DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
04-12-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.12.2017 um 10.30 UTC
Sturmlage am Donnerstag, nachfolgend wieder winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 11.12.2017
Am Donnerstag befindet sich Deutschland zunächst noch im Einflussbereich eines
Höhenrückens, der jedoch rasch von einer von Atlantik aufziehenden
Sturmtiefentwicklung nach Osten verdrängt wird.
Bereits im Warmsektor verstärkt sich der Druckgradient sehr stark, so das
bereits im Laufe des Vormittags vor allem im Küstenumfeld und im Bergland erste
Sturmböen bzw. schwere Sturmböen erwartet werden. Mit Landgang der Kaltfront
fächert das Bodendruckfeld wieder etwas auf und bedingt zu wellen.
In der Nacht zu Freitag verlagert sich die Kaltfront rasch nach Südosten,
postfrontal strömen hochreichend kalte Luftmassen aus dem Nordpolarmeer nach
Deutschland. Freitag 06 UTC befindet sich die Kaltfront bereits im äußersten
Südosten Deutschlands. Am Alpenrand dürften dann auch die Niederschläge rasch in
Schnee übergehen. Aber auch im Rest des Landes sollten die Niederschläge /
Schauer im Laufe des Tages in Schnee übergehen. Freitag 18 UTC liegt die 850 hPa
Temperatur in einem Bereich zwischen -5 und -10 Grad. Bei der einfließenden
trockenen Luft, werden aber eher nur kurze Schneeschauer erwartet. In 500 hPa
befindet sich über Deutschland eine Art Kaltlufttropfen mit an die -40 Grad.
Auch am Wochenende bleibt die nördliche Anströmung der Kaltluft erhalten. Der
wetterbestimmende Langwellentrog vergrößert seine Amplitude und greift nun auch
auf Südeuropa über. Von Nord bis Südeuropa liegen die 850 hPa Temperaturen in
einem Bereich zwischen -3 und -10 Grad. Bei der aber insgesamt eher trockenen
Luft fallen die Niederschläge (in Deutschland) zwar meist als Schnee, die Mengen
dürften sich aber dennoch in Maßen halten. In Staulagen wären aber auch markante
Schneefälle denkbar.
Am Sonntag verlagert sich der Trog allmählich nach Osten, gleichzeitig nähert
sich vom Atlantik ein neues Frontensystem. Neben der Druckgradientverschärfung
ist auf alle Fälle auch die WLA von Interesse. Die Warmfront greift in der Nacht
zu Montag auf Deutschland über und könnte zumindest anfangs verbreitet für
starke Schneefälle sorgen. Ob und wann der Schnee in Regen über geht oder ob
auch eine Glatteislage ansteht, ist aktuell noch unklar. Auf der Rückseite der
Kaltfront strömt zwar nun etwas mildere Luft nach Deutschland, insgesamt bleibt
es mit 850 hPa Temperaturen zwischen -2 und -5 Grad verbreitet winterlich.
Auch in der erweiterten Mittelfrist sieht die Wetterentwicklung eher wechselhaft
und zumindest in den Bergen weiterhin winterlich aus.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis zum Wochenende sind die Vorläufe mit dem aktuellen Lauf recht konsistent. Am
Donnerstag wird nach wie vor eine mögliche Sturmlage simuliert, ab Freitag
sollte die postfrontale Abkühlung flächig einsetzen und erneut für ein eher
winterliches Wochenende sorgen. Ab Sonntag gibt es dann erste größere
Unterschiede. Insgesamt sollte es winterlich bleiben, jedoch ist das Übergreifen
eines neuen Frontensystems am Sonntag bzw. Montag noch unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die Konsistenz des EZ-Laufs mit anderen Globalmodellen ist recht gut. GFS
und ICON simulieren bis Samstag ein recht ähnliches Bild. Es gibt zwar kleine
Varianzen bei dem genauen Hergang der Sturmlage am Donnerstag, die nachfolgende
Abkühlung und das eher unbeständige Wetter am Wochenende simulieren jedoch alle
betrachteten Globalmodelle.
Erst am Sonntag ergeben sich größere Unterschiede bei der Simulation eines neuen
atlantischen Tiefausläufers, der auf Deutschland übergreifen soll. GFS und ICON
simulieren dabei sehr unterschiedliche Szenarien.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
In den Plumes des ECMWFs ist der Spread bis Freitag recht eng, wobei er erst ab
Sonntagmittag deutlich auseinandergeht. Der aktuelle Lauf scheint innerhalb des
Ensembles kein Ausreißer zu sein, ist aber ab Sonntag eher am warmen Rand
angesiedelt.
Im Ensemble des GFS kann man quasi dieselben Aussagen treffen.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass von Donnerstag 12 UTC bis Freitag 12 UTC
ein kleiner Temperatursturz zu erwarten ist. Donnerstag 12 UTC liegt die 850 hPa
Temperatur um 6 Grad, 24 h später bei fast -9 Grad (Offenbach).
Im Zeitbereich von 120 bis 168 h gibt es in der Clusteranalyse des ECMWFs 5
verschiedene Lösungen, der Haupt- und der Kontrolllauf befinden sich dabei mit
insgesamt 17 Membern im ersten Cluster.
Die anderen Cluster besitzen zwischen 12 und 6 Member. Den Langwellentrog am
Samstag simulieren alle Cluster noch ähnlich, jedoch wird die Zyklogenese über
dem Atlantik jeweils etwas anders simuliert, somit fallen auch die Lösung für
Montag anders aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Donnerstag ist eine Sturmlage sehr wahrscheinlich. In exponierten Lagen der
Küste und Bergen (Brocken) sind auch orkanartige Böen sehr wahrscheinlich.
Ab Freitag gehen verbreitet die Niederschläge in Schnee über, in Staulagen der
Mittelgebirge und der Alpen sind auch markante Schneefälle nicht ausgeschlossen.
In den Nächten ist dann auch mäßiger Frost verbreitet möglich.
Im aktuellen Lauf des EZs gibt es Signale für starke Schneefälle
(Schneeverwehung) / eine Glätte Situation. Jedoch scheint diese Lösung noch
extrem unsicher zu sein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF/EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher