DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
07-02-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.02.2018 um 10.30 UTC
Ab dem Wochenende Übergang zu vielfach nasskaltem, durch atlantische Luftmassen
geprägtes Wetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.02.2018
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Strömung in Deutschland auf Nordost
gekippt ist und trocken-kalte Luftmassen aus dem fennoskandischen Raum den Weg
zu uns gefunden haben. So wie es aussieht, ist es schon bald wieder vorbei damit
und atlantische Systeme übernehmen das Regiment, was wir vom bisherigen
Winterverlauf ja bereits sehr gut kennen.
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Samstag jedenfalls
greift von Westen her ein sehr schmaler, dafür weit nach Süden reichender
Höhentrog auf Deutschland über. Er steht in Verbindung mit einer in eine
Tiefdruckrinne eingebettete Okklusion, die zu einem dicht bei Island liegenden
Sturmtief gehört. Beide, Trog und Okklusion, reiben sich offensichtlich an der
bei uns noch liegenden Kaltluft, auch wenn der Kälteblock nun nicht gerade
überbordend ausgeprägt ist (da hat es in der Vergangenheit schon ganz andere
Frostkaliber gegeben, die in Verbindung mit kontinentalem Hochdruckeinfluss
atlantischen Störungen mal so richtig die Stirn geboten haben). Wie auch immer,
der Trog verliert über dem Vorhersageraum deutlich an Kontur, die Okklusion
schwächt sich ab, so dass unter dem Strich nur schwache Niederschläge (meist
Schnee) zu erwarten sind, die sich langsam ost-südostwärts verlagern und
wahrscheinlich auch nicht alle treffen werden.
Am Sonntag versucht nach nur kurzem Zwischenhocheinfluss dann das nächste,
weitgehend okkludierte Frontensystem, ein Bein auf unseren Boden zu bekommen.
Angetrieben von einem von Schottland gen Norwegen ziehenden Randtief und einem
nachfolgenden Höhentrog, der deutlich stärker ausgeprägt ist als sein Vorgänger,
greift die Okklusion schon am frühen Sonntagmorgen auf den Nordwesten über, um
von dort im Tagesverlauf unser Land ostwärts zu überqueren. Die frontalen
Niederschläge fallen häufig als Schnee (die niedertroposphärische,
okklusionstypische Warmluftzunge wird durch starke Hebung rasch getilgt bzw.
angehoben, so dass die 850-hPa-Temperatur bei uns wahrscheinlich nicht in den
positiven Bereich geht), können aber vor allem nach Westen hin sowie in ganz
tiefen Lagen aufgrund guter Durchmischung in Regen übergehen. Meist liegen die
12h-Niederschlagsmengen unter 5 mm, nur in Staulagen der westlichen
Mittelgebirge und des Harzes kann es etwas mehr sein.
In der Nacht zum Montag kann es im Süden, wo die Front zurückhängt und
möglicherweise sogar eine Welle durchläuft, länger andauernd schneien, während
sich nach Norden hin in der postfrontal einfließenden maritimen Kaltluft
(immerhin unter -35°C in 500 hPa und unter -5°C in 850 hPa) Schnee-,
Schneeregen- und Graupelschauer, vereinzelt auch kurze Gewitter entwickeln.
Zu Beginn der neuen Woche schwenkt der Höhentrog mit einigen Schnee- und
Graupelschauern ostwärts durch, gleichzeitig steigt der Luftdruck von Westen her
an. Dabei schiebt sich ein Keil des Azorenhochs bis nach Süddeutschland vor, der
aber nicht verhindern kann, dass sich der dortige Schneefall nur langsam in die
Alpen zurückzieht. Am Alpenrand sind bis Dienstagfrüh durchaus Neuschneemengen
von 10 bis 20 cm denkbar. Das gesamttroposphärische Temperaturniveau bleibt
ziemlich niedrig (T850 um -7°C, T500 unter -35°C), im Gegensatz zur aktuell bei
uns befindlichen Kaltluft ist die der nächsten Woche maritim geprägt, also
insgesamt feuchter.
Im Laufe des Dienstags formiert sich über dem mittleren Nordatlantik - ausgehend
von Neufundland - ein umfangreiches Sturmtief, das am Tagesende mit einem
Kerndruck von unter 965 hPa rund 1000 km süd-südwestlich von Island liegen soll.
Das ist noch weit genug von Mitteleuropa weg, um uns unmittelbar zu
beeinflussen, für ein leicht antizyklonales Rückdrehen der Strömung auf südliche
Richtungen reicht es aber bereits.
Zum Mittwoch hin greift dann eine erste vorlaufende Störung (wahrscheinlich als
Okklusion eines schwachen Randtiefs über der Nordsee) auf Deutschland über, die
sich aber am blockierenden Hoch über Russland die Zähne ausbeißt und nur wenig
Niederschlag (am ehesten im Südwesten) bringt. Am Donnerstag, also schon in der
erweiterten Mittelfrist, soll dann die Passage des Hauptfrontensystems erfolgen,
wobei anfänglicher Schneefall im Zuge von WLA von Westen her mehr und mehr in
Regen übergeht. Danach deutet sich wechselhaftes, maritim geprägtes Wetter mit
Luftmassen vom Atlantik an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz vom IFS (ECMF) kann bis Mitte kommender Woche als gut bis sehr
gut bezeichnet werden, auch wenn gerade zum Ende hin die Detailabläufe noch
etwas unterschiedlich simuliert werden. Das ändert aber nichts an der
Grundaussage, dass die aktuelle, zwar nicht durchweg, aber doch weitgehend
antizyklonal geprägte Winterlage am kommenden Wochenende durch atlantische
Tiefausläufer (ein schwächerer am Samstag, ein stärkerer am Sonntag) attackiert
und beendet wird.
Zwar stellt sich zu Wochenbeginn noch mal leichter Zwischenhocheinfluss ein, ab
Mittwoch folgen aber die nächsten atlantischen Störungen, was auch von den
jüngsten Vorläufen so gesehen wurde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch der Vergleich mit anderen, an dieser Stelle üblicherweise begutachteten
Globalmodellen (ICON, GFS, GEM, UKMO) fällt insofern zufriedenstellend aus, als
dass keine grundlegend abweichenden Szenarien offeriert werden. Okay, gerade
nach dem Wochenende mehren sich zwar die Unschärfen in der Detailbetrachtung
(kurze Wellen, genaue Positionen von Hochs/Tiefs, Timing; z.B. fehlt bei GFS am
Mittwoch die o.e. vorlaufende Störung), am Generalkurs ändert das aber nichts.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen von ECMF-EPS verschiedener deutscher Städte zeigen bis kommenden
Dienstag ein erfreulich homogenes Bild mit klaren Strukturen und nur geringer
Streuung. So kommt z.B. am Sonntag (im Süden und Südosten leicht nach hinten
verschoben) sehr gut der Temperaturpeak in 850 hPa nebst Niederschlagsmaximum
(Sonntag und Montag) genauso klar heraus wie vom Hauptlauf simuliert. Erst ab
Mittwoch nimmt die Streuung in den Kurvenscharen zu, allerdings bei der
850-hPa-Temperatur mit einem klarem Trend: bis Donnerstag erfolgt ein mehr oder
weniger großer Temperaturanstieg, bevor es dann wieder runter geht. Darüber
hinaus nehmen die Niederschlagssignale nach einem Minimum am Dienstag ab
Mittwoch wieder deutlich zu.
Vor diesem Hintergrund verwundert es fast nicht, dass für den Zeitraum
T+120...168h (Montag bis Mittwoch) nur ein einziger Cluster angeboten wird, in dem
sich der deterministische Lauf sehr gut wiederfinden lässt. Die Tatsache, dass
für das Wochenende (T+72...96h) vier Cluster im Portfolio liegen, muss nicht
beunruhigen, sind doch die Basisfelder im Bereich des Vorhersageraums nahezu
kongruent.
Für den erweiterten Mittelfristzeitraum von Donnerstag bis Samstag (T+192...240h)
wird trotz zunehmender Streuung auch nur ein einziger Cluster angeboten, der den
Durchgang eines Höhentroges von West nach Ost anzeigt.
Ergänzend sei noch erwähnt, dass die GFS-EPS-Rauchfahnen ein dem ECMF-EPS sehr
ähnliches Bild abliefern. Allerdings fällt auf, dass der Haupt- und Kontrolllauf
Mitte nächster Woche erst relativ spät mit der 850-hPa-Temperatur nach oben
gehen. Nicht wenige Lösungen fangen eher damit an (incl. Niederschlagspeaks),
was eher für die IFS-Variante mit der ersten vorlaufenden Störung sprechen
würde.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Numerik hält sich mit Hinweisen auf signifikante Wettererscheinungen sehr
zurück. Gleichwohl kann es der Nacht zum Montag sowie über weite Strecken des
Montags ab den Alpen stärker schneien; in Staulagen können dabei durchaus 10 bis
20 cm Neuschnee zusammenkommen.
Jeweils für den Sonntag und den Dienstag liegen schwache Signale vor, dass der
südliche bis südwestliche Wind an und auf der Nordsee sowie im Westen (vor allem
Leelagen von Eifel und Hohem Venn) soweit zulegt, dass stürmische Böen 8 Bft
(auf der Nordsee vielleicht auch Sturmböen 9 Bft) möglich sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und Modellmix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann