DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
07-03-2018 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.03.2018 um 10.30 UTC
Unbeständig, vor allem am Wochenende sehr mild. In höheren Lagen zeitweise
stürmische Böen, an den Alpen am Wochenende Föhn mit Sturmböen auf den
Alpengipfeln.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.03.2018
Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Wochenende, befindet sich Deutschland
auf der Vorderseite eines umfangreichen Höhentroges über dem nahen Ostatlantik,
der sich allmählich dem Kontinent annähert und dessen Drehzentrum sich am
Montag, 00 UTC nach dem aktuellen Lauf des IFS über dem Westausgang des
Ärmelkanals befindet.
Gestützt durch kräftige WLA wölbt sich ein recht breit angelegter Höhenrücken
über Mitteleuropa hinweg nordnordwestwärts auf. Bis Montag, 00 UTC verlagert
sich dessen Achse unter beginnendem Verlust der Wellenlänge allmählich Richtung
Osteuropa.
Im Bodenfeld werden am Samstag weite Teile Deutschlands von der Warmfront eines
Sturmtiefs westlich der Biskaya überquert. Dabei fällt vielerorts Regen, meist
leichter Intensität, nur im Südosten und äußersten Osten bleibt es weitgehend
trocken, an den Alpen setzt allmählich Föhn ein.
Bis Sonntagabends kommt das Bodentief etwa zum Westausgang des Ärmelkanals
voran. Dabei verbleiben weite Teile Deutschlands im Warmsektor, die wellende
Kaltfront beeinflusst allerdings den Westen und Nordwesten mit zeitweiligen
schauerartigen Regenfällen.
Im Warmsektor gelangt sehr milde Luft subtropischen Ursprungs ins
Vorhersagegebiet. Die Temperaturen in 850 hPa steigen auf etwa 5 bis über 10
Grad mit den höchsten Werten im Alpenvorland. An den Alpen dauert die
Föhnsituation noch bis mindestens Sonntagabend an. Außer im äußersten Norden und
Nordosten werden zweistellige Höchstwerte erreicht, am Sonntag auch vielerorts
über 15 Grad, mit Föhnunterstützung sind im Alpenvorland eventuell auch die 20
Grad in Reichweite.
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag greift der Trog auf Mitteleuropa über.
Der korrespondierende Bodentiefkomplex mit mehreren Drehzentren erreicht am
Montag das Vorhersagegebiet, die Kaltfront überquert im Tagesverlauf Deutschland
mit schauerartigen Regenfällen allmählich nordostwärts, ihr folgt ein Schwall
subpolaler Meeresluft mit Temperaturen zwischen 0 und 3 Grad in 850 hPa in der
Nacht zum Dienstag. Warnrelevante Mengen sind nicht zu erwarten, allerdings kann
es vorderseitig der Kaltfront bzw. mit deren Passage einzelne Gewitter geben.
Am Dienstag verlagert sich der Trog unter Amplitudenverlust weiter ins östliche
Mitteleuropa, gefolgt von einem flachen Höhenrücken, der sich am Mittwoch, 00
UTC über das westliche Mitteleuropa und die Nordsee hinweg nordnordwestlich
erstreckt.
Der Bodentiefkomplex verlagert sich nach Skandinavien, rückseitig erreicht ein
Hochkeil in der Nacht zum Mittwoch von Westen her das Vorhersagegebiet.
Somit ist der Wetterablauf am Dienstag geprägt von der rückseitig des Tiefs
einströmenden erwärmten Polarluft, innerhalb der sich Schauer und kurze
Graupelgewitter entwickeln. Schnee fällt bei leicht negativen Temperaturen in
850 hPa lediglich in den höchsten Mittelgebirgslagen.
Abends und in der Nacht zum Mittwoch sorgt der heranschwenkende Hochkeil
kurzzeitig für Wetterberuhigung.
Bereits am Mittwoch schwenkt der Höhenrücken rasch weiter nach Osten und
Deutschland gerät auf die Vorderseite eines umfangreichen Troges über dem nahen
Ostatlantik.
Im Bodenfeld greift schon ausgangs der Nacht die Warmfront eines bis zum Abend
nach Südwestengland ziehenden Bodentiefs auf den Westen Deutschlands über und
kommt allmählich ostnordostwärts voran. Dabei gibt es von Westen her - abgesehen
vom äußersten Nordosten und dem Alpenrand, wo es erneut föhnig wird, verbreitet
Niederschläge. Insgesamt gelangt im Warmsektor erneut sehr milde Meeresluft ins
Vorhersagegebiet.
In der erweiterten Mittelfrist kommt der Trog allmählich über West- bis nach
Mitteleuropa voran und bestimmt somit wohl auch die gesamte zweite Wochenhälfte
das Wettergeschehen im Vorhersagegebiet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Dem aktuellen Lauf des IFS kann eine hohe Konsistenz zu seinen Vorgängern
bescheinigt werden. Differenzen ergeben sich erst zum Ende der Mittelfrist. So
wird der am Montag bzw. in der Nacht zum Dienstag auf Mitteleuropa übergreifende
Höhentrog im aktuellen Lauf etwas kräftiger und nachhaltiger simuliert als vor
allem im gestrigen 00 UTC- Lauf. Dafür ließ der gestrige 00 UTC-Lauf den
nächstfolgenden Trog bereits in der Nacht zum und am Mittwoch auf Mitteleuropa
übergreifen. Somit ergeben sich zwar im Detail Unterschiede bzgl. der Passage
der jeweiligen Frontensysteme, insgesamt ändert sich aber gegenüber den
Mittelfristprognosen der vergangenen Tage nur wenig.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Den kräftigen Vorstoß sehr milder Luftmassen subtropischen Ursprungs nach
Mitteleuropa am Wochenende zeigen alle vorliegenden Modelle mehr oder weniger
einheitlich.
Zu Wochenbeginn wird der auf Mitteleuropa übergreifende Trog vom IFS etwas
markanter und aufgrund eines von Nordwesten heranschwenkenden Randtroges, der
diesen regeneriert auch nachhaltiger simuliert als vom GFS und vor allem auch
vom ICON.
Beide Modelle lassen bereits in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag tagsüber
einen flachen Höhenrücken über Mitteleuropa hinweg ostwärts schwenken. Nach
Lesart des IFS folgt der Rücken erst in der Nacht zum Mittwoch. Vor allem ICON
lässt dann aber bereits den nächsten Kurzwellentrog vor allem über den Norden
und Nordwesten des Landes hinwegschwenken.
In der erweiterten Mittelfrist verbleibt das Vorhersagegebiet nach Lesart des
GFS noch für längere Zeit auf der Vorderseite des sich über Westeuropa nach
Süden ausweitenden Troges, während IFS am Freitag die Passage eines Randtroges
simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die recht hohe Konsistenz innerhalb der Modellwelt zeigt sich auch in der
Clusteranalyse. Sowohl im Zeitraum 72 bis 96 Stunden als auch im nächstfolgenden
(120 bis 168 Stunden) verteilen sich alle Ensemblemember auf einen Cluster, der
die vom Hauptlauf simulierte Entwicklung gut wiedergibt.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) tauchen dann allerdings
zwei Cluster auf, die sich bzgl. der Wetterentwicklung über Mitteleuropa
deutlicher unterscheiden. Cluster 1, in dem sich auch der Haupt- und
Kontrolllauf sowie der überwiegende Anteil der Member befindet, zeigt Ende
kommender Woche ein Übergreifen des Troges auf Mitteleuropa, während Cluster 2
(mit nur 9 Membern) diesen über Westeuropa nach Süden abtropfen lässt (ähnlich
wie GFS) und einen von Südost- nach Mitteleuropa gerichteten Höhenrücken auf der
Karte hat.
In der "Rauchfahne" für einen in etwa in der Mitte Deutschlands gelegenen
Gitterpunkt sind der "Warmluftpeak" am Wochenende und der Trogeinfluss zu
Wochenbeginn gut zu erkennen. Nahezu deckungsgleich und in einem recht engen
Spread verlaufend steigt die Temperatur in 850 hPa bis Sonntagabend kräftig an
(auf etwa 6 bis 10 Grad), um dann bis Dienstagmittag auf etwa -1 bis -5 Grad
abzusinken.
Mit der erneuten Trogvorderseite zu Wochenmitte wird der Spread dann allerdings
größer. Den erneuten Trogvorstoß am darauffolgenden Freitag zeigen der Haupt-
und Kontrolllauf markanter als die meisten Member.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der markante Warmluftvorstoß am Sonntag zeigt sich auch im EFI, der deutliche
Hinweise auf außergewöhnlich hohe Temperaturen vor allem Richtung Alpen, aber
auch in der Mitte des Landes auf der Karte hat.
Vor allem in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge frischt der Wind auf
und es muss mit stürmischen Böen aus Südost bis Süd gerechnet werden, wenngleich
die Probabilistik aktuell nur relativ schwache Signale dafür gibt. An den Alpen
wird es vor allem am Sonntag föhnig mit Sturmböen auf den Gipfeln und eventuell
auch warnrelevanten Böen in entsprechend anfälligen Tälern.
Auch zu Wochenbeginn kann es auf exponierten Gipfeln immer mal wieder stürmische
Böen, dann meist aus Südwest, geben.
Sowohl am Samstag als auch zu Wochenbeginn muss immer wieder und auch recht
verbreitet mit Niederschlägen - meist bis in die höchsten Lagen der
Mittelgebirge als Regen - gerechnet werden, allerdings geben die Modelle und
probabilistischen Verfahren keinerlei Hinweise auf warnrelevante Mengen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMEF, EPS (ECMWF), MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff