Thema des Tages
27-12-2017 14:40
Der Jahresausklang wird stürmisch und nass!
Nachdem uns über Weihnachten, wie so oft, milde Atlantikluft
verbreitet den Traum der weißen Weihnacht zerstörte, stehen nun
nochmals etwas kühlere Tage an, bevor es zum Jahresausklang so
richtig ungemütlich wird.
Derzeit liegt Deutschland im Einflussbereich einer ausgeprägten
Tiefdruckzone mit mehreren Kernen, die sich von Skandinavien bis nach
Nordafrika erstreckt. Während Tief Diethelm vor der Küste Norwegens
seine Kreise zieht, mischt Tief Edilbert über der Nordsee unser
Wetter auf. Er schickt mit seinen Tiefausläufern viele Wolken und
Niederschläge ins Land. Da auf der Westflanke des tiefen Luftdrucks
vorübergehend wieder Polarluft angezapft werden kann und über die
Nordsee nach Deutschland strömt, ist häufiger auch wieder die feste
(Schnee-)Phase mit von der Partie. Zunächst im Bergland, ab dem
morgigen Donnerstag zunehmend auch bis in tiefere Lagen. Vor allem in
höheren Luftschichten kann sich richtig kalte Luft bereit machen. So
liegen die Temperaturen in etwa 5,5 km Höhe unter -35 Grad. Durch die
großen Temperaturunterschiede zwischen den bodennahen und höheren
Luftschichten setzen Luftumwälzungen ein, die schließlich zahlreiche
schauerartige Niederschläge, örtlich aber auch kurze Gewitter
produzieren. Die teils kräftigen Niederschläge im Zustrom kühlerer
Luft führen an den Alpen und im Bayerischen Wald sowie in höheren
Lagen des Schwarzwaldes schließlich zu einer nennenswerten
Neuschneeauflage.
Doch dieses etwas kältere Intermezzo ist nur von kurzer Dauer!
Stattdessen übernehmen wieder atlantische Tiefdruckgebiete das
Kommando über das Wetter zum Jahresausklang. Wiederholt überqueren
Tiefausläufer das Land ostwärts. Von stillen Nächten kann dann nicht
mehr gesprochen werden. Nahezu im ganzen Land pfeift der Wind in
Sturmstärke und lässt den Regen waagerecht in der Luft liegen.
Für den stürmischen Wind sorgen die großen Luftdruckgegensätze
zwischen einem Tiefkomplex bei Schottland und hohem Luftdruck über
dem westlichen Mittelmeerraum. Über alle Modelle der führenden
Wetterdienste hinweg sollen in den letzten 48 Stunden des Jahres
stürmische Zeiten herrschen. Verbreitet sollen stürmische Böen oder
Sturmböen zwischen 60 und 85 km/h (Bft 8 bis 9) auftreten. An der
Nordsee sowie im Bergland steht schwerer Sturm bis 100 km/h (Bft 10)
auf dem Programm. In den Kammlagen sind auch einzelne orkanartige
Böen oder Orkanböen zwischen 100 und 130 km/h (Bft 11 bis 12)
wahrscheinlich. Lediglich im Osten des Landes soll es etwas ruhiger
zugehen (vgl. z.B. Graphik 1).
Verantwortlich für den Regen sind schließlich Luftmassengrenzen, die
sich vom Atlantik über Deutschland hinweg bis nach Polen erstrecken.
Vor allem in deren Umfeld sind größere Regensummen zu erwarten.
Bevorzugt in den Weststaulagen der Berge regnet es länger anhaltend
und teilweise auch ergiebig. Selbst die grob aufgelösten Modelle des
DWD (Deutschen Wetterdienstes) und des EZMW (Europäisches Zentrum für
mittelfristige Wettervorhersage) zeigen über einen 48-stündigen
Zeitraum dort Regenmengen über 40 Liter pro Quadratmeter. Bei den
höher aufgelösten Regionalmodellen sind vor allem im Schwarzwald und
im Allgäu innerhalb von 48 Stunden sogar bis 100 Liter pro
Quadratmeter im Bereich des Möglichen (vgl. z.B. Graphik 2).
Da die Vorhersagen in Richtung Jahreswechsel noch mit größeren
Unsicherheiten verbunden sind, können sich die Schwerpunkte der
Niederschläge durchaus noch etwas verschieben. An einem stürmischen
und regenreichen sowie auch milden Jahresausklang wird sich aber mit
großer Wahrscheinlichkeit nichts mehr ändern.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.12.2017
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