Thema des Tages
30-12-2017 14:40
Steter Tropfen füllt den Fluss: Hochwassergefahr
Für das überaus nasse und milde Wetter verantwortlich ist eine recht
weit südlich verlaufende Frontalzone (Grenzregion milder
Subtropikluft und kälterer polarer Meeresluft, siehe weitere Infos
dazu im Lexikon unter dem Begriff "Frontalzone"
https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/lexikon_node.html).An dieser
verlagern sich immer wieder Tiefdruckgebiete mit ihren Fronten von
West nach Ost über den Atlantik nach Mitteleuropa und bringen vor
allem dem Süden und Westen Deutschlands Niederschläge. Aufgrund der
milden Atlantikluftmassen fällt dann häufig bis in die Kammlagen der
Mittelgebirge Regen. Das Abtauen vorhandener Altschneedecken in
höheren Lagen beziehungsweise des seit dem gestrigen Freitag
(29.12.2017) gefallenen Schnees sorgt so für ein weiteres Anschwellen
der Flüsse.
Beim Thema Hochwasser darf der Blick aber, zumindest was die größeren
Flüsse angeht, nicht an unserer Landesgrenze haltmachen. Auch bei
unseren Nachbarn, beispielsweise in der Schweiz und in Frankreich,
prasselt in den nächsten Tagen einiges vom Himmel und bei einer
Schneefallgrenze, die zeitweise in 2000 m Höhe liegt, kommt von der
Nordseite der Alpen auch noch Schmelzwasser auf die deutschen Flüsse
zu.
Doch wieviel Niederschlag ist eigentlich zu erwarten? Im Detail ist
das, wie so oft, nicht beliebig genau zu beantworten. Die
Schwerpunkte sind aber eindeutig auszumachen. Wie in der Grafik
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/12/30.html) zu
sehen, liegen diese im Westen und Süden der Republik und dort
besonders in den Weststaulagen der Mittelgebirge. Je nach Modell und
Mittelgebirge sollen in den Staulagen 50 bis 90, im Schwarzwald auch
über 100 Liter pro Quadratmeter (l/qm) bis Mittwochabend (03.01.2018)
fallen, was etwa zehn handelsüblichen Eimern Wasser ausgeschüttet auf
einem mal einem Meter entspricht. In der Fläche werden 20 bis 60 l/qm
simuliert. Noch etwas höhere Mengen zeichnen sich für die an
Deutschland grenzenden Gebiete in Frankreich ab, interessant also
besonders für alle Moselanrainer. Noch größer fallen die berechneten
Niederschlagssummen der Modelle für die Westalpen aus: 200 l/qm sind
in prädestinierten Staulagen dort bis Mittwochabend ein denkbares
Szenario.
Alles in allem ist also, auch in Anbetracht der bereits meist
gesättigten Böden, mit deutlich steigenden Pegelständen an vielen
Flüssen Süd- und Westdeutschlands zu rechnen. Zunächst sind davon
kleinere und mittlere Flussläufe betroffen, nach und nach werden aber
auch die großen Flüsse, vor allem die Mosel und der Rhein, auf die
Niederschläge reagieren. Ebenso können sich in Nordbayern Hochwasser
ausbilden und über den Main einen Hochwasserscheitel des Rheins
gegebenenfalls noch erhöhen.
Laufend aktualisierte Hochwasserberichte finden Sie auf den Webseiten
der regionalen Hochwasserzentralen unter: www.hochwasserzentralen.de
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.12.2017
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