DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-03-2018 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.03.2018 um 10.30 UTC



Anfangs High-over-Low mit Kaltluftzufuhr von Osten her, überwiegend
antizyklonal. Tagsüber gebietsweise Dauerfrost, nachts teils strenger Frost. Im
Laufe der Woche allmähliche Frostabschwächung und zyklonaler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.03.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag bestimmt
eine High-over-Low-Situation das Wetter in weiten Teilen Europas und somit auch
in Deutschland. Dabei befindet sich am Südrand des Europäischen Nordmeers das
Zentrum einer hochreichenden Antizyklone, von der aus sich ein Keil über
Südskandinavien und das Baltikum bis in den Westen Russlands erstreckt. Dem
gegenüber steht tiefer Luftdruck über Südeuropa, was bei uns eine flotte
östliche Strömung zur Folge hat, mit der kontinentale Polarluft advehiert wird.
Zur Mittagszeit liegt die 850-hPa-Temperatur meist zwischen -10 und -15°C,
lediglich im äußersten Süden sowie gebietsweise im Westen ist es etwas wärmer.
Im Süden schneit es zum Teil für längere Zeit, während die anfänglich noch von
der Ostsee westwärts driftenden Schneeschauer (Stichwort "Lake-Effekt") rasch
nachlassen.

Zu Beginn der neuen Woche verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs in Richtung
UK/Irland, was mit einer Südverlagerung des o.e. Keils einhergeht. Dieser liegt
am Tagesende mit zonaler Ausrichtung mitten über Deutschland, so dass auch der
Ostwind im Laufe des Montags sukzessive abnimmt. Nördlich der Divergenzachse
beginnt die Strömung auf Nord zu drehen. Dabei steigt die Temperatur in der
unteren Troposphäre an, um 24 UTC sind es in 850 hPa im äußersten Norden und
Nordwesten nur noch wenige Grad unter dem Gefrierpunkt, während im Süden noch
rund -11°C erwartet werden. Im äußersten Süden und Südosten sind noch schwache
Hebungsprozesse wirksam, die zu leichtem Schneefall führen können, sonst bleibt
es aber weitgehend niederschlagsfrei.

Im weiteren Verlauf der Woche verlagert sich das Hoch an der Biscaya vorbei in
das Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel. Es wird gestützt von einem
substanziellen Rücken, an dessen Ostabdachung bei uns eine nördliche
Höhenströmung induziert wird. Im Bodenniveau bleibt uns ein nach Ost-Nordost
gerichteter Keil erhalten, dessen Längsachse sich aber peu a peu nach Süden
verschiebt, was mehrere Folgen hat.
Zum einen nehmen die anfänglich im äußersten Süden und Südosten noch
auftretenden leichten Schneefälle ab bzw. hören auf. Zum anderen werden wir von
Norden her anfälliger für zyklonale Störungen, die uns am Dienstag im äußersten
Westen nur streifen, von Mittwoch auf Donnerstag dann aber mit voller Breitseite
in Form eines okkludierenden Frontensystems von der Nordsee und Südskandinavien
her auf den Vorhersageraum übergreifen. Dabei fällt zunächst Schnee, der dann
aber in weiten Teilen des Landes im Zuge fortschreitender Milderung (T850 steigt
bis Donnerstagmittag auf 0°C an der Ems und bis zu -7°C im südöstlichen Bayern)
in Regen übergeht.

Ab Freitag (erweiterte Mittelfrist) wandert zwar der o.e. Rücken unter
Abschwächung südostwärts über Deutschland hinweg, er kann aber nicht verhindern,
dass weitere Frontensysteme vom Atlantik mit Niederschlägen ost-südostwärts
durchschwenken. Dabei setzt sich der bereits zuvor begonnene Milderungsprozess
weiter fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz von IFS_ECMF ist sehr gut, auch wenn die Unschärfen nach hinten
raus etwas zunehmen. Das ist aber völlig normal und ändert nichts Substanzielles
an der Vorhersage, so dass am gestrigen, vor allem anfangs winterlichen Kurs
festgehalten werden kann.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zunächst zeigen die vom Verfasser an dieser Stelle für gewöhnlich begutachteten
Globalmodelle (namentlich ICON, GFS, GEM und UKMO) sehr kongruente Felder, die
auf eine hohe Prognosesicherheit schließen lassen. Im Laufe der nächsten Woche
kommt dann etwas "Unruhe" ins Spiel. Schon am Montag fällt das deutsche ICON
insofern aus der Rolle, in dem die o.e. Hebungsprozesse (die laut IFS ja nur im
äußersten Süden und Südosten schwach wirksam sein sollten) deutlich intensiver
und deutlich weiter nach Norden ausgreifend ausfallen, was den mittleren
Landesteilen Schnee bescheren würde. Da aber die anderen externen Modelle es
noch mit IFS halten, ist bei ICON erst mal von einer Außenseiterlösung
auszugehen. Ab Dienstag passt sich ICON dann aber dem IFS an, auch wenn die
Störung von Mittwoch auf Donnerstag schwächer ausfällt.
Der nächste Abweichler ist GFS, das am Dienstag ein schwaches Schneefallgebiet
durchgehen lässt (das nicht nur den äußersten Westen tangiert), danach aber
nachhaltig auf HPI (High-Pressure-Influence) bei anfangs relativ niedrigen
Temperaturen setzt und von der zyklonalen Geschichte Mittwoch/Donnerstag
überhaupt nichts wissen will.
GEM wiederum tendiert eher zu IFS, ist dabei noch etwas zyklonaler aufgestellt.

FAZIT: Der anfängliche Winterkurs steht, danach (etwa ab Dienstag) wird es rein
vom Modellvergleich unsicher.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMF-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen einen bis in den
erweiterten Mittelfristzeitraum reichenden gutmütigen Verlauf mit nur leicht
zunehmendem Spread. Von daher wird die beschriebene Entwicklung auf Basis des
deterministischen Laufs weitgehend gestützt.
Schlecht sehen die Kurven auch bei GFS-EPS nicht aus, allerdings nimmt die
Streuung am Dienstag/Mittwoch etwas stärker zu als bei IFS, was gewisse Zweifel
an der Lösung des Hauptlaufs (erst Durchgang eines schwachen Schneefallgebiets,
danach Hochdruckeinfluss) aufkommen lässt. Falsch muss sie deswegen aber noch
lange nicht sein.
Es überrascht etwas, dass bei der Clusterung für den Zeitraum T+120...168h
(Dienstag bis Donnerstag) vier Cluster angeboten werden (23 Fälle + HL/KL, 10,
10, 8), die sich allerdings bei genauem Hinschauen für unseren Raum nur wenig
unterscheiden. CL 2 kommt dabei der GFS-Variante am nächsten.
In der erweiterten Mittelfrist T+192...240h (Freitag bis Sonntag) erhöht sich die
Zahl der Cluster auf fünf (17 + HL/KL, 11, 9, 8, 6), die aber alle ein
zyklonales Szenario auf der Karte haben.

FAZIT: Unter dem Strich unterstützen die statistischen Verfahren den Kurs des
Hauptlaufs, auch wenn im Verlauf der nächsten Woche ein paar Unsicherheiten
bleiben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Dass zum Ende des astronomischen Winters dieser auch wettertechnisch seinem
Namen noch mal alle Ehre macht, ist außer Zweifel. Neben der Tatsache, dass es
tagsüber gebietsweise leichten DAUERFROST gibt, muss in den Nächten bis etwa
Mitte nächster Woche mit STRENGEM FROST gerechnet werden (vor allem aber nicht
ausschließlich im Mittelgebirgsraum und an den Alpen).

Beim Parameter SCHNEE sieht es so aus, dass das meiste im Kurzfristzeitraum
fallen dürfte (siehe Synoptische Übersicht Kurzfrist). Ab Sonntag soll dann
nicht mehr allzu viel dazukommen, vor allem keine markanten Mengen von mehr als
10 cm innert 12 h.

Auch das Thema WIND/STURM findet seinen Höhepunkt im Kurzfristbereich.
Allerdings kommt der Ostwind auch am Sonntag zunächst noch ziemlich lebhaft und
ruppig daher mit Böen 8-9 Bft im Bergland (außer Alpen), an der Küste (Nordsee
stärker als Ostsee) sowie in freien Lagen der Mitte und des Nordwestens. Auf dem
Brocken sind sogar schwere Sturmböen 10 Bft nicht ausgeschlossen. Ab
Sonntagnachmittag/-abend nimmt der Wind dann mehr und mehr ab.
Dort, wo zuvor etwas mehr trockener Schnee gefallen ist (vornehmlich zentraler
Mittelgebirgsraum), besteht am Sonntag noch die Gefahr von SCHNEEVERWEHUNGEN.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-ECMF mit ECMF-EPS und einer Prise Bauchgefühl.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann