DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-03-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.03.2018 um 10.30 UTC



Wechselhafte West- bis Südwestlage mit zeitweiligen Niederschlägen und teils
starkem Wind. Zum Wochenende hin mild bis sehr mild, danach wieder Abkühlung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 13.03.2018


Die mittelfristige Wetterentwicklung ab dem kommenden Freitag wird nach dem
aktuellen 00 UTC-Lauf des EZMW vom heutigen Dienstag im Wesentlichen durch einen
Trog auf dem Atlantik bestimmt, der zum Wochenende hin allmählich auf Europa
übergreift. Korrespondierend zu diesem Trog, der zeitweise Abtropftendenzen
aufweist, gibt es auf dem Atlantik ein umfangreiches Bodentief, dessen Ausläufer
von Südwesten her Deutschland erreichen. So wird von Südwesten her sehr milde
Luft wirksam, die mit Durchgang des Troges zum Wochenanfang wieder durch kühlere
Luft ersetzt wird.

Im Detail ist der Trog am Freitag nördlich der Azoren und damit noch weit
draußen auf dem Atlantik zu finden. Östlich davor liegt ein Höhenrücken, der bei
uns für kurzen Zwischenhocheinfluss sorgt. Allerdings wird der Rücken von WLA
überlaufen, sodass von Südwesten her bereits Druckfall einsetzt. So nähert sich
dann auch schon die Warmfront des mit dem Höhentrog korrelierten Bodentiefs.
Mehrschichtige Bewölkung und aufkommende Niederschläge sind die Folge, zudem
fließt mit einer südwestlichen Strömung zunehmend milde bis sehr milde Luft
subtropischen Ursprungs ein. Die Temperaturen liegen in 850 hPa in der
eingeflossenen erwärmten Polarluft anfangs bei -4 bis 0 Grad, steigen im Süden
in der Nacht zum Samstag aber bereits auf über 8 Grad.

Am Samstag überquert die Warmfront auch den Norden des Landes und die milde Luft
mit Temperaturen von 4 bis 10 Grad in 850 hPa setzt sich überall durch. Weil die
Erwärmung rasch vonstattengeht, sollte gefrierender Regen im teils noch kalten
Norden bzw. Nordosten nur ein untergeordnetes Thema darstellen.

Am Sonntag schwenken Trog und Bodentief auf die Britischen Inseln über.
Deutschland verbleibt auf der Vorderseite unter Zufuhr milder bis sehr milde
Luft und vor allem im Süden werden 10 Grad in 850 hPa überschritten. Am Boden
zeigen sich weiterhin zyklonale Strukturen, sodass auch die Wolken und
gebietsweise Niederschläge überwiegen.

Am Montag wird der Trog über den Britischen Inseln von einem Randtrog
regeneriert. Dabei zieht ein weiterer Randtrog über Benelux und Deutschland
hinweg. Es führt ein Randtief nach Osten und bei uns ist weiterhin zyklonales
Geschehen zu erwarten. Die Zufuhr sehr milder Luft wird nun aber unterbrochen,
weil die Strömung etwas auf West dreht und kühlere Luft einsickert. So liegen
die T850 hPa nur noch zwischen 3 und 8 Grad.

Am Dienstag erreicht das Randtief Skandinavien und Deutschland gelangt auf
dessen Rückseite. Dabei kann noch kühlere Luft nun wieder polaren Ursprungs
einfließen, womit die T850 hPa sogar auf -4 bis 1 Grad absinken. Nach Abzug der
Ausläufer des Randtiefs gelangen wir rasch in den Einflussbereich eines
Zentraltiefs, das mit dem Höhentrog korrespondiert. Eine längere
Zwischenhochphase wird damit nicht gegeben sein.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch erfasst der Höhentrog unter
Vergrößerung seiner Wellenlänge Mitteleuropa. Das Zentraltief verlagert sich
nach Norddeutschland, womit die Strömung wieder etwas zurückdreht und mildere
Luft einströmen kann. Die T850 hPa steigen dabei auf -1 bis 2 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC-Laufs des EZWM zu seinen beiden Vorgängern
ist bis zum Dienstag hoch bis sehr hoch, sodass sich nur die üblichen Unschärfen
in den Details ergeben. Selbst in der erweiterten Mittelfrist bleibt die
Konsistenz gut.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON ist dem EZMW sehr ähnlich, simuliert das neue Zentraltief ab Dienstag aber
etwas weiter westlich auf dem Atlantik. Dadurch könnte der
Zwischenhocheinfluss/Hochdruckeinfluss etwas länger dauern bzw. stärker
ausfallen. Weitere globale Modelle können keine gänzlich neuen Lösungen
aufzeigen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen bestätigen die Aussagen in der Konsistenz und im
Modellvergleich. So verlaufen die Kurven diverser deutscher Städte bei T850 hPa
und beim Geopotenzial in 500 hPa in einem engen Spread, der erst ab
Montag/Dienstag etwas auffächert. Insbesondere werden ab Dienstag einige
deutlich wärmere Lösungen auf höherem Geopotenzial angeboten. Insofern wird die
ICON-Lösung auch an dieser Stelle als Möglichkeit angesehen.

Bei der Clusteranalyse werden zwischen Freitag und Samstag zwar 3 Cluster
geliefert, die Unterschiede sind für Mitteleuropa allerdings kaum von Belang.
Zwischen Sonntag und Dienstag sowie zwischen Mittwoch und Freitag gibt es
jeweils nur einen Cluster, die oben aufgeführtes Szenario zeigen. Der
deterministische Lauf wird somit vom Ensemble weitgehend bestätigt.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass in der Mittelfrist bis zum Dienstag immer
wieder mit Regenfällen gerechnet werden muss, wobei die Temperaturen zum
Wochenende hin immer weiter ansteigen. Danach kühlt es sich voraussichtlich
wieder ab, ohne dass ein Wintereinbruch bis in tiefe Lagen ansteht. In höheren
Lagen könnte es dann aber zu Schneefall kommen. In der erweiterten Mittelfrist
ab Mittwoch bleibt es voraussichtlich wechselhaft und recht kühl, allerdings
besteht auch die kleine Möglichkeit für Hochdruckeinfluss bei deutlich
steigenden Temperaturen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI weist in der Mittelfrist keine Signale für gefährliche Wettererscheinungen
auf.

Am Samstag und Sonntag gibt EFI jedoch Werte bis 0.7 für überdurchschnittlich
hohe Temperaturen vor allem in der Südhälfte aus. Höchstwerte zwischen 16 und 18
Grad sind dort recht wahrscheinlich.

Außerdem können nach COSMO-LEPS und EZMW-EPS am Freitag im Küstenumfeld sowie im
südlichen Bergland und am Samstag in höheren Lagen einzelne stürmische Böen Bft
8 auftreten. Auch am Montag gibt es in der Südwesthälfte sowie am Dienstag vor
allem in der Mitte Hinweise für stürmische Böen Bft 8, mit geringer
Wahrscheinlichkeit auch für Sturmböen Bft 9. Im Bergland sind Sturmböen Bft 9
dann wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler