Thema des Tages
05-03-2018 09:20
Winter Ade, Frühling Ole?
Nach einem überwiegend milden Winter baute sich zum Ende der zweiten
Februardekade (eine Dekade entspricht einem Zeitraum von zehn Tagen)
hoher Luftdruck über Skandinavien auf. Dort konnten gleich drei
Schwerpunkte mit den Namen "ENRIC", "FRITZ" und "GERD" ausgemacht
werden. Allerdings behaupteten sich diese drei Herren nur bedingt
gegen atlantische Tiefausläufer. Und als sich der hohe Luftdruck
schon abzuschwächen drohte, nahte am 22. Februar schließlich
Unterstützung durch Hoch "HARTMUT" über dem Europäischen Nordmeer.
Und genau dieser "HARTMUT" sollte uns in Deutschland nochmal eisige
Temperaturen zum Winterabschluss bescheren.
Über mehr als eine Woche führte dieses Hoch sehr kalte Luftmassen aus
polaren Breiten über den Nordosten Europas und den Nordwesten
Russlands nach Deutschland. Aufgrund der überwiegend kontinentalen
Herkunft dieser Luftmassen, wiesen diese einen geringen Feuchtegehalt
auf. Somit verzogen sich die trüben Wolken aus den vergangenen Wochen
und machten Platz für die Sonne. Allerdings sorgten genau diese
Luftmassen auch für den sukzessiven Rückgang der Temperaturen in
Deutschland. Als Folge stellte sich tagelanger Dauerfrost mit
strengen Nachtfrösten ein.
Nur zwei Tage nach "HARTMUTS" erstmaligem Auftreten, also am 24.02.,
sollte über dem Osten Kanadas ein Tiefdruckgebiet geboren werden, das
nach dem langen Weg über den Atlantik schließlich in unseren Breiten
den Namen "ULRIKE" erhalten sollte. Und genau dieses Tief kämpfte
pünktlich zum meteorologischen Frühlingsanfang am vergangenen
Donnerstag (01.03.) gegen das Kältebollwerk von "HARTMUT" an. Es
waren jedoch vier Anläufe nötig, um die Kaltluft vollends aus
Deutschland zu vertreiben. Die Anläufe erfolgten in Form von
Ausläufern, die, ausgehend von "ULRIKE" mit Zentrum über dem nahen
Ostatlantik, mildere Meeresluft zu uns nach Deutschland führten.
Den ersten drei Tiefausläufern fiel es noch gänzlich schwer, gegen
die eisigen und trockenen Luftmassen in weiten Teilen Deutschlands
anzukämpfen und so schwächten sich diese spätestens über der Mitte
deutlich ab. Seit dem gestrigen Sonntag (05.02.) greift ein weiterer
Tiefausläufer auf Deutschland über, der für den Einzug der milderen
Luftmassen in weiten Teilen Deutschlands sorgt. Aber wie wir es von
dem Ende einer längeren Frostperiode gewöhnt sind, kann es im
Übergangsbereich der Luftmassen oftmals richtig glatt werden. Während
auf der kalten Seite der Luftmassengrenze zum Teil Schnee fällt,
gehen die Niederschläge auf der verhältnismäßig warmen Rückseite
meist in Regen über. Und gerade beim Übergang von Schnee zu Regen
kann der flüssige Niederschlag auf die gefrorenen Böden fallen und
bereits beim Kontakt gefrieren. So kann sich unter Umständen ein
Eispanzer auf Straßen und Gehwegen ausbilden, wie das die Menschen im
Norden und Nordosten am heutigen Montagmorgen erleben durften. Dort
sorgte der Tiefausläufer auf den gebietsweise noch gefrorenen Böden
für gefährliches Glatteis, was zu starken Beeinträchtigungen im
frühmorgendlichen Berufsverkehr sorgte.
Aber wo steckt nun der Frühling?
Aufgrund der günstigen Position von "ULRIKE" über dem nahen
Ostatlantik werden weiterhin milde Luftmassen nach Deutschland
geführt. Entsprechend können die Tageshöchstwerte zumindest tagsüber
wieder auf positive Werte klettern, im Südwesten und Westen sogar auf
Werte über 10 Grad Celsius. Auch die Tiefsttemperaturen in den
Nächten liegen wieder im leicht positiven Temperaturbereich oder
knapp unterhalb des Gefrierpunktes.
Allerdings bringt die mildere Atlantikluft wieder dichtere Wolken und
somit auch unbeständiges Wetter mit sich. Bis zum Donnerstag kann vor
allem in der noch kälteren Osthälfte und im höheren Bergland noch
etwas Schnee oder Schneeregen, vereinzelt auch gefrierender Regen im
Spiel sein, sonst gehen die Niederschläge aber in der flüssigen Phase
als Regen nieder. Entsprechend sollte man in den kommenden Tagen den
Regenschirm griffbereit halten.
Am Samstag soll das Thermometer dann in weiten Teilen Deutschlands
auf über 10 Grad Celsius ansteigen, am Oberrhein sowie im
Alpenvorland sind örtlich Temperaturen bis zu 18 Grad drin. Nach den
eisigen Temperaturen der vergangenen Wochen kommt dann sicherlich
frühlingshafte Freude auf.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.03.2018
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