
schneller gerechnet wird, schrumpft die Amplitude des Rückens merklich. Zunächst
sind nur geringe Niederschläge im Westen und Nordwesten simuliert, die in
Verbindung zu durchschwenkenden kurzwelligen Anteilen stehen. Kräftige
Niederschlagssignale werden jedoch erst mit den induzierten Hebungsprozessen auf
der Trogvorderseite generiert.

Die Temperaturen im 850 hPa-Niveau pendeln bis einschließlich zwischen -2 und
-12 Grad mit den höchsten Werten im Nordwesten und den kältesten im Südosten. Ab
Freitag steigen die Werte von Westen wieder über die 0 Grad-Marke.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des neusten IFS-Laufes ist bezüglich des letzten 12 UTC-Laufes
sehr gut. Zum letzten 00 UTC-Lauf ergeben sich jedoch schon zu Beginn des
mittelfristigen Zeitraums größere Unterschiede.

Die neusten Läufe simulieren schon am Montag ein Höhentief sowie korrelierendem
Bodentief an der französischen Atlantikküste. Gleichzeitig kann der Höhenrücken
von den Britischen Inseln ausgehend weniger wiet nach Osten ausgreifen.
Antizyklonaler Einfluss gestaltet das Wetter in weiten Teilen Deutschlands
ruhig. Die Niederschläge werden entgegen des Vortages abgeschwächt und deutlich
weiter im Südosten gezeigt.

Im weiteren Verlauf zeigen der 12- und 00-UTC Lauf größere Amplituden der der
Geopotentialfelder über Europa. Im Osten reicht ein Langwellentrog nun von
Finnland bis in die Adria und im Westen kann sich der Höhenrücken bis nach
Norwegen ausdehnen. Deutschland liegt somit unter einer nördlichen Höhenströmung
mit der zeitweise kurwellige Anteile nach Süden steuern. Niederschläge werden
aber aufgrund des Druckanstieges am Boden nur gering simuliert.

Aufgrund der größeren Amplituden verlagern sich die Druckgebilde deutlich
langsamer als in den Vorläufen, sodass die Rückenachse nach neusten Berechnungen
erst am Freitag allmählich durchschwenken soll. Entsprechend werden auch die
kräftigeren Niederschlagssignale im Vergleich zurückgenommen und erst für
Freitag im Nordwesten simuliert, wenn Deutschland zunehmend auf die
Trogvorderseite gerät.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die betrachteten globalen Modelle (ICON, GFS, GEM und EZMW) zeigen bis Mittwoch
grundsätzlich ähnliche Zirkulationsmuster, sodass grundsätzlich von einer hohen
Prognosegüte auszugehen ist. Doch sprichwörtlich steckt der Teufel ja im Detail.
Schon am Montag gibt es im südwestlichen Teil des Landwellentroges über West-
bzw. Südwesteuropa Unruhe. Die Modelle simulieren die Drehzentren in Lage und
Stärke teils erheblich verschieden. Die Abweichungen machen sich zwar nur
bedingt beim Wetter in Deutschland bemerkbar - nahezu alle Modelle sehen am
Montag lediglich südlich der Donau sowie am Erzgebirge noch etwas Schnee -
allerdings verändern sich im weiteren Verlauf die Amplituden und Phasen der der
Strukturen. Das IFS lässt den Trog dabei am weitesten nach Süden ausgreifen,
während sich der Trog beim GFS etwas schneller und beim ICON etwas langsamer
ostwärts verlagert. Korrelierend kann sich am Boden das Hoch beim GFS stärker
ausprägen und deutlich weiter nach Osten vordringen als beim langsameren ICON.
Die Phasenunterschiede machen sich dann vor allem ab Donnerstag auch beim Wetter
für Deutschland bemerkbar, wenn das GFS die Niederschläge deutlich früher und
teils auch stärker über Deutschland hinwegziehen lässt. ICON ist weiter am
langsamsten und zeigt die Signale auch leicht nordöstlich verschoben. Ab Freitag
nehmen die Unterschiede in Amplitude und Phase weiter zu. Da das GFS sowohl den
Trog als auch den nachstoßenden Rücken stärker rechnet, verlangsamt sich die
Verlagerungsgeschwindigkeit, sodass in Sachen Voranschreiten das IFS den Platz
an der Sonne einnimmt und die Keilachse am schnellsten Durchschwenken lässt.
Entsprechende kommen auch die Niederschläge beim IFS früher als bei den anderen
Modellen voran. Das GEM zeigt zum IFS ähnliche Strukturen.

FAZIT: Allmähliche Milderung mit Frostabschwächung in den Nächten sowie zunächst
abnehmende und erst ab Donnerstag wieder zunehmende Niederschlagsneigung.

__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte aus dem Norden, der Mitte und dem
Süden des Landes zeigen nahezu über den gesamten mittelfristigen Zeitraum
übereinstimmend nur eine geringe Zunahme des Spread der 850 hPa-Temperatur. Erst
ab Freitag spreizt sich dieser deutlicher auf. Die Unsicherheiten beim 500
hPa-Geopotential steigen dagegen schon zum Dienstag deutlich an. Korrelierend
kann vor allem von einer guten Vorhersagegüte bei den Temperaturen ausgegangen
werden. Die Unterschiede im Geopotential Ensemble deuten dagegen auf die
Unterschiede in Amplitude und Phase hin, die sowohl innerhalb des IFS als auch
im Vergleich zu den anderen globalen Modellen zu finden sind.
Auch die GFS Rauchfahnen für die 850 hPa Temperatur zeigen bis Donnerstag nur
eine geringe Zunahme des Spread, mit kleinen Unsicherheiten am Dienstag.
Entgegen der Vorhersagen des EZ-EPS zeigen die Rauchfahnen für das 500 hPa
Geopotential bis Donnerstag einen relativ engen Verlauf, was auf eine gute
Konsistenz innerhalb des GFS hinweist.

Die bisherigen Ergebnisse für den Beginn des mittelfristigen Zeitraums werden
auch vom Clustering gestützt, die bis Dienstag nur zwei Cluster anbieten, die
zudem kaum Unterschiede aufweisen. Im Zeitraum T+120...168h ändert sich dies
analog zu den Ausführungen des gestrigen Tages schlagartig. Aus zwei Clustern
werden dann 5 Cluster. Dabei weisen alle Cluster ähnliche großskalige
Zirkulationsstrukturen auf. Unterschiede gibt es auch innerhalb des EZ-EPS
überwiegend in der Ausdehnung und Stärke der Geopotential- und Luftdruckmuster.
Beim Cluster 1, das 15 Mitglieder umfasst, ist der Langwellentrog am stärksten
ausgeprägt und kann sich nach Süden bis Afrika ausdehnen. Dem nachfolgenden
Rücken geht im Verlauf die Puste aus und beeinflusst das Wetter in Deutschland
kaum. Der schwache Keil würde verlangsamt am Freitag den Nordwesten und Westen
erreichen. Das Cluster 2, welches sowohl den Hauptlauf als auch den Kontrolllauf
beinhaltet, zeigt eine etwas andere Lösung. Demnach würde sich ein kräftiges
Höhentief langsam über der Adria vom Langwellentrog abschnurren. In die Lücke
würde dann der deutlich kräftigere Rücken preschen.
Das wärmste Szenario zeigt das Cluster 3.

Im Zeitraum T+192...240h schrumpft die Clusteranzahl wieder auf drei, wobei
Cluster 1 mit 19 Repräsentanten eine ausgeprägte Troglage über weite Teile
Europas anbietet. Der Kontrolllauf befindet sich im Cluster 2, welches sich dem
Cluster ein ähnelt, jedoch die Abschnürung eines kräftigen Drehzentrums vor der
Nordküste der Iberischen Halbinsel zeigt. Der Hauptlauf wird in Cluster 3
eingeordnet, die einen Rücken über Mitteleuropa zeigt. Cluster 3 wäre demnach
eher trocken und warm, während Cluster 1 eher nass und kühl daherkommt.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag muss vor allem im Süden und Südosten gebietsweise noch mit DAUERFROST
gerechnet werden. Nachts ist dort vereinzelt noch mit STRENGEM FROST zu rechnen.
Im weiteren Verlauf wird es allmählich milder mit Frostabschwächung in den
Nächsten, sodass bis Mittwoch nur noch lokal begrenzt an den Alpen STRENGEM
FROST auftritt.

Die edlen weißen Flocken rieseln ab Montag nur noch vereinzelt und meist in
geringen Mengen vom Himmel. Markante SCHNEEmengen von mehr als 10 cm in 12
Stunden sind in weiter Ferne. Durch positive Höchstwerte am Tage sollten sie
zudem bis in mittlere Lagen rasch wieder die Phase wechseln.

Das Thema WIND/STURM sollte sich ab Montag ebenfalls weitgehend geklärt haben.
Markante Windspitzen sind lediglich in den Kammlagen des Harzes (Brocken Bft 8)
noch gering wahrscheinlich. Ansonsten werden noch Böen der Stärke 5 bis 6
erwartet. Im höheren Bergland sind aber auch bei diesen Windgeschwindigkeiten
weiter SCHNEEVERWEHUNGEN möglich.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMF sowie ECMF-EPS, da überwiegend die mittlere Lösung.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel