Thema des Tages

19-11-2017 14:40

Kommt der "Novembersommer"?

Da an diesem Wochenende und zum Wochenstart noch der Frühwinter bei
Höchstwerten zwischen 0 und 10 Grad auf Stippvisite vorbeischaut und
vor allem das höhere Bergland sowie die Voralpenregionen
vorübergehend in eine weiße Hülle taucht, scheint so etwas wie
"Novembersommer" noch sehr fern.

Während das Wetter in Deutschland zunächst noch von Tief "Peter I bis
III" über Skandinavien und Hoch "Zoe" über West- und Südwesteuropa
bestimmt wird, zwischen denen mit einer strammen nördlichen bis
nordwestlichen Strömung kühle Meeresluft polaren Ursprungs einfließt,
stellt sich ab Montag die Wetterlage aber allmählich um. Mit
Winddrehung auf eine westliche bis südwestliche Richtung fließt dann
zunehmend mildere Luft ein, sodass die Schneefallgrenze auf
Klettertour nach oben geht.

Am Dienstag schneit es höchstens noch in den Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge. Verantwortlich dafür ist, dass Tief "Peter"
weiter nach Osten wandert und somit den Einfluss auf das Wetter in
Mitteleuropa verliert. Stattdessen macht sich über Südeuropa hoher
Luftdruck breit und auf dem Ost- bzw. Nordostatlantik übernehmen
Tiefdruckgebiete das Kommando. Nachfolgend stellt sich, wie im
letzten Abschnitt schon aufgeführt, eine südwestliche Grundströmung
ein, welche die Luft aus den Gebieten zwischen den Azoren und der
Iberischen Halbinsel anzapft und schließlich weit nach Nordosten
pumpt.

Die Voraussetzungen für den "Novembersommer" sind also gesetzt. Schon
am Dienstag wird das Land, abgesehen von den noch etwas kühleren
Regionen nordöstlich der Elbe, mit deutlich milderer Luft geflutet,
sodass im Westen schon vielerorts zweistellige Höchstwerte erreicht
werden. Am Mittwoch und Donnerstag klettern die Temperaturen dann
überwiegend auf Werte zwischen 10 bis 17 Grad. Vor allem im Lee, also
auf der windabgewandten Seite der Berge, sind durch Föhneffekte sogar
noch höhere Werte möglich. Typische Bereiche sind beispielsweise die
Regionen vom Aachener Raum bis in die Kölner Bucht sowie die
Vorderpfalz. Allerdings kommt der "Novembersommer" nicht überall mit
Eitel Sonnenschein daher. Vor allem im Norden und Westen, nahe der
Tiefs über den Britischen Inseln und dem Ostatlantik, schiebt der
teils stürmische Wind wiederholt auch dichtere Schauerwolken über das
Land. Dagegen kann der Süden bei einer frischen Brise wohl länger die
Novembersonne genießen. Allerdings besteht dort in schachwindigen
Lagen die Gefahr, dass sich Nebel oder Hochnebel bilden und nur
zögerlich auflösen.

Im weiteren Verlauf, etwa ab dem kommenden Wochenende, wird es aus
derzeitiger Sicht insgesamt unbeständiger. Mit den deutlich höheren
Wolkenanteilen und damit geringen Sonnenstunden sowie der Zufuhr
kühlerer Luft aus Norden sind Höchstwerte über 15 Grad in Deutschland
nicht mehr wahrscheinlich. Einzelne Modellvarianten lassen sogar
schon ab Freitagnachmittag die Temperaturen wieder auf ein normales
Novemberniveau purzeln. Am Wochenende würde nach diesen
Interpretationen wieder eher feuchtes und kühles Wetter mit Schnee im
höheren Bergland in Deutschland einziehen. Allerdings sind die
Prognosen insgesamt noch mit größeren Unsicherheiten behaftet.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.11.2017

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