Thema des Tages
30-11-2017 14:40
Wunschkonzert zum Jahresende
Zu bestimmten Zeiten des Jahres lassen sich verstärkt Sternschnuppen
am Himmel beobachten. Besonders günstig sind die Bedingungen, wenn
die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne einen sogenannten
Meteorstrom (wird auch als Meteorschauer bezeichnet) durchquert.
Diesen kann man sich als Teilchenwolke vorstellen, die aus den
Auflösungsprodukten von Kometen oder seltener auch Asteroiden besteht
und sich aus Staub, Eis und Gesteinsresten zusammensetzt. Passiert
die Erde nun auf ihrer Umlaufbahn eine solche Teilchenwolke, können
die meist sehr kleinen Partikel von nur wenigen Millimetern Größe in
die Erdatmosphäre eintreten. Durch die hohe Geschwindigkeit beim
Eintritt wird die Luft in der Umgebung durch Reibung auf mehrere
tausend Grad Celsius erhitzt. Aufgrund dieser starken
Hitzeentwicklung verdampfen die Teilchen und die umgebenden
Luftmoleküle werden ionisiert. Dabei wird der allseits bekannte helle
Leuchtstreifen am Himmel erzeugt, den wir als Sternschnuppe kennen.
Die Aktivität eines Meteorschauers wird in der Regel mithilfe der
Kennzahl ZHR (?zenithal hourly rate?, engl., auf Deutsch ?zenitale
stündliche Rate?) beschrieben. Sie gibt die Anzahl der Sternschnuppen
an (typische Werte liegen zwischen 2 und 150), die an einem sehr
dunklen, wolkenfreien Himmel zu beobachten wären, wenn der Punkt, in
dem der Meteorschauer seinen Anfang zu nehmen scheint, über dem
Beobachter im Zenit steht. Diesen Punkt bezeichnet man übrigens auch
als Radiant.
Ihren Namen erhalten die Meteorströme von den Sternbildern, in denen
sich der Radiant befindet. Im Fall der ?Geminiden? nimmt der
Beobachter den Ursprung der Sternschnuppen im Sternbild ?Zwillinge?
wahr. Ins Lateinische übersetzt wird das Sternbild Zwillinge als
?Gemini? bezeichnet, was den Namen der Geminiden erklärt. Dieses
findet man lediglich im Winter und im Frühling am Himmel. Allerdings
muss man nicht unbedingt das Sternbild suchen, um Sternschnuppen
beobachten zu können. Es ist sogar möglich, diese zu sichten, wenn
man in die entgegengesetzte Richtung des Sternbildes schaut.
Entdeckt wurden die Geminiden erstmals im Jahre 1862. Im Vergleich zu
anderen, ebenfalls sehr bekannten Meteorströmen wie den ?Perseiden?,
deren Entdeckung bereits im Jahre 36 ?Anno Domini? (nach Christi
Geburt) erfolgte, oder den ?Leoniden?, die im Jahre 902 zum ersten
Mal gesichtet wurden, handelt es sich bei den Geminiden also um einen
noch recht jungen Meteorstrom. Allerdings gibt es durchaus eine
Besonderheit, die die Geminiden von anderen Sternschnuppenschauern
abhebt, denn lange Zeit war der Ursprungskörper, also der für die
Staub- und Gesteinspartikel verantwortliche Himmelskörper, unbekannt.
Erst im Jahr 1983 wurde der Asteroid 1983 TB (der Name wurde zunächst
entsprechend einer chronologische Reihenfolge vergeben) mit einem
Durchmesser von etwa fünf Kilometern entdeckt, der den Geminiden
zugeordnet werden konnte und später den Namen 3200 Phaeton erhielt.
Allerdings ist es keineswegs typisch, dass ein Asteroid
Sternschnuppen erzeugt. Diese stammen meist nur von Kometen, die aus
lockeren Staub- und Eisansammlungen bestehen. Forscher vermuten
jedoch aufgrund der sonnennahen Passage von 3200 Phaeton, dass durch
die Aufheizung Risse im Asteroiden entstehen und somit kleine
Partikel freigesetzt werden. In diesem Jahr passiert uns der Asteroid
übrigens am 16. Dezember in einem Abstand von ?nur? zehn Millionen
Kilometer. Dies ist zwar im Vergleich zum Abstand Erde - Mond von nur
384000 Kilometern nicht sonderlich nahe. Aber er reicht aus, damit
die amerikanische Aeronautik- und Raumfahrtbehörde NASA den
Asteroiden näher unter die Lupe nehmen kann, um hochaufgelöste
Aufnahmen machen und so das Rätsel um seinen Zustand lösen zu können.
Der Aktivitätszeitraum der Geminiden beginnt am 4. Dezember, wobei
die Aktivität über mehrere Tage hinweg zunimmt. Am Donnerstag, den
14. Dezember erreicht sie gegen 7:30 Uhr am Morgen schließlich ihr
Maximum mit einer ZHR von 120. Auch in der Folgenacht kann sich ein
Sternschnuppenschauen noch lohnen, anschließend klingen die Schauer
bis zum 17. Dezember jedoch rasch wieder ab.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr spielt der Mond nur eine
untergeordnete Rolle. Zwar wird der abnehmende Mond in der Nacht zum
Donnerstag gegen 3:00 Uhr aufgehen, allerdings sollte er durch die
geringe Beleuchtung von 16 % das Schnuppenschauen nur unwesentlich
behindern.
Bleibt also nur noch, auf möglichst wolkenlose Bedingungen in den
Nächten ab dem 4. Dezember zu hoffen. Zumindest was die ersten Tage
angeht, besteht aber eher wenig Hoffnung auf eine gute Sicht. Viele
dichte Wolken und wiederholte Regen- bzw. Schneefälle stehen nach
aktuellen Erkenntnissen auf dem Programm. Vielleicht werden die
Randbedingungen ja zum Höhepunkt um den 14. Dezember herum besser.
(Bildquelle: Michael Holz, DWD)
MSc.-Met.Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2017
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