Thema des Tages
25-10-2017 14:40
Wo kann man jetzt noch baden?
Bei uns in Mitteleuropa hat längst der Spätherbst Einzug gehalten,
die vergangene, wettertechnisch nicht so toll empfundene Badesaison
ist vergessen, man dreht die Heizung auf und denkt eher an
Weihnachten. Zwar sind Seen und Meere aufgrund der hohen
Wärmekapazität und Wärmeleitfähigkeit des Wassers gute Wärmespeicher
und kühlen nach dem Ende des Sommers nicht so schnell ab, jedoch bei
Wasseroberflächentemperaturen von 12 °C bis 15 °C an Nord- und Ostsee
sowie an den deutschen Binnenseen fühlen sich wohl nur Seehunde und
Wasservögel im nassen Element wohl.
Schauen wir uns daher doch einmal in Europa und Nordwestafrika nach
Bademöglichkeiten um: An der französischen, spanischen und
portugiesischen Atlantikküste, aber auch am Schwarzen Meer sind
derzeit Wassertemperaturen von etwa 15 °C bis 20 °C anzutreffen ?
Baden ist also Geschmackssache bzw. eher etwas für Hartgesottene. Im
Mittelmeer sind Wassertemperaturen von 18 °C bis 24 °C zu erwarten,
das klingt schon besser, wobei aber leider das Wetter nicht überall
mitspielt. Am ehesten sind in diesen Tagen dank Lufttemperaturen von
maximal 25 °C oder mehr die mediterranen Küsten Spaniens, des
Maghrebs und der Levante, sowie bei ähnlichen Meerestemperaturen auch
die Atlantikstrände von Agadir (Marokko) und natürlich die
Kanarischen Inseln für einen spontanen Spätsommertrip geeignet.
Wer Hitze braucht, muss mindestens in die subtropische Klimazone
reisen! Ägypten-Fans kommen am Roten Meer so richtig auf ihre Kosten.
Dort kann man bei heißem Wetter (um 30 °C) und warmem Wasser (um 26
°C) schwimmen, schnorcheln und tauchen ohne zu frieren. Wen das
Fernweh noch stärker packt und bis in die Tropen treibt, der ist in
der Karibik und Zentralamerika gut aufgehoben, wo sich die Spanne der
Wassertemperaturen zwischen 27 °C und 30 °C erstreckt. Ähnlich hohe
Temperaturen bieten die Gewässer des Indischen Ozeans um Südindien,
Ceylon und die Malediven.
Generell sind derzeit die tropischen Meere um Ostafrika und der
Arabischen Halbinsel sowie in der Region zwischen dem nördlichen
Indischen Ozean über den Malaiischen Archipel hinweg bis nach
Mikronesien mit Wassertemperaturen von verbreitet um 30 °C am
wärmsten. In der unten publizierten Weltkarte vom Montag, den 23.
Oktober 2017, 18:00 Uhr UTC finden Sie auf ganze [°C] gerundete
Meeresoberflächentemperaturen sowie deren Isothermen. Aufgrund der
durch die physikalischen Eigenschaften des Wassers bedingten
?thermischen Trägheit? von Seen und Meeren variiert deren Temperatur
in wesentlich geringerem Maße als die Lufttemperatur, so dass die
dargestellten Werte noch ein paar Tage aktuell sind.
Übrigens nutzt man in der Meteorologie und Ozeanografie gern die
englische Übersetzung des Begriffes ?Meeresoberflächentemperatur?,
nämlich "Sea Surface Temperature", abgekürzt SST. Sie hat nicht nur
touristische Bedeutung sondern ist vielmehr eine wichtige Größe im
Klimasystem der Erde sowie als Randbedingung bei der numerischen
Wettervorhersage. Darüber hinaus spiegelt die zonale Struktur der
SST-Isothermen, mit deutlichem Temperaturgefälle jeweils in den
nördlichen und südlichen mittleren Breiten, den Energiesaldo der
Meeresoberfläche wider und ist mit den zumeist in West-Ost-Richtung
orientierten Klimagürteln korreliert.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.10.2017
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst