DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.01.2018 um 10.30 UTC



Weiterhin mild und unbeständig, wahrscheinlich erst nach Wochenmitte
vorübergehender Temperaturrückgang. Am Donnerstag Gefahr von Sturmböen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 01.02.2018


Von Sonntag bis Dienstag liegt Deutschland im warmen Randbereich der
Frontalzone, die von Neufundland über den mittleren Nordatlantik und Schottland
hinweg zu den Baltischen Staaten verläuft. In die west-nordwestliche Strömung
sind schleifende Frontenzüge eingelagert, die von der Küste bis zum
Mittelgebirgsraum für einen eher wechselhaften Wettercharakter sorgen. Die
Schneefallgrenze liegt bis in die Nacht zum Dienstag hinein meist deutlich
oberhalb von 1000 m, sinkt aber am Dienstag in den östlichen Mittelgebirgen
vorübergehend auf 600 bis 800 m ab, steigt jedoch am Mittwoch wieder deutlich
an.
Nach Südwesten und Süden hin dominiert leichter antizyklonaler Einfluss, was
dort Auflockerungen und (vor allem an den Alpen) auch längere heitere Abschnitte
wahrscheinlicher werden lässt als in den nördlichen Teilen Deutschlands.
Frontenreste können aber auch dort für geringe Niederschläge sorgen.
Am Mittwoch greift ein kräftigerer Trog auf die Nordsee über, der am Donnerstag
nach Deutschland schwenkt. Das darin eingelagerte Tief verlagert sich zur
Südspitze Schwedens. Mit diesem Trog gelangt labil geschichtete und kühlere Luft
nach Mitteleuropa, so dass die Niederschläge dann konvektiv geprägt sind; auch
einzelne kurze Gewitter, die mit Graupel und Böen bis Sturmstärke einhergehen
können, sind dann zu erwarten. Bei kräftigeren Schauern und Gewittern kann bis
in tiefe Lagen Schnee fallen, sonst sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 400 m.
Oberhalb davon können in Staulagen innerhalb von 12 Stunden mehr als 10 cm
Schnee fallen. Aber auch ohne konvektive Unterstützung verschärft sich der
Gradient an der Südflanke des Tiefs, wodurch verbreitet Wind- und stürmische
Böen, an der See und in höheren Bergland Sturmböen und exponiert auch schwere
Sturmböen auftreten können. Die Temperaturen gehen spürbar zurück und sind
tagsüber im niedrigen einstelligen Bereich zu erwarten. In den Nächten gewinnt
dann die Glätteproblematik wieder eine größere Bedeutung.
Am Freitag verlagert sich zwar der Trog weiter nach Osten, wobei sich die labil
geschichtete Polarluft über dem Vorhersagegebiet noch hält. Mit Abzug des
Bodentiefs fächert jedoch der Gradient auf, so dass danach im Westen und
Südwesten eine Wetterberuhigung wahrscheinlicher wird. Bereits am Samstag setzt
sich die Frontalzone wieder über Mitteleuropa durch. Wahrscheinlich gelangt dann
Deutschland in den breiten Warmsektor eines Sturmtiefs über dem Nordmeer, was
mit einer erneuten Milderung einhergehen würde.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber weiter
zurückliegenden Läufen weitgehend konsistent. Modellunterschiede sind bis dahin
lediglich durch die Prognoseunschärfe bedingt. So war z.B. am Donnerstag der
Gradient an der Südflanke des nach Südschweden ziehenden Tiefs beim gestrigen 12
UTC-Modelllauf, bedingt durch eine etwas entwicklungsgünstigere Lage des Tiefs,
noch etwas stärker ausgeprägt als beim aktuellen Lauf.
Deutlichere Unterschiede sind im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
erkennbar. Der gestrige 00 UTC-Lauf ließ auf Deutschland erneut einen Trog
übergreifen und das darin eingelagerte Tief sich nach Nordwestdeutschland
verlagern. Dieses Szenario steht seit dem 12 UTC-Lauf nicht mehr zur Debatte.
Stattdessen wird (nach dem aktuellen Lauf mit einer leichten Verzögerung) das
erneute Durchgreifen einer west-nordwestlichen Strömung und somit eine Milderung
simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Modellen. Am Mittwoch sind Unterschiede bzgl. der
Verlagerung und Intensität eines nach ICON, EZMW und dem kanadischen Modell in
die nördliche Nordsee ziehenden Tiefs erkennbar. Nach GFS wird dieses Tief in
die Deutsche Bucht und in der Nacht zum Donnerstag nach Mitteldeutschland
gesteuert, also auf ca. 600 km weiter südlich verlaufenden Zugbahn. Die Gefahr
von Sturmböen am Donnerstag ergibt sich nach allen Modellen, aber nach GFS wäre
der Gradient am kräftigsten ausgeprägt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt auch GFS einen
Warmsektor, der auf Deutschland übergreift. Nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes geschieht dies verzögert und auch nicht so ausgeprägt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS weist bis zum 4. Folgetag nur einen geringen Spread auf. Danach
divergieren die Einzellösungen deutlicher. Der aktuellste Lauf zeigt am 7. und
8. Folgetag, d.h. an den ersten Februartagen, Signale für eine kräftigere
Tiefentwicklung, wodurch die Gefahr von Sturmböen besteht. Im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich zwar ein tieferes
Temperaturniveau ein als es in der ersten Hälfte der kommenden Woche der Fall
ist. Ein ausgeprägter Wintereinbruch ist jedoch nicht erkennbar. Die vom
deterministischen Lauf angedeutete erneute Milderung wird vom EPS nicht
mitgetragen.
Das EPS des EZMW wird bis H + 168 in zwei Cluster unterteilt, die sich nicht
wesentlich unterscheiden. Die Unsicherheit der Prognose im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum spiegelt sich in Form von 6 Clustern wider.
Hier lassen sich Szenarien von einem erneuten Durchgreifen der Frontalzone bis
zu einem (wenn auch vorerst nur schwach ausgeprägten) Hoch über Fennoskandien
finden. Reichlich die Hälfte der Einzellösungen ergeben eine steile und zyklonal
geprägte Nordwestströmung, wobei die beiden ungestörten Läufe in dem
zyklonalsten Cluster einzuordnen sind. Für das Bodendruckfeld würde sich demnach
sogar eine Nordlage ergeben. Wie beim EPS des GFS weist auch das EPS des EZMW
bis hin zum 4. Folgetag nur einen geringen Spread auf. Danach divergieren die
Einzellösungen deutlicher, wobei der Median ab Wochenmitte Indizien für einen
Temperaturrückgang liefert. Für die Mittelgebirge dürfte dies ein Übergang der
Niederschläge in die feste Phase zur Folge haben. Zumindest in den östlichen
Mittelgebirgen und am Alpenrand dürfte sich dann leichter Dauerfrost einstellen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Mittwoch sind allenfalls an einigen Küstenabschnitten (am
Sonntag mit geringer Wahrscheinlichkeit auch noch im nordöstlichen Binnenland)
und im höheren Bergland stürmische Böen, in exponierten Lagen einzelne
Sturmböen, zu erwarten. Zwar gelangt ein Frontenzug über dem Mittelgebirgsraum
ins Schleifen, aber die Wahrscheinlichkeit für die Überschreitung warnrelevanter
Schwellenwerte ist sehr gering.
Am Donnerstag gelangt dann Deutschland in das Starkwindfeld eines Tiefs, wodurch
nach dem deterministischen Lauf bis in tiefere Lagen stürmische Böen, im
Bergland und an der Küste Sturmböen und exponiert auch schwere Sturmböen
auftreten können. Nach dem EPS wären derartige Böen nur wenig wahrscheinlich.
Zudem sind im Bergland oberhalb von 400 m kräftigere und zum Teil schauerartige
Schneefälle zu erwarten, so dass in Staulagen deutlich mehr als 10 cm Neuschnee
zusammenkommen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + det. Lauf
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann