Thema des Tages
12-11-2017 14:40
Warum im November maritime Polarluft für Autofahrer noch nicht das
ganz große Problem darstellt
Die Lage von Hoch Yaprak über dem Ostatlantik und Tief Martin über
Finnland führt heute und morgen zu einem Zustrom von Kaltluft direkt
aus polaren Breiten. Die Temperaturen in etwa 5 km Höhe sinken dabei
um mehr als 10 Grad, in etwa 1500 m sinken sie im gleichen Zeitraum
um weniger als 5 Grad.
Woran liegt das?
Ursprünglich war die Luftmasse in allen Höhen "polarkalt".
Bevor die kühle Luftmasse Deutschland erreicht zieht sie über das
Wasser der Nordsee (daher der Begriff "maritim"). Dieses ist noch
über 10 Grad warm. Da Wasser eine wesentlich höhere
Wärmespeicherkapazität hat als Luft, kann es die Luft in
Oberflächennähe noch deutlich erwärmen. Dabei entspricht die
Abkühlung einer Wassersäule von einem Meter der entsprechenden
Erwärmung einer Luftsäule von etwa 4 km.
Der untere Teil der Atmosphäre wird also im November vom Wasser
deutlich aufgeheizt.
Im Februar dagegen, wenn die Nordsee nur noch um die 5 Grad kalt ist,
kommen die maritimen Polarluftmassen mit etwa 3 Grad geringerer
Temperatur bei uns an.
Was hat das für Konsequenzen?
1. Drei Grad weniger Lufttemperatur bedeuten eine etwa 500 m tiefer
liegende Schneefallgrenze. Schnee fällt also meist bis in die
Niederungen.
2. Im November gibt es in den Niederungen bei der Wetterlage
üblicherweise nur bei klarem Himmel Nachtfrost, im Februar ist das
der Regelfall.
Die Konsequenzen für die Autofahrer sind also evident.
a. Während man im November erst oberhalb etwa 500 m mit Schnee
rechnen muss, fällt der Niederschlag im Februar meist in allen Lagen
als Schnee.
b. Im Februar führt maritime Polarluft zu einer täglichen Glättelage
in den Frühstunden.
Im November, zumindest nur in den Niederungen, nur bei Aufklaren.
c. Auch die Wahrscheinlichkeit "in" Laternengaragen zum
Scheibenkratzer greifen zu müssen, ist im Februar höher. Dann reicht
schon Nässe zum Gefrieren von Wasser auf den Scheiben. Im November
muss auch klarer Himmel dazukommen.
Aktuell geht die Schneefallgrenze nachts auf etwa 400m zurück,
tagsüber liegt sie etwas höher. Ab Dienstag dreht der Wind auf
westliche Richtungen und die Temperaturen steigen etwas an. Aber auch
dannwird es nachts wird es bei Aufklaren frostig mit örtlicher
Straßenglätte.*
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.11.2017
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