Thema des Tages

13-11-2017 14:40

Mehr Herzinfarkte in der kalten Jahreszeit

Laut des Statistischen Bundesamtes lag als Hauptursache aller
Todesfälle im Jahr 2015 in Deutschland eine Herz-Kreislauferkrankung
vor. Darunter waren alleine 5,5% der Sterbefälle auf einen akuten
Myokardinfarkt, also einen Herzinfarkt, zurückzuführen. In der Regel
kommt es dabei zum Verschluss eines Herzkranzgefäßes, wodurch Teile
des Herzmuskels unzureichend oder gar nicht mehr mit Blut und somit
auch nicht mit Sauerstoff versorgt werden. Wird der Blutfluss dann
nicht innerhalb kürzester Zeit wiederhergestellt, sterben die
Muskelzellen ab. Dies nennt man dann einen Herzinfarkt.


In einer Studie untersuchten Forscher der Lund Universität in
Schweden über einen Zeitraum von 16 Jahren den Zusammenhang zwischen
dem Auftritt eines Herzinfarktes in Schweden und den dabei
vorherrschenden Wetterbedingungen. Entsprechend wurden die
Wetterparameter Temperatur, Sonnenscheindauer, Niederschlag und
Luftdruck von hunderten Wetterstationen des Schwedischen
Meteorologischen und Hydrologischen Instituts (kurz SMHI)
ausgewertet, die zum Zeitpunkt der über 280000 untersuchten
Herzinfarkte vorherrschten.


Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass Herzinfarkte an Tagen
mit einer Durchschnittstemperatur von unter 0 Grad Celsius häufiger
auftreten, als dies an Tagen mit einer Durchschnittstemperatur von
über 10 Grad der Fall ist. Außerdem konnte auch ein höheres
Herzinfarkt-Risiko an Tagen mit hohen Windgeschwindigkeiten, geringer
Sonnenscheindauer sowie einer hohen Luftfeuchte beobachtet werden.
Die Auswertungen bestätigten sich sowohl über verschiedene Patienten-
und Altersgruppen hinweg als auch in den unterschiedlichsten Regionen
Schwedens. Damit deuten die Forschungsergebnisse einen bereits
häufiger beobachteten Saisoneffekt mit einem Maximum dieser
Erkrankungen im Winter hin, welcher auch in Deutschland zu finden
ist.


Grundsätzlich reagiert unser Körper auf Kälte, indem sich unsere
Blutgefäße zusammenziehen. Dadurch wird der Wärmefluss in unserer
Haut gehemmt und der Blutdruck in den Blutgefäßen gesteigert. Als
weitere Reaktionen auf Kälte wird das Blut dickflüssiger, unser
Körper zeigt ein Zittern und erhöht den Puls, um die Körpertemperatur
wieder anzuheben. ?Ein Großteil der gesunden Menschen haben kein
Problem mit diesem Mechanismus?, so Dr. Moman Mohammad, der Erstautor
der Studie, die im wissenschaftlichen Magazin der Europäischen
Fachgesellschaft der Kardiologen (European Society of Cardiology)
veröffentlicht wurde. Bei Menschen mit entzündlichen Veränderungen in
den Herzkranzgefäßen könne dies allerdings einen Herzinfarkt
auslösen. Betroffen sind also hauptsächlich Menschen, die bereits an
einer Erkrankung der Blutgefäße leiden.


Allerdings können auch weitere Faktoren zu einem erhöhten
Herzinfarkt-Risiko beitragen, die in dieser Studie nicht
berücksichtigt wurden. Darunter fallen beispielsweise Infektionen der
Atemwege oder grippale Infekte, die als Risikofaktoren bekannt sind
und in der kälteren Zeit des Jahres vermehrt auftreten. Außerdem
führt Mohammad die jahreszeitlich bedingte Änderung unserer
Gewohnheiten an, die unsere Gesundheit unter Umständen negativ
beeinflussen. Denn in den trüben und kalten Jahreszeiten bewegen sich
viele von uns weniger. Zudem steht Weihnachten vor der Tür und unsere
Ernährung wird zucker- und fetthaltiger.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.11.2017

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