DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-12-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.12.2017 um 10.30 UTC



Unbeständig und teilweise stürmisch. Gebietsweise Dauerregen, teils
unwetterartig. Insbesondere am Wochenende sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.01.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Wochenende liegt
Deutschland zunächst im Bereich einer zonal ausgeprägten Höhenströmung. Dabei
befindet sich zwischen Schottland und Island ein steuerndes Tiefdruckgebiet.
Ausgehend von diesem Tief werden mehrere Randtiefs vom mittleren Nordatlantik
über Großbritannien und die Nordsee ostwärts gesteuert. Der Druckgradient nimmt
über Deutschland deutlich zu. Der Höhepunkt der Windentwicklung ist dabei
bereits am Samstag zu erwarten, wenn sich nach EZMW ein kräftiges Randtief von
England kommend über Norddeutschland hinweg ostwärts verlagern soll, was nach
diesem Modell Sturmböen oder schwere Sturmböen bis in tiefe Lagen bedeuten
würde. Die Ausläufer der Tiefs sorgen hierzulande wiederholt für Niederschläge,
die gebietsweise auch länger anhaltend und kräftig ausfallen. Dabei wird mit
einer westlichen bis südwestlichen Strömung am Wochenende sehr milde Luft
herangeführt, wobei die Temperatur in 850 hPa teilweise bis auf plus 5 Grad
ansteigt.

An Neujahr kommt es über Westeuropa zu einer Austrogung, sodass die
Höhenströmung wieder zunehmend meridionale Konturen annimmt. Das bislang
steuernde Bodentief verlagert sich ostwärts vor die norwegische Küste, wodurch
allmählich wieder kältere Luft nach Deutschland einfließt.

Im weiteren Verlauf der Woche kommt der Höhentrog weiter ostwärts voran, wobei
dessen Achse am Mittwoch 00 UTC bereits östlich von Deutschland liegt.
Entsprechend bleibt es unbeständig. Dabei setzt sich die Zufuhr kälterer Luft am
Randes des Tiefs über Skandinavien weiter fort, wobei die 850 hPa Temperatur bis
nahe minus 5 Grad absinkt.
Nach Abzug des Troges kann sich ein schwaches Zwischenhoch bemerkbar machen,
bevor im Laufe des Mittwochs von Westen erneut Frontensysteme auf uns
übergreifen. Mit der auf West bis Südwest drehenden Strömung steigt die
Temperatur in 850 hPa wieder etwas an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der Vergleich der jüngsten Läufe des EZMW zeigt bereits zu Beginn Unterschiede.
Während der gestrige 00 UTC Lauf den Höhepunkt der Windentwicklung am Sonntag
zeigt, ist nach dem heutigen 00 UTC Lauf des EZMW am Samstag eine markante
Sturmlage zu erwarten. Auch im weiteren Verlauf ergeben sich
Phasenverschiebungen der Trog- und Keilmuster, an der grundsätzlich zyklonal
geprägten Wetterlage ändert sich dadurch aber wenig.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums ergeben sich
signifikante Unterschiede. Zwar ist nach allen betrachteten Modellen am
Wochenende mit einer deutlichen Gradientverschärfung zu rechnen, das
beschriebene Sturmtief über Norddeutschland wird aber nur von EZMW
prognostiziert.
Auch im weiteren Verlauf gibt es teils deutliche Unterschiede bezüglich der
Ausprägung und Zugbahn der Randtiefs, was nicht nur Auswirkungen auf die Wind-
sondern auch auf die Niederschlagsentwicklung hat. Trotzdem erscheint eine teils
unwetterartige Dauerregenlage in den Mittelgebirgen und an den Alpen aus
heutiger Sicht als wahrscheinlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Generell ergibt sich für den mittelfristigen Zeitraum ein recht eindeutiger
Verlauf in der "Rauchfahne" von Offenbach. So bestätigen die wiederholt
auftretenden Niederschlagssignale den beschriebenen wechselhaften
Wettercharakter, wobei der deterministische Lauf am Sonntag bzw. Montag
bezüglich der Mengen deutlich heraussticht. Der Temperaturverlauf in 850 hPa
weist ein Maximum am Wochenende auf und fällt danach wieder etwas ab. Dabei
nimmt der Spread etwas zu, die Mehrheit der Member sowie Haupt- und Kontrolllauf
schwanken um minus 3 Grad in 850 hPa.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden vier
Cluster. Dabei befinden sich Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2. Die meisten
repräsentativen Member besitzt Cluster 1, das die kräftige Randtiefentwicklung
nicht in der Form zeigt. Auch Cluster 3 und 4 deuten eher auf eine Zugbahn des
Randtiefs über die Nordsee hin. Diesbezüglich müssen also weitere Modellläufe
abgewartet werden. Von Montag bis Mittwoch gibt es zwei Cluster. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1, das auch die meisten repräsentativen
Member besitzt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Trotz der noch vorhandenen Modellunterschiede deutet sich auf Basis von ICON und
EZMW für das Wochenende für die Weststaulagen der Mittelgebirge, des Allgäus und
des Berchtesgadener Landes eine Dauerregenlage an. Akkumuliert über einen
Zeitraum von Samstagfrüh bis Montagfrüh sind dabei teils unwetterartige Mengen
über 60 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 48 Stunden wahrscheinlich. Dies
wird auch durch relativ hohe Wahrscheinlichkeiten bei COSMO-Leps und EZMW-EPS
gestützt. Dabei gibt es sogar im Schwarzwald Signale für Mengen über 90 Liter
pro Quadratmeter in 48 Stunden.
Auch im weiteren Verlauf der Woche kommt es zu weiteren Niederschlägen. Dabei
ist im Nordwesten des Landes markanter Dauerregen nicht ausgeschlossen.

Insbesondere am Wochenende wird sehr milde Luft herangeführt, sodass die
Schneefallgrenze deutlich ansteigt. Zuvor muss aber am Samstag vor allem im
Bayerwald und am Alpenrand noch mit teils mäßigem Schneefall mit Neuschneemengen
bis 15 cm in 12 Stunden gerechnet werden.

Der Wind frischt kräftig auf, wobei der Höhepunkt der Windentwicklung am
Wochenende zu erwarten ist. Dann sind bis in tiefe Lagen stürmische Böen, teils
auch Sturmböen (Bft 8 bis 9), an den Küsten und im Bergland Sturmböen (Bft 9)
aus Südwest wahrscheinlich. In exponierten Lagen an der Küste können schwere
Sturmböen (Bft 10) auftreten. In exponierten Gipfellagen sind Orkanböen (Bft 11,
12) wahrscheinlich. Bei EZMW-EPS gibt es auch recht verbreitet geringe
Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen bis in tiefe Lagen, bei COSMO_Leps
sind hingegen abseits der Küste und der Berggipfel nur vereinzelt Signale
vorhanden. Insofern scheint der deterministische Lauf des EZMW aus heutiger
Sicht noch eine Einzellösung zu sein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger