DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-05-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.05.2016 um 10.30 UTC



Zu Wochenbeginn Regenfälle und Gewitter, vorübergehend kühler. Im weiteren
Verlauf der Woche leicht wechselhaft und wieder wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 27.05.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Montag zeigt sich
über dem nordostatlantischen und dem europäischen Areal eine doppelt
Omegastruktur mit drei Wellentälern (Trögen) und zwei Wellenbergen (Rücken).
Deutschland befindet sich dabei im Übergangsbereich zwischen einem Trog über
Westeuropa und einem Rücken, der vom zentralen Mittelmeer über den Balkan bis in
den baltischen Raum reicht. Während der Trog in seinem Südteil allmählich in
Richtung Italien abtropft, weitet sich der angesprochene Rücken etwas nach
Westen aus, wobei der Fühlung mit dem zweiten, über dem nahen Ostatlantik
platzierten Rücken aufnimmt. Kurzum, das Potenzial nimmt über dem Vorhersageraum
bis Mittwoch zu und auch im Bodenniveau steigt der Luftdruck an. Dabei wird die
anfangs noch über Deutschland liegende Tiefdruckrinne nach Osten abgedrängt und
durch den nach Süden gerichteten Keil eines Nordmeerhochs ersetzt.
Was sich auf den ersten Blick also als zunehmender Hochdruckeinfluss darstellt,
entpuppt sich in der Niederschlagsprognose als trügerisch. So kommt es am Montag
in Verbindung mit der nur langsam weichenden Rinne sowie einer nachgeschalteten,
besonders im Süden ostwärts vorankommenden Kaltfront zu gebietsweise kräftigen,
teils skaligen Regenfällen (hebungsgünstige Scherungsverhältnisse mit
nordwestlichen bis nördlichen Winden unten und südlichen Winden oben), aber auch
starken Gewittern. Am Dienstag schwächt sich die Niederschlagsneigung zwar ab,
kommt aber nicht zum Erliegen. So werden für Süddeutschland Regenfälle
simuliert, die ein Stück weit Aufgleitprozessen auf der Nordflanke des
abziehenden Cut-Off-Tiefs geschuldet sind. Weiter nördlich entwickeln sich in
der dort gar nicht oder nur partiell ausgeräumten, potenziell instabil
geschichteten Warmluft nicht nur am Dienstag sondern auch am Mittwoch Schauer
und Gewitter.
Im weiteren Verlauf der Woche rückt zunehmend ein mittlerweile westlich der
Biscaya positioniertes hochreichendes Tief in den Blickpunkt des Geschehens. Es
steuert auf seiner Vorderseite warme (T850 um oder etwas über 10°C) und
ebenfalls potenziell instabile Subtropikluft in den Vorhersageraum, in der sich
vor allem nach Norden hin, wo sich eine flache Tiefdruckrinne abbildet, Schauer
und Gewitter bilden. Nach Süden hin macht sich zunächst noch die antizyklonal
konturierte Höhenströmung (schwacher Rücken) dämpfend auf mögliche konvektive
Umlagerungen bemerkbar. Damit ist es dann im Laufe des Wochenendes (erweiterte
Mittelfrist) aber vorbei, wenn das Tief respektive der daraus resultierende
Höhentrog dichter an den Vorhersageraum heranrücken und auch der Bodendruck
deutlich fällt. Möglicherweise erwächst daraus eine Schwergewitterlage, so
zumindest die Lesart des operationellen Modelllaufs.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der Blick auf den aktuellen 00-UTC-Lauf des ECMF zeigt bei den Basisfeldern
Druck und Geopotenzial eine große Ähnlichkeit zu seinen Vorgängern. Die
850-hPa-Temperatur wird insgesamt etwas höher angesetzt, woraus aber keine
nachhaltige Erhöhung der 2m-Temperatur resultiert.
Die größten Unterschiede finden sich bei der Simulation der Niederschläge (incl.
Gewitter), die von Lauf zu Lauf anders gesetzt werden. Ein Großteil der
Differenzen geht dabei sicherlich auf den vornehmlich konvektiven Charakter
dieser Niederschläge zurück, deren Intensität und Positionierung die Numerik vor
größere Herausforderungen stellt als wenn sie es mit klaren, skalig geprägten
Strukturen zu tun hat.
Kurzum, in der nächsten Woche zeichnet sich ein mäßig warmer bis warmer und
leicht wechselhafter, aber nicht durchweg unfreundlicher Wettercharakter ab, der
- möglicherweise! - am darauffolgenden Wochenende in eine Schwergewitterlage
mündet.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich simulieren die anderen Modelle kein anderes Szenario als das
geschilderte. Genau wie im Kapitel zuvor gilt aber auch hier die Aussage, dass
die größten Unterschiede in Bezug auf Intensität und räumlicher Verteilung der
Niederschläge auszumachen sind, was belastbare, sich von Allgemeinplätzen
unterscheidende Vorhersagen freilich schwierig macht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Auch die Rauchfahnen von ECMF-EPS sowie GFS-EPS bestätigen weitgehend den in
Kapitel 1 beschriebenen Ablauf. So sind der Temperatur- und Potenzialrückgang
zum Montag hin ebenso unstrittig wie der danach sich abzeichnende Aufwärtstrend,
der dann aber mit zunehmender Streuung erfolgt. Im Norden fällt die Abkühlung
schwächer aus, entsprechend erfolgt auch die Aufwärtsbewegung danach flacher
bzw. auf nahezu gleichbleibendem Niveau. Auffallend ist die Tatsache, dass der
Haupt- und Kontrolllauf sich überwiegend am oberen Rand der Kurvenscharen
bewegen. Auch die beiden Niederschlagsmaxima, das erste von Sonntag bis
Dienstag, das zweite am übernächsten Wochenende sind nicht zu übersehen.
Die Clusterung von ECMF-EPS zeigt für den Zeitraum T+120...168h (Mittwoch bis
Freitag) satte sechs Cluster (12, 10, 9, 8, 8, 4 Fälle), was auf Basis der
Rauchfahnen nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre. Die Unterschiede für
unseren Raum sind dabei aber eher gering und kaprizieren sich im Wesentlichen
auf die Intensität des Höhenrückens, der sich auf der Vorderseite des westlich
der Biscaya liegenden Tiefs aufwölbt. Mal ist der Rücken nur schwach ausgeprägt
(z.B. CL 1), mal etwas stärker (CL 4 und 5). Interessant ist die Clusterung für
den erweiterten Mittelfristzeitraum T+192...240h (Samstag bis Montag). So lässt
das mit den meisten Fällen (24) bestückte CL 1 das besagte Höhentief bzw.
Höhentrog auf Deutschland übergreifen. CL 2 (15 Fälle plus HL) favorisieren eine
SW-Lage, während CL 3 (12 Fälle) den Trog westlich von uns belässt, dabei aber
Teile der westlichen und südlichen Landesteile beeinflussen würde, während nach
Osten hin ein veritabler Rücken wirksam wäre.
FAZIT: Auch wenn es mit den Details hapert, deuten die Ensembles ebenso wie die
operationellen Modelle für die nächste Woche leicht wechselhafte und mäßig warme
bis warme Wetterbedingungen an. Dabei scheint die Schauer- und Gewitterneigung
nach Norden hin tendenziell etwas höher zu sein als im Süden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Für Montag signalisieren die EPS-Verfahren incl. EFI erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für STARK- oder DAUERREGEN im Süden und Osten des Landes,
die aufgrund der synoptischen Rahmenbedingungen gut nachvollziehbar sind. Dabei
sind auch kräftige GEWITTER zu erwarten, ohne an dieser Stelle schon ins Detail
zu gehen.
Auch im weiteren Verlauf der Woche gibt es eine latente GEWITTERGEFAHR.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-EPS mit ECMF und MOS-Mix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann