Thema des Tages
18-02-2018 10:50
Winter im Olympiaort Pyeongchang
Zum Beginn der Olympiade wurde der Wintersportort Pyeongchang bereits
in einem Thema des Tages vorgestellt (nachzulesen unter
"https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/2/8.html"). Heute
widmen wir uns etwas genauer dem typischen Winterklima in dieser
Region.
Pyeongchang liegt im Nordosten von Südkorea auf einer geographischen
Breite von 37°22' N und auf einer Höhe von etwa 700 Metern über dem
Meeresspiegel. Folgt man dem Breitengrad Richtung Europa, stellt man
fest, dass sich der Austragungsort südlicher als Athen und auf der
geographischen Breite von Sizilien befindet. Somit liegt Pyeongchang
relativ weit südlich, in einer Breitenlage, in der in Europa
mediterranes Klima herrscht und an Wintersport nicht zu denken wäre.
Doch erinnert man sich an die ersten Wettkampftage, so war in den
Medien von bitterkalten Temperaturen deutlich unter -10 Grad die
Rede, die sich bei einem oftmals eisigen Wind noch kälter anfühlten.
Aber wie kann man sich solch kalte Temperaturen und Schnee so weit im
Süden erklären?
Zunächst einmal ist die Region Pyeongchang, ähnlich wie
beispielsweise auch Mitteleuropa, der gemäßigten Klimazone
zuzuordnen, wobei das Klima häufig kontinental geprägt ist. Genauer
wird die Klimaregion nach Köppen und Geiger als "Dwa" (D: Boreales
Klima, w: wintertrocken, a: heißer Sommer) klassifiziert. Demnach
müssen die Temperaturen im kältesten Monat im Mittel weniger als -3
°C (Pyeongchang: ca. -5 °C im Januar) und im wärmsten Monat im Sommer
mehr als 22 °C betragen (Pyeongchang: ca. 25 °C im August). Im
Vergleich zu Deutschland ist es also in Pyeongchang im Sommer
deutlich wärmer und im Winter kälter (durchschnittliche Temperatur im
Juli in Deutschland ca. 17 °C und im Januar etwas unter 0 °C). Solch
große Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sind typisch
für ein kontinentales Klima.
Konzentrieren wir uns nun auf den Winter. Zu dieser Jahreszeit weht
der Wind am häufigsten aus Nordwest. Damit wird kalte Festlandsluft
aus Sibirien auf direktem Weg nach Pyeongchang transportiert. Da die
Luft einen langen Weg über den asiatischen Kontinent genommen hat,
ist diese Luftmasse nicht nur kalt, sondern auch sehr trocken.
Dadurch erklärt sich auch, dass in den Wintermonaten (anders als im
Sommerhalbjahr) jeweils nur durchschnittlich 20 bis 30 mm
Niederschlag fallen. Im zentralen Mittelmeerraum hingegen verhindern
zum einen die Alpen ein direktes Vordringen kalter Luftmassen aus
Nord- und Osteuropa, zum anderen erwärmt das relativ warme Wasser des
Mittelmeers die Luft, sodass ähnlich winterliches Wetter wie in
Pyeongchang in mediterranen Gefilden unmöglich ist.
Dreht nun aber der Wind auf Ost, können auch nach Pyeongchang
feuchtere und mildere Luftmassen vom Japanischen Meer, welches
aktuell etwa 10 °C warm ist, gelangen. Dann steigen auch hier die
Temperaturen in den deutlich positiven Bereich und anstelle von
Schnee fällt Regen.
Für die heutigen Wettkämpfe im "Alpensia Olympic Park" dürfen die
Langläufer mit Temperaturen um +1 °C (am südkoreanischen Nachmittag)
und später die Bobfahrer und Biathleten mit Werten um -3 °C
(südkoreanischer Abend) rechnen. Dazu ist es heiter bis wolkig und es
weht ein schwacher Wind aus Nordost. Auch in den kommenden Tagen ist
das Winterwetter mit Höchstwerten etwas über 0 °C und Tiefstwerten
von -5 bis -8 °C für die Sportler recht angenehm. Die bitterkalten
Temperaturen aus der ersten Woche sind somit erst einmal vorbei.
Immer topaktuelle Wetterinformationen zu allen Austragungsorten
finden sie übrigens auf: "https://pc2018.kma.go.kr/en/main_pc.do"
(auch zu finden auf der Startseite unserer Homepage "www.dwd.de"
unter "Aktuelles Olympiawetter").
Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.02.2018
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