Thema des Tages

23-05-2016 14:40

Gewitter, Blitze und persönliche Verhaltensregeln

Bei Gewittern werden in Cumulonimbuswolken durch starke vertikale
Luftbewegungen große Mengen von Wassertröpfchen und Eiskristallen in
beträchtliche Höhen (z.T. bis über 10 km) befördert. Dabei entstehen
durch Ladungstrennung elektrische Spannungen von bis zu 1.000.000.000
Volt. Diese Spannungen entladen sich innerhalb der Wolken zwischen
unterschiedlich geladenen Wolkenbereichen als "Wolkenblitze" mit
Gesamtlängen von bis zu 100 km, oder als "Erdblitze" zwischen Wolke
und Erdoberfläche, dabei bevorzugt in Richtung exponierter und
aufragender Gegenstände, die entsprechend gegenteilig zur Wolke
geladen sind.

Die Blitzentladung erfolgt in ruckartigen Schüben durch
"Stoßionisation" längs eines sog. Blitzkanals, es sind mehrere (bis
etwa 40) Entladungen im selben Blitzkanal möglich. Die elektrische
Stromstärke eines Blitzes kann 200.000 Ampere erreichen, jedoch sind
die Zeitspannen der Hauptentladung mit 1 Mikrosekunde bis 1
Millisekunde so gering, dass die mittlere elektrische Ladungsmenge
nur etwa 20 Amperesekunden beträgt. Dementsprechend klein ist auch
der Energieinhalt von Blitzen.

Die Anzahl der Gewitter auf der Erde schätzt man auf ca. 2000 pro
Stunde (mit etwa 100 Blitzen pro Sekunde), die meisten davon in den
Tropen. In Deutschland ist im langjährigen Mittel der Juli der
gewitterreichste Monat mit einer relativen Häufigkeit von über 40 %.
In absoluten Zahlen ausgedrückt gab es beispielsweise nach Angaben
des Blitz-Informationsdienstes der Firma Siemens im Jahre 2009
insgesamt 2.354.567 Entladungen, im Jahre 2010 allerdings "nur"
1.349.049 Blitze in Deutschland.

Wie kann man sich nun vor Blitzen schützen? Generell sollte man sich
dem elektromagnetischen Feld eines Gewitters entziehen. Dies ist
jedoch nicht immer möglich. In Kraftfahrzeugen und Gebäuden mit
ordnungsgemäßen Blitzschutzanlagen besteht normalerweise keine Gefahr
("Faradayscher Käfig"), dennoch sollte man im Zweifelsfalle auf
Festnetztelefonate, Wannenbäder und Duschen verzichten. Beim Baden im
Freien oder anderen wassersportlichen Aktivitäten ist es
unabdinglich, das Gewässer sofort zu verlassen.

Wird man etwa beim Wandern auf freiem Felde überrascht, sollte man
hoch aufragende Gegenstände meiden und sich, am besten in der
nächstgelegenen Senke, mit eng aneinander gesetzten Füßen hinhocken
("Häschen in der Grube"). Befindet man sich mitten im Walde unter
hohen Bäumen, sucht man einen dichten und flachen Baumbestand auf und
geht ebenfalls in die Hocke. (Diese Aufzählung von Schutzmaßnahmen
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!)

Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, als Fußgänger im Freien vom Blitz
getroffen zu werden, sehr gering. Sie entspricht etwa derjenigen, im
Lotto einen Sechser mit Superzahl zu gewinnen. Darüber hinaus ist es
tröstlich, dass zwei Drittel aller vom Blitz Getroffenen überleben
(u.a. aufgrund des "Skin-Effektes"). In Deutschland sind im
langjährigen Mittel jeweils 3 bis 4 Blitztote zu beklagen, die
ausschließlich durch Blitze verursachten materiellen Schäden betragen
rund zwei Millionen Euro.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.05.2016

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