Thema des Tages
20-05-2016 14:40
Ein bisher vielerorts zu trockener Mai
Regen, Regen und nochmal Regen wird so mancher Bewohner
Süddeutschlands und dort insbesondere zwischen der Donau und den
Alpen dieser Tage sagen. Doch wovon die einen zumindest regional zu
viel haben, darauf mussten andere bisher weitgehend verzichten. Denn
in weiten Teilen Deutschlands gibt es im bisherigen Mai ein großes
Niederschlagsdefizit und dabei befinden wir uns schon im letzten
Drittel des Monats.
Regenereignisse gab es in diesem Monat nur an wenigen Tagen. Nach
einem wechselhaften Start in den Monat mit meist nur geringen
Regenmengen folgte eine durch hohen Luftdruck geprägte Witterung,
wodurch jeglicher Niederschlag von uns fern gehalten wurde. Erst mit
Annäherung an die Pfingsttage nahm der Tiefdruckeinfluss wieder zu.
Allerdings wirkte sich dieser insbesondere im Süden mit länger
anhaltendem und sehr ergiebigem Regen aus. Über der Mitte gab es
immerhin örtliche Schauer und Gewitter, während es im Norden nahezu
trocken blieb.
Besonders niederschlagsarm war der Mai bisher im Nordosten, aber
teils auch im Westen Deutschlands. Dort sind gebietsweise noch nicht
einmal 10 Prozent der im Mai zu erwartenden Niederschlagsmenge
gefallen, wie zum Beispiel in Rostock-Warnemünde und in Düsseldorf.
In Trollenhagen in Mecklenburg-Vorpommern gab es bisher sogar keinen
einzigen Regentropfen! Aber auch in den anderen Regionen Deutschlands
wurden bislang meist nur etwa 15 bis 25 Prozent des vieljährigen
Monatsmittels erreicht. Als Beispiel sei die Station
Offenbach-Wetterpark genannt, wo mit knapp 15 mm gerade einmal 19
Prozent des zu erwartenden Monatsmittels von 77 mm gefallen sind.
Vor allem dann, wenn der Regen in Form von Schauern oder in
Verbindung mit Gewittern fällt, können sich die Niederschlagsmengen
von Ort zu Ort extrem unterscheiden. Während beispielsweise am 13.
Mai an der Station Frankfurt-Westend 34 mm Niederschlag gemessen
wurde, waren es am gleichen Tag am Frankfurter Flughafen knapp 7 mm
und im nahegelegenen Mainz sogar nur 5 mm.
Deutlich anders verlief der bisherige Mai dagegen südlich der Donau
und insbesondere im Bodenseeraum und vom Chiemgau bis in das
Berchtesgadener Land. Durch ein Dauerregenereignis vor Pfingsten ist
dort innerhalb weniger Tage überdurchschnittlich viel Regen zusammen
gekommen. So fielen beispielsweise an der Station Friedrichshafen am
Bodensee am 12. Mai an nur einem Tag über 60 mm Regen, über drei Tage
summiert waren es schließlich 96 mm.
Mit der bisher in weiten Teilen Deutschlands schlechten
Niederschlagsbilanz gleicht der diesjährige Mai dem Mai 2015. Auch
dieser fiel mit Ausnahme des äußersten Nordens und der alpennahen
Regionen deutlich zu trocken aus. Allerdings gibt es einen
entscheidenden Unterschied. Im vergangenen Jahr folgte auf einen
bezüglich des Niederschlags ausgeglichenen Januar ein relativ
trockenes Frühjahr, so dass das Niederschlagsdargebot insgesamt
deutlich zu niedrig war. In diesem Jahr waren die Monate Januar und
Februar deutschlandweit überdurchschnittlich nass und auch der März
und der April brachten in weiten Teilen des Landes ausreichend Regen.
Somit ist zumindest in den tieferen Erdschichten, je nach
Bodenbeschaffenheit, noch eine gewisse Feuchte vorhanden.
Doch wie sieht nun die Niederschlagsentwicklung der nächsten Tage
aus?
Nachdem es am gestrigen Donnerstag erneut vor allem vom Schwarzwald
bis zum Bayerischen Wald regnete, ist auch heute und am morgigen
Samstag in den trockenen Regionen kein nennenswerter Niederschlag zu
erwarten. Erst im Laufe des Sonntags greift ein Tiefausläufer mit
schauerartigem Regen auf die Westhälfte über und könnte zumindest
dort in einigen der niederschlagsarmen Gegenden etwas Linderung
bringen. Im sehr trockenen Nordosten und Osten Deutschlands ist aber
weiterhin kaum Regen in Sicht, so dass die Waldbrandgefährdung
weiterhin hoch bleibt.
Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2016