DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
23-11-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.11.2017 um 10.30 UTC
Nasskalt. Tagsüber kaum 5 Grad, Schneefallgrenze zwischen 200 und 600 Metern
schwankend. Anfangs im Norden, in der Mitte und im Bergland windig mit Sturmböen
in exponierten Lagen. An den Alpen ab Wochenmitte viel Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 30.11.2017
Deutschland liegt im Bereich eines Langwellentroges, der durch Kurzwellentröge,
die aus dem grönländischen Raum nach Süden vorstoßen, wiederholt regeneriert
wird. Als Folge hieraus ist durchweg ein nasskalter Wettercharakter zu erwarten.
Am Sonntag und Montag sind wiederholt schauerartige Niederschläge zu erwarten,
die oberhalb 400 bis 600 Meter, im Süden und Osten bis in tiefere Lagen als
Schnee fallen. Der mit dem Trog korrespondierende Tiefdruckkomplex, der sich
über Skandinavien etabliert hat, hält im Norden und über der Mitte einen
kräftigen Gradienten aufrecht, wodurch an der Küste und in höheren Berglagen
Böen bis Sturmstärke auftreten können. Eine ausgewachsene Sturmlage zeichnet
sich jedoch nicht ab. Auflockerungen sind im Lee der östlichen Mittelgebirge und
an der Alpennordseite (dort eher am Montag) noch am wahrscheinlichsten. Sonst
gibt es nur selten Wolkenlücken. In den Nächten besteht bei Temperaturen um
oder unter dem Gefrierpunkt verbreitet Glättegefahr.
Am Dienstag stößt ein kräftigerer Kurzwellentrog in den über dem östlichen
Mitteleuropa liegenden Haupttrog vor, regeneriert diesen, so dass sich eine
scheinbar retrograde Verlagerung ergibt. Das korrespondierende Bodentief lässt
bereits in der Nacht zum Dienstag in Verbindung mit einem okkludierenden
Frontensystem skalige Niederschläge auf Deutschland übergreifen, die auch den
gesamten Dienstag prägen. Warnrelevante Summen werden wahrscheinlich nicht
erreicht. Auflockerungen sollten jedoch die große Ausnahme darstellen. Der Wind
frischt an der Südflanke dieses Tiefs erneut auf, wobei markant zu bewarnende
Böen auf höhere Berglagen und je nach Lage des Tiefs vielleicht auch auf die
Küste beschränkt bleiben dürften. Da an der Südflanke des Tiefs etwas
gemäßigtere Luft herangeführt wird und zudem eine gute Durchmischung erfolgt,
sollte die Schneefallgrenze auch mal auf Lagen über 600 Meter ansteigen.
Bereits in der Nacht zum Mittwoch gehen die Niederschläge mit der vorstoßenden
hochreichenden Kaltluft (im 500 hPa-Niveau deutlich unter -30 Grad) auch wieder
bis in tiefere Lagen in Schnee über. Am Mittwoch und Donnerstag sind die
Niederschläge im Trogbereich dann eher konvektiv geprägt, wobei sich ein
leichter Temperaturrückgang abzeichnet. An den Alpen stellt sich eine Staulage
ein, so dass dort länger andauernde Schneefälle zu erwarten sind.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tropft der bisher
wetterbestimmende Trog nach Südosteuropa ab, gefolgt von einem Höhenkeil, dessen
Wellenlänge jedoch zusehends kürzer wird. An der Vorderseite des Keils bleibt
die nördliche, auf Nordost drehende Strömung bestehen, was an den Nordseiten der
östlichen Mittelgebirge und der Alpen weitere staubedingte Schneefälle zur Folge
hat. Im Westen und Süden setzt sich zwar der Keil eines Hochs über den
Britischen Inseln durch. Auflockerungen dürften allerdings auch dort die große
Ausnahme darstellen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen einigermaßen konsistent. Ab Mittwoch stellt sich
mit dem vorstoßenden Trog eine Nordlage und somit an den Alpen und den östlichen
Mittelgebirgen eine Stausituation ein, was weiter zurückliegende Modellläufe
nicht so deutlich bzw. erst mit einer leichten Verzögerung zeigten. Nach den
beiden gestrigen Modellläufen wäre erst im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum eine nördliche bis leicht nordöstliche Anströmung zu erwarten
gewesen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Montag lassen sich kaum prognoserelevante Unterschiede
zwischen den verfügbaren Modellen finden. Am Dienstag lässt EZMW auf die
südliche Nordsee und nachfolgend auf Norddeutschland ein Tief übergreifen, das
von ICON und GFS etwa 1000 km weiter nördlich gesehen wird. Das Modell des
kanadischen Wetterdienstes belässt dieses Tief zunächst über der Nordsee. Da
EZMW dieses Tief über Norddeutschland nach Osten verlagert, stellt sich
rückseitig nach diesem Modell eine nördliche bis nordöstliche Strömung ein, was
weder von GFS noch von ICON erwartet wird. Das Modell des kanadischen
Wetterdienstes entwickelt aus diesem Tief einen Tiefdruckkomplex über
Mitteleuropa und kommt damit der EZMW-Lösung am nächsten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum läuft alles wieder auf die
weiter oben beschriebene Troglage hinaus, die sich bei allen Modellen finden
lässt. Den nachfolgenden Rücken hat neben EZMW auch GFS im Programm, wogegen das
kanadische Modell rasch einen weiteren kurzwellentrog folgen lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei sich erst mit
dem Monatswechsel ein etwas höherer Spread abzeichnet. Die Mehrzahl der
Einzelläufe wie auch der Meridian deutet zwar auf einen von Westen her etwas
zunehmenden antizyklonalen Einfluss, aber keinesfalls auf einen
Temperaturanstieg hin.
Das EPS des EZMW wird in 6 Cluster unterteilt, wobei durchweg ein Trog über
Mitteleuropa zu finden ist. Dieser variiert mit seiner Achsenlage bzw. in seinem
Grad der Austropfung, was diese große Anzahl an Clustern ergibt. Ein
ungewöhnlich geringer Spread ist auch beim EPS des EZMW erkennbar. Erst zum Ende
des erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes hin divergieren die
Einzellösungen etwas mehr. Dabei zeigt sich bis über den Monatswechsel hinaus
tendenziell ein Temperaturrückgang, d.h. in der zweiten Wochenhälfte der
kommenden Woche wären dann bis in tiefere Lagen Niederschläge als Schnee
vorstellbar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Von Sonntag bis Dienstag bleibt es im Norden und der Mitte windig, zeitweise
treten Windböen, an der Küste und auf Berggipfeln (dort auch in Süddeutschland)
Böen bis Sturmstärke auf. Danach sollte sich die Windsituation beruhigen, so
dass, abgesehen vielleicht von exponierten Gipfellagen, wahrscheinlich keine
markant zu bewarnenden Böen mehr zu erwarten sind.
Insgesamt zeichnet sich eher ein winterlicher Witterungsabschnitt ab. In den
Nächten und jeweils bis in die Vormittagsstunden hinein muss verbreitet mit
Glätte gerechnet werden. Dies ist zusehends auch der Fall, wenn es nicht
aufklart. Durch wiederholte Schneeschauer oder schauerartige Schneefälle kommen
am Sonntag in den Mittelgebirgen einige bis etwa 10, im Schwarzwald und an den
Alpen auch mehr als 10 Zentimeter Schnee zusammen. Am Montag und Dienstag sind
auch in den Staulagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge mehr als 10 bis
etwa 20 Zentimeter Neuschnee nicht auszuschließen, wobei in freien Lagen zudem
die Gefahr von Verwehungen besteht. Danach deutet sich eine leichte Abschwächung
der Schneefälle in den Mittelgebirgen an, wogegen an den Alpen (und auch im
Alpenvorland!) sich staubedingt die Schneefälle verstärken dürften. Unmittelbar
an den Alpen können bis einschließlich Donnerstag mehr als 50 Zentimeter Schnee
zusammenkommen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann