Thema des Tages
23-10-2017 14:40
(Super-)Taifun ?LAN? über Tokio
Am 15. Oktober diesen Jahres entstand der Taifun LAN nördlich von der
Insel Palau (9.3° N, 136.8° O) im Pazifik und bekam einen Tag später
seinen Namen, als er sich zum tropischen Sturm entwickelte. Am 18.10.
nahm er schließlich Taifunstärke an. Während er östlich der
Philippinen Kurs auf Japan nahm, verstärkte er sich auf die Kategorie
4 der Saffir-Simpson-Skala. Den Höhepunkt seiner Entwicklung
erreichte er am 21.10. (00 UTC) über der Philippinensee, knapp 1000 m
östlich von Taiwan und Luzon mit maximalen Böen bis 250 km/h und
einem Kerndruck von 925 hPa. Damit ist er in diesem Jahr der
zweitstärkste Supertaifun (Super-Taifun: >240 km/h) nach ?NORU?
(Kategorie 5, 19.07. ? 09.08.2017). Aber LAN geht nicht nur deswegen
in die meteorologischen Geschichtsbücher ein, denn sein großes
Starkwindfeld ist mit einem Durchmesser von ca. 2220 km eines der
größten seit Aufzeichnungen. Die Größe von LAN sowie sein
ausgeprägtes ?Auge? lassen sich im Satellitenbild vom 21.10.2017
11:30 UTC gut erkennen (www.dwd.de/tagesthema).
Kurz vor der japanischen Küste schwächte sich LAN etwas ab und
erreichte mit seinem Starkwindfeld der Kategorie 3 und mittleren
Windgeschwindigkeiten von rund 195 km/h (Böen: 240 km/h, Kerndruck:
950 hPa) das japanische Festland. Durch zunehmende Windscherung,
trockenere Luftmassen und eine etwas kühlere Wassertemperatur von
25°C schwächte er sich so weit ab, dass er bei Landgang (engl.
?landfall?) in der Nähe von Omaezaki City ?nur noch? die Kategorie 2
aufwies. Anschließend zog LAN über Tokio mit einer mittleren
Windgeschwindigkeit von 130 km/h und maximalen Böen von 170 km/h auf
den Pazifik nordostwärts hinaus Richtung Kamtschatka (Halbinsel
Russlands). Dort verlor er weiter an Kraft und wandelte sich rasch in
ein außertropisches Tief mit einer aktuell mittleren
Windgeschwindigkeit von rund 110 km/h (Böen: 160 km/h) und einem
Kerndruck von 970 hPa um.
Außer den Orkanböen und sehr hohen Wellen hatte LAN extrem heftigen
Regen im Gepäck. An einigen Stationen des Landes wurden Monatsrekorde
erreicht. Beispielsweise fielen in Maizuru (Provinz Honshu) mehr als
300 mm in 48 Stunden, wie an vielen anderen Stationen in Japan auch.
In Shingu (ca. 480 km südwestl. von Tokio) wurden sogar rund 700 mm
im selben Zeitraum gemeldet. Somit wurde dort auch fast die höchste,
je gemessene 48-stündige Niederschlagsmenge von 782 mm erreicht!
Diese heftigen Niederschläge hatten Erdrutsche und Überschwemmungen
zur Folge. Außerdem forderte LAN zwei Todesopfer.
Doch zum Ende der Woche könnte schon der nächste Taifun auf Japan
zuziehen. Östlich der Insel Guam entstand am vergangenen Donnerstag
eine sogenannte ?tropische Depression? (TD 27), die sich in der
kommenden Nacht zum Dienstag zu einem Tropensturm entwickeln soll und
anschließend vom Japanischen Wetterdienst einen Namen erhält. Dieser
soll zunächst nach Nordwesten ziehen und auf Höhe der Ry?ky?-Inseln
nach Nordosten Richtung Japan zubewegen. Dabei soll er sich bis zum
Wochenende auf Taifunstärke der Kategorie 2 intensivieren.
M.Sc.-Met. Anna Wieczorek
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.10.2017
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst