DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
02-03-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.03.2018 um 10.30 UTC
Leicht wechselhaft und mäßig-kalt, dabei zeit- und gebietsweise Regen- und
Schneefälle. Zum Wochenende hin Abkühlung möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 09.03.2018
Praktisch der gesamte Mittelfristzeitraum von Montag bis Freitag wird dem
aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC zufolge durch einen Langwellentrog auf dem
Atlantik westlich der bzw. über den Britischen Inseln geprägt. Seine südliche
Ausdehnung reicht bis zur Iberischen Halbinsel. Er wird durch Randtröge vom
Atlantik immer wieder regeneriert, auf der anderen Seite laufen aus ihm aber
auch Randtröge nach Osten heraus, die dann Mitteleuropa überqueren. Letztlich
resultiert daraus für Deutschland eine westliche bis südwestliche Höhenströmung.
Am Boden dominiert durch ein steuerndes Tief knapp westlich der Britischen
Inseln ebenfalls meist eine südwestliche Strömung. Bei den 850 hPa-Temperaturen
bewegen wir uns größtenteils in einem Bereich zwischen -5 und 4 Grad und
winterliche Parameter bleiben dem höheren Bergland vorbehalten.
Im Detail zeigt sich am Montag ein kleiner Randtrog über Norddeutschland, der
bis zum Abend schon nordostwärts abzieht. Korrespondierend dazu zieht auch die
Okklusion eines Tiefs über der Nordsee bald nach Nordosten ab. Gleichzeitig
nähert sich vom Mittelmeer ein flacher Rücken, der über Deutschland
Zwischenhocheinfluss bewirkt, der am Dienstag in der Nordhälfte noch anhält. Von
Südwesten setzt sich dabei recht milde Luft mit Temperaturen von -1 bis 4 Grad
in 850 hPa durch, sodass bodennah auch im Nordosten kein Dauerfrost mehr
auftritt.
Am Dienstag und Mittwoch nimmt der zyklonale Einfluss durch Randtröge, die an
der Süd- und Ostflanke des Langwellentrogs gen Osten und Nordosten laufen,
wieder zu. Von Südwesten kommen dadurch Niederschläge auf, die tagsüber nur in
den Hochlagen als Schnee fallen.
Am Donnerstag macht sich erneut ein flacher Rücken auf den Weg nach Osten,
sodass an diesem Tag in Deutschland meist wieder Zwischenhocheinfluss zu
erwarten ist.
Am Freitag erreicht ein neuer, diesmal etwas kräftiger Randtrog Mitteleuropa. Es
führt ein Tief mit sich, das am Mittag über Norddeutschland zu erwarten ist und
das neue Niederschläge im Gepäck hat. Bei ähnlichen Temperaturen wie in den
Vortagen wird tagsüber die flüssige Phase überwiegen und bevorzugt im Bergland
die feste Phase auftauchen.
In der erweiterten Mittelfrist bis Sonntagabend wird der Langwellentrog nach
Osten geführt, wobei er amplifiziert und seine Wellenlänge verkürzt. Das
steuernde Tief bei den Britischen Inseln füllt sich dann auf, während über dem
östlichen Mitteleuropa ein neues Tiefdrucksystem entsteht. Auf der Rückseite
dieses Tief dreht die Strömung auf Nord, womit erneut kältere Luft einbezogen
wird und vor allem in Nord- und Ostdeutschland die 850 hPa-Temperaturen auf
unter -10 Grad sinken. Niederschläge gehen damit auch in die Niederungen des
Nordens und Ostens wieder häufiger in Schnee über.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die grundlegenden Muster des aktuellen EZMW-Laufs von 0 UTC haben sich gegenüber
den gestrigen Vorläufen kaum geändert, womit insgesamt eine gute Konsistenz
vorliegt. Allerdings sehen die Details bezogen auf die auf der Vorderseite des
Langwellentrogs nach Nordosten laufenden Randtröge doch ein wenig anders aus.
Letztlich wirkt sich das auch auf die Bodendruckverteilung aus, sodass sich
Phasenverschiebungen der zyklonalen bzw. antizyklonalen Perioden und somit der
Niederschlagsverteilungen ergeben. Am Donnerstag sind auch bei der Temperatur
größere Unterschiede vorhanden, da nun keine kalte Luft mehr mit
zwischenzeitlich auf Ost bis Südost drehender Strömung einbezogen wird. Die 850
hPa-Temperaturen liegen damit im Nordosten um 4 bis 6 Kelvin höher als gestern
noch angedacht. In der erweiterten Mittelfrist dagegen dreht die Strömung nun
wieder auf Nord und kältere Luft kann einfließen. Der gestrige 00 UTC-Lauf
zeigte dagegen ein mildes Szenario, der gestrige 12 UTC-Lauf dafür ein noch
kälteres.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
ICON ist dem EZMW zunächst ähnlich, lässt im Wochenverlauf aber den
Langwellentrog bereits über Mitteleuropa hinwegziehen, bevor sich am Freitag
über dem Atlantik ein neuer Trog formiert. Damit zieht am Mittwoch und
Donnerstag das Bodentief von den Britischen Inseln nach Dänemark und hat dann
keine steuernde Wirkung mehr. In Deutschland dreht die Strömung bodennah auf
Nordwest bis Nord und insbesondere im Norden ist es mit Temperaturen von -5 bis
-8 Grad in 850 hPa kühler als beim EZMW. Am Freitag dringt mit dem neuen
Langwellentrog und einem damit korrespondierenden Bodentief westlich der
Britischen Inseln eine Warmfront von Südwesten her nach Deutschland vor. Dabei
steigen die Temperaturen in 850 hPa rasch auf über 0 Grad. GFS, CMA, GEM und
NAVGEM gleichen in ihren Vorhersagen dagegen weitgehend der EZMW-Lösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte verlaufen sowohl bei T850 hPa als auch
beim Geopot 500 hPa meist in einem sehr engen Spread, was der Vorhersage bis
dahin eine hohe Vertrauenswürdigkeit verleiht. Ab Freitag öffnen sich die
Streuungen, wobei Haupt- und Kontrolllauf aber weiter jeweils gut im Median
eingebettet sind. Die Rauchfahnen bestätigen durch ihre Verläufe oben
aufgezeigtes Szenario. Am Wochenende zeigt sich ein Absinken der Temperatur bei
weiter niedrigem Geopotenzial.
Die Clusteranalyse liefert für Mittwoch bis Freitag nur einen Cluster, was die
Vorhersagesicherheit weiter erhöht. Von Samstag bis Montag gibt es jedoch 4
Cluster. In allen vier zieht der Langwellentrog über Mitteleuropa hinweg,
allerdings in unterschiedlicher räumlicher und zeitlicher Exposition. Da mit dem
Langwellentrog korrespondierende Bodentiefs aber durch ihn gesteuert werden,
ergeben sich auch in der Lage der Bodentiefs unterschiedliche Konstellationen.
C1 und C2 weisen obige Konstellation auf mit dem Tief östlich von uns und einer
auf Nord drehenden und recht kalten Strömung. Bei C3 ist das Tief über
Schottland und der Nordsee zu finden und westliche Winde würden mildere Luft zu
uns bringen. Bei C4 zieht der Langwellentrog bereits nach Osten ab und ein
Rücken kann für Absinken und die Bildung eines Hochs bei uns sorgen. Dabei würde
aus dem Nordosten kühle Luft einfließen.
Abschließend lässt sich als Fazit festhalten, dass es zum Anfang der Mittelfrist
ab Montag zunächst Zwischenhocheinfluss gibt, bevor am Dienstag und Mittwoch von
Südwesten her Niederschläge aufkommen. Diese fallen bei mäßig-kalten
Temperaturen aber meist nur im Bergland als Schnee. Am Donnerstag herrscht bei
wenig geänderten Temperaturen voraussichtlich wieder Zwischenhocheinfluss. Zum
Wochenende hin nehmen die Vorhersageunsicherheiten dann zu. Am
wahrscheinlichsten ist jedoch die EZMW-Lösung, da die Mehrheit der Modelle und
Ensembles dieser Variante folgen. Daher kommt es dann vermutlich zu einem
Trogdurchgang, der für zyklonale Verhältnisse mit Niederschlägen und eine
anschließende Abkühlung sorgen dürfte. Nach Norden hin könnten die Niederschläge
somit wieder vermehrt in Schnee übergehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI bringt keine Hinweise für signifikante Wettererscheinungen.
Mit den zu erwartenden Niederschlägen ist beim Übergang zu milderer Luft am
Montag im Norden die Gefahr von gefrierenden Regen aber noch erhöht.
Die Wahrscheinlichkeiten für mehr als 10 cm Neuschnee in 12 Stunden liegen in
den Ensembles durchweg unter 10 %. Dabei steigt die Schneefallgrenze tagsüber
bis in die Kammlagen der Mittelgebirge, in den Nächten allerdings wieder bis in
die Niederungen. Von daher ist insbesondere in den höheren Lagen und in den
Nächten auch mit Glätte zu rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, zum Ende hin vor allem EZMW-MOS und EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler