Thema des Tages
13-01-2018 14:40
Wo steckt der Schnee im neuen Jahr?
Das neue Jahr 2018 gestaltete sich in seinen ersten Tagen
wettertechnisch recht stürmisch und mild. Wer sich zurzeit auf die
Suche nach Schnee begibt, der muss schon hoch hinaus bis in die
Gipfellagen der deutschen Mittelgebirge und der Alpen. Aktuell
(Stand: 13.01.2018, 07:00 Uhr) misst die Wetterstation auf dem
Zugspitzplateau auf einer Höhe von 2950 Meter eine Schneedecke von
300 cm, der Brocken im Harz (1134 m) kann 132 cm aufweisen und der
Feldberg im Schwarzwald auf 1490 Metern bringt es immerhin auf 71 cm.
In tieferen Lagen gestaltet sich die Landschaft dagegen eher
grau-grün.
Außerhalb von Deutschland brauchen wir nicht allzu lange nach Schnee
zu suchen. Die Alpensüdseite versank unter großen Neuschneemassen.
Innerhalb von nur 48 Stunden konnten dort besonders im Bereich der
westlichen und südwestlichen Alpen etwa zwei Meter Neuschnee
registriert werden, die die Infrastruktur teilweise zum Erliegen
brachten und auch für extreme Lawinengefahr sorgten. Die Bewohner der
Berglagen nahmen diese Schneemengen jedoch weitgehend gelassen hin,
denn Schnee im Winter ist dort keine Seltenheit und hin und wieder
kann es auch mal mehr davon geben. Außerdem sind Experten vor Ort im
Einsatz, die routiniert ihrer Arbeit nachgehen, Lawinen sicher
sprengen sowie Straßen und Gleise von den Schneemassen befreien.
Ganz anders in Tallahassee in Florida (USA). Dort gerieten die
Menschen wegen eines halben Zentimeters Neuschnee aus dem Häuschen.
Dies ist aber auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass
es sich dabei um den ersten Schnee seit 28 Jahren in dieser Region
handelte. Weiter nördlich im Nordosten der USA wurden gebietsweise
mehr als 50 cm Neuschnee in weniger als zwei Tagen registriert.
Kanada ist ebenfalls mit einer mehr oder weniger dicken Schneedecke
überzogen. Allerdings spricht man in der kanadischen Presse rund um
die Stadt Halifax in der Provinz Nova Scotia schon von einer
?schneearmen Durststrecke? (engl. ?snow drought?). Denn im Zeitraum
von November bis Januar der aktuellen Wintersaison sind dort
lediglich 18 cm Neuschnee gemessen worden. Im gleichen Zeitraum
konnte dort im vergangenen Winter 2016/2017 der zweithöchste jemals
gemessen Wert von 159 cm registriert werden.
In China kämpfte man in den ersten Tagen des neuen Jahres hingegen
mit den schwersten Schneestürmen seit 2008. Unter anderem in den
Provinzen Anhui und Henan im östlichen Zentralchina wurden sogar
Rekordneuschneemengen seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1951 von über
40 cm verzeichnet, die dort auch mehrere Menschenleben kosteten.
In der schneereichsten Region der Erde, dem ?Yukiguni? (dt.
?Schneeland?), das auf der japanischen Insel Honshu zu finden ist,
kann man derzeit den Schnee ebenfalls nicht übersehen. In Staulagen
der japanischen Alpen, die teilweise über 3000 Meter hoch liegen,
können im Winter ebenfalls sehr hohe Neuschneemengen zusammenkommen.
An der Station in Niigata auf einer Höhe von sieben Metern über dem
Meeresspiegel wurden am vergangenen Donnerstag und Freitag knapp 80
cm Neuschnee registriert, im höheren Bergland auch weit mehr als 100
cm.
In den kommenden Tagen muss im Südosten Europas mit etwas Neuschnee
gerechnet werden. Vor allem im Bereich des Balkans, Griechenlands und
in der Türkei kann dann bis in tiefe Lagen etwas Schnee fallen, im
Bergland sind durchaus auch Mengen von über 15 cm wahrscheinlich.
Die Bewohner Skandinaviens sehen ?ihren? Schnee dagegen sicher etwas
gelassener, denn eine veritable Schneedecke ist dort im Winter
ebenfalls keine Seltenheit. Auch die zu Beginn der kommenden Woche
anstehenden Neuschneemengen von 20 bis 40 cm im Süden Norwegens
sollten dort keine dramatischen Auswirkungen nach sich ziehen.
Nun liest sich dieser Artikel, als ob weite Teile der Nordhalbkugel
zu Beginn des neuen Jahres mit Schnee überzogen sind und nur
Deutschland tapfer den Federbetten von Frau Holle trotzt. Selbst die
roten Sanddünen in Algerien bekamen am vergangenen Sonntag einen für
die dortigen Verhältnisse seltenen weißen Anstrich. Dem besorgten
Leser sei allerdings gesagt, dass sich dies auch bei uns in der
kommenden Woche ändern wird. Dann fließen mit einer nordwestlichen
Strömung wieder kältere Luftmassen nach Deutschland ein, sodass die
aufkommenden Niederschläge ab Dienstag in mittleren und höheren Lagen
als Schnee niedergehen. Auch in tiefen Lagen kann sich kurzzeitig
eine dünne Schneedecke ausbilden, die sich dort aber aufgrund von
positiven Tageshöchstwerten nicht besonders lange halten sollte.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2018
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