Thema des Tages

28-10-2017 14:40

"HERWART" - ein weiterer Herbststurm steht vor der Tür

Hoch "ULRIKE" bescherte uns in den vergangenen Tagen einen ruhigen
Herbstmix. Bei durchaus milden Temperaturen, die örtlich in den
südlichen Landesteilen auch die 20-Grad-Marke knackten, gab es neben
morgendlichem Nebel tagsüber auch strahlenden Sonnenschein. Am
Donnerstag (26.10.) und am gestrigen Freitag (27.10.) griff dann die
Kaltfront von Tief "FLORENZ" mit Kern über dem Baltikum auf
Deutschland über und führte neben dichten Wolken und zeitweisem Regen
oder gelegentlichen Schauern rückseitig kühlere Meeresluft zu uns.
Kein Wunder also, dass sich der Wettercharakter bei auffrischendem
Wind sowie Tageshöchstwerten zwischen 12 und 16 Grad etwas
herbstlicher anfühlte.

Am heutigen Samstag stellt sich nun eine stramme nordwestliche
Strömung zwischen Tief "GRISCHA", dessen Kern um die Mittagszeit über
dem Bottnischen Meerbusen zu finden ist und Hoch "VERA" mit
Schwerpunkt südwestlich von Irland ein. Entsprechend muss schon
tagsüber verbreitet mit starken bis stürmischen Böen gerechnet
werden, an den Küsten sowie im Bergland kommt es bereits zu Sturmböen
oder schweren Sturmböen. Am späten Nachmittag und am Abend schwächt
sich der Wind jedoch vorübergehend wieder etwas ab. Allerdings ist
dies lediglich die "Ruhe vor dem Sturm".

Szenenwechsel: Bereits am vergangenen Donnerstag ließ sich eine
schwach ausgeprägte Störung vor Grönland ausmachen, die sich in der
Folge ins Europäische Nordmeer verlagerte. Im heutigen Tagesverlauf
verstärkt sich diese Störung im Lee des südnorwegischen Gebirges über
dem Skagerrak und es entwickelt sich ein kleines, aber kräftiges
Sturmtief mit dem Namen "HERWART". Dieses zieht in der Nacht zum
Sonntag über Südschweden hinweg nach Polen. Sein Sturmfeld mit den
stärksten Entwicklungen erfasst Deutschland Sonntagfrüh und am
Vormittag. Dann muss verbreitet mit stürmischen Böen oder Sturmböen
gerechnet werden. Im Norden und Osten, später auch im Südosten treten
durchaus auch schwere Sturmböen auf, bei kräftigen Schauern oder
Gewittern sind dort selbst orkanartige Böen möglich. An der
Nordseeküste sind Orkanböen von 120 km/h wahrscheinlich, auf den
höchsten Gipfeln werden sogar noch höhere Windgeschwindigkeiten
erwartet. Im Südwesten fällt der Wind in tiefen Lagen hingegen mit
starken bis stürmischen Böen nicht ganz so stark aus. Die
Einzelheiten sind nochmal in der Grafik unter www.dwd.de/tagesthema
dargestellt.

Bei "HERWART" handelt es sich also nach "SEBASTIAN" und "XAVIER" um
den dritten Herbststurm in diesem Jahr. Zwar fällt "HERWART" nicht
ganz so stark wie "XAVIER" aus und auch die Bäume bieten zur
fortgeschrittenen Jahreszeit weniger Laub als Angriffsfläche für den
Wind. Trotzdem sollte wohl am Sonntag besonders im Norden und Osten
Deutschlands auf einen morgendlichen Spaziergang oder Frühsport im
Wald verzichtet werden. Stattdessen bieten sich ein ausgiebiges
Frühstück und ein anschließender Tee zur Lieblingslektüre auf der
heimischen Couch an.

Am Sonntagmittag lässt der Wind dann von Nordwesten her allmählich
nach und die Chancen auf einen nachmittäglichen Spaziergang steigen
wieder an, auch wenn es hier und da noch kurze Schauer, teils mit
Graupel, geben kann. In der Nacht zum Montag lässt der Wind dann
weiter nach, an den Küsten sowie im höheren Bergland muss allerdings
auch weiterhin mit Sturmböen gerechnet werden.

Aber nicht nur der Wind tritt als warnwürdige Wettererscheinung auf.
In der sich einstellenden nordwestlichen Strömung besteht zum einen
an der Nordseeküste die Gefahr einer Sturmflut. Zum anderen muss
landeinwärts in einem 24-stündigen Zeitraum ab Samstagabend besonders
in Nordweststaulagen der zentralen Mittelgebirge sowie an den Alpen,
also überall dort, wo die Luftmassen von Nordwesten her gegen die
Gebirge gedrückt werden, mit länger anhaltenden und teils kräftigen
Regenfällen gerechnet werden.

Und schließlich wird mit der nördlichen Strömung auch polare Kaltluft
zu uns geführt, womit die Schneefallgrenze in der Nacht zum Montag
gebietsweise sogar auf etwa 600 Meter absinkt. Entsprechend muss in
den östlichen Mittelgebirgen sowie in den Alpen in höheren Lagen mit
etwas Schnee gerechnet werden, wobei dies wohl nur dafür reicht, die
Hochlagen etwas anzuzuckern.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.10.2017

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