DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
15-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.01.2018 um 10.30 UTC
Schwerer Sturm am Donnerstag und in der Nacht zu Freitag mit orkanartigen Böen
im äußersten Norden und auf den Bergen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.01.2018
Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Donnerstag, zieht ein Sturmtief unter
anfänglicher Vertiefung von Nordengland bis zum Mittag nach Jütland und
anschließend weiter in die westliche Ostsee. Dass Sturmfeld auf der Südseite des
Tiefdruckzentrums erfasst danach Deutschland in vollem Umfang mit Sturm und
schweren Sturmböen, im äußersten Norden auch mit orkanartigen Böen. Auf seiner
Rückseite dringt bis Freitag Mittag ein Schwall Kaltluft bis nach Süddeutschland
vor. Bis dahin hat sich der Wind deutlich abgeschwächt und schwacher
Zwischenhocheinfluss wird wirksam. Er endet bereits bis Freitag Abend mit dem
"Einlaufen" eines markanten Höhentroges, der sich vom Ostatlantik unter
deutlicher Ausweitung nach Süden nähert. Er erfasst Deutschland am Samstag von
Westen her vollständig, was ein weiteres leichtes Absinken der Temperaturen auch
im 850 hPa - Niveau zur Folge hat.
Diese Situation bleibt auch am Sonntag bestehen, wobei der südliche Teil des
Höhentroges über dem Mittelmeer abtropft und ein eigenständiges, kräftiges
Höhentief bildet. Am Montag dringt dann ein Tiefausläufer von Westen her nach
Deutschland vor, wobei etwas mildere Luft vom Atlantik vordringt, die sich
schwerpunktmäßig in der Nordwesthälfte Deutschland durchsetzen kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Interessanterweise sind diesmal Unterschiede zu Beginn des Mittelfristzeitraumes
zu diagnostizieren, die sich allerdings bis Freitag Nacht ausnivellieren, so
dass danach eine weitgehende Kongruenz der Ergebnisse besteht.
Am Donnerstag zieht das prognostizierte Sturmtief nun nicht mehr von der
nördlichen Nordsee zum Skagerrak, sondern von England über Jütland in die
Ostsee. Dadurch gelangt auf seiner Rückseite die Kaltluft rascher nach
Deutschland, da die Winddrehung auf Nordwest zügiger erfolgt. Auch lockert der
Bodendruckgradient nun bis Freitag früh deutlich zügiger auf, als es noch nach
den Vorgängerläufen zu erwarten gewesen wäre. Spätestens bis Samstag 00 UTC sind
die Modellläufe dann aber wieder in Phase und deuten allesamt ein ausgeprägte
Troglage mit hochreichender Kaltluft über Mitteleuropa hin
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
GFS und ICON zeigen ebenfalls deutliche Signale für Sturm/schweren Sturm am
Donnerstag/Freitag. Der am Freitag laut ECMF nachfolgende Höhentrog ist bei
diesen Modellen ebenfalls gut erkennbar, jedoch wird der Abtropfvorgang nicht
nachvollzogen. Dies hat natürlich in Details für die weitere Entwicklung Folgen,
die aber nicht so markant sind, dass sie als deutliche Abweichung gegenüber
ECMMF hervorgehoben werden müßten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitraum Donnerstag 00 UTC bis Freitag 00 UTC liegen 3 Cluster vor, wobei
Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 mit 26 Membern fallen. Der deterministische
Lauf ist damit gut abgesichert.
Für den Zeitraum von Samstag bis Montag 00 UTC existieren ebenfalls 3 Cluster
mit Haupt- und Kontrolllauf ebenfalls in Cluster 1. Dieser ist mit 20 Membern
ebenfalls gut abgesichert und zeigt recht deutlich ein Höhentief über Italien
und dem angrenzenden Mittelmeer als Ergebnis des vorangegangenen
Abtropfungsprozesses.
Die Rauchfahne für Offenbach zeigt im 850 hPa-Niveau am Donnerstag im Rahmen der
Sturmentwicklung einen Temperaturpeak, dem nach Durchzug der Kaltfront rasch ein
Absinken um etwa 5 K folgt. Einen erneuten Anstieg der Temperaturen erwartet die
weit überwiegende Mehrheit der Lösungen am Montag und nicht schon am Sonntag,
wie Haupt- und Kontrolllauf es bereits erwarten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Es liegen sehr hohe Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen am Donnerstag und die
Nacht zu Freitag sowohl von ECMF EPS als auch von Cosmo Leps vor. Am Freitag
sind im Nordosten immer noch Wahrscheinlichkeiten um 30% für stürmische
Böen/Sturmböen.
Für Dauerniederschlag resp. Starkniederschlag liegen keine nennenswerten Signale
vor.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-Mix,EZMW deterministisch und EPS n
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer