DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
27-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.01.2018 um 10.30 UTC
Zunehmend winterlich und unbeständig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.02.2018
Am Dienstag zieht eine Luftmassengrenze (Kaltfront) von Nord nach Süddeutschland
hin weg. Postfrontal gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland. Über der
Irminger See jedoch formiert sich ein neuer Langwellentrog. Auf dessen
Vorderseite aktiviert sich die Luftmassengrenze und beginnt zu wellen. Diese
Welle greift in der Nacht zu Mittwoch auf den Südwesten von Deutschland über und
verbindet sich mit einer zum Trog korrespondierenden Okklusion. Als quasi ein
Frontensystem ziehen sie im Laufe des Mittwochs über Deutschland hinweg. Dabei
kommt es auch zu einer Druckgradientverschärfung, so das gebietsweise mit Wind-,
evtl. auch mit Sturmböen gerechnet werden muss. Nachdem im Warmsektor des
Frontensystems kurzzeitig die Schneefallgrenze wieder steigt, strömen
postfrontal der Kaltfront erneut Kaltluft aus der Region Grönland/Irminger See
ein. Der Langwellentrog verlagert sich dabei weiter nach Osten, wobei er
allmählich auf West- und Mitteleuropa übergreift. Nach Süden hin wird er anfangs
aber von einem kräftigen Höhenrücken über Afrika blockiert.
Auch in der Höhe gelangen zunehmend kalte Luftmassen polaren Ursprungs (T500hPa
<-35Grad) nach Norddeutschland. Dabei sind auch Schnee- und Graupelschauer bis
in tiefe Lagen denkbar. Im Süden hält sich vorerst noch die mäßig kalte und
feuchte Luft. Anstaueffekte am Alpenrand sind denkbar.
Gleichzeitig verstärkt sich ein veritables und hochreichendes Hoch über dem
Atlantik.
Im Laufe des Donnerstags verlängert der Trog seine Amplitude in Richtung
Spanien. Der hochreichende Tiefdruckkomplex befindet sich zunächst über der
Nordsee und verlagert sich aber zum Freitag hin langsam nach Skandinavien. Der
Trog stößt langsam auch in den Mittelmeerraum vor, sodass am Freitag nun
verbreitet in 850 hPa Temperaturen um und unter -5 Grad in Deutschland
vorherrschen.
Zum Samstag hin setzt an der Nordflanke des Hochs Zyklogenese ein. Es entwickelt
sich ein kräftiges Tief, das in der Höhe auch mit einem neuen Trog gekoppelt
ist. Auf dessen Vorderseite setzt kräftige WLA ein. Gleichzeitig verlagert sich
der europäische Trog allmählich nach Osten. Auf dessen Westflanke fließen nun
Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen bis -10 Grad nach Deutschland.
In der Nacht zu Sonntag soll das dann okkludierte Frontensystem auf Mitteleuropa
übergreifen.
Eine richtige Erwärmung ist aber erst zum Ende der erweiterten Mittelfrist in
Sicht und daher noch sehr unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Dienstag stimmen die Vorläufe mit dem aktuellen ECMWF Lauf recht gut
überein. Erst am Mittwoch gibt es Unterschiede, wie der Trog auf Deutschland
übergreifen soll. Der gestrige Lauf hat die Kaltluft etwas schneller nach
Deutschland einfließen lassen. Im aktuellen Lauf wird auch die Tiefentwicklung
anders simuliert, die Niederschlags und Windprognose ist also nach wie vor ab
Mittwoch sehr unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis Dienstag ist die Prognose der betrachteten Globalmodelle sehr ähnlich,
nachfolgend gibt es aber zum Teil große Unterschiede, wie der Trog auf Europa
übergreifen soll.
Auch die Wind- und die Niederschlagssituation nachfolgend ist daher als sehr
unsicher einzustufen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
In den Plumes des ECMWFs ist schön die 2 Phasen Abkühlung kommende Woche zu
erkennen. Erst am Dienstag mit der Kaltfront und dann ab Mittwoch mit dem
Übergreifen des Troges. Den starken Potenzialabfall bis Donnerstag simulieren
dabei fast alle Member, nachfolgend öffnet sich der Spread aber, wobei die
meisten Member bei einem eher niedrigeren 500 hPa Potenzial bleiben.
Das Ensemble des GFS hat einen ähnlichen Verlauf.
In der Cluster Analyse des ECMWFs gibt es 4 verschiedene Cluster. Der Haupt- und
der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 15 Membern in Cluster 2. Cluster 1
ist mit 16 Member nahezu gleichverteilt. Cluster 3 und 4 besitzen jeweils 10
Member.
Unterschiede unter den Clustern ergeben sich für Europa vor allem bei der
Simulation des Troges. Cluster 3 hat eine recht kurze Amplitude und in Cluster 4
reicht der Trog bis nach Afrika. Dafür unterscheiden sich Cluster 1 und 2 vor
allem bei der Simulation der Zyklogenese, die an der Nordflanke des atlantischen
Hochs entwickelt. Cluster 1 sieht eine deutlich stärkere Intensivierung vor als
Cluster 2.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Wind:
Am Dienstag gibt es höhere Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen im Nordosten des
Landes. Am Mittwoch werden vor allem in Verbindung der Kaltfront Sturmböen bis
in tiefe Lagen simuliert. Aber auch am Donnerstag gibt es erhöhte Signale für
eine verbreitete Wind- oder Sturmlage.
Niederschlag:
Ab Mittwoch gibt es Hinweise auf Staueffekte am Alpenrand, da aber auch die
Schneefallgrenze ab Mitte der Woche wieder sinkt, gehen die Niederschläge dort
in Schnee über. Starker Schneefall ist dann auch nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher