Thema des Tages

19-10-2017 14:40

Die Inversion ? Ein Phänomen, das Berggipfeln Fernsicht und milde
Temperaturen bringt

Unter einer Inversion versteht man in der Meteorologie die Umkehr des
normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer
mehr oder weniger dicken Schicht der Atmosphäre.

Inversionen können dabei durch unterschiedliche meteorologische
Prozesse entstehen. Grundsätzlich herrschen dabei in den bodennahen
Luftschichten im Vergleich zu den darüber liegenden Schichten tiefere
Temperaturen vor. Dies kann z.B. durch großräumiges Heranführen von
Warmluft in der Höhe erreicht werden. Aber auch die Erwärmung der
Luft durch Absinken im Bereich eines Hochdruckgebietes oder die
Abkühlung der unteren Luftschichten durch Ausstrahlung führen oftmals
zu der Ausbildung einer Inversionsschicht, an der dann markante
Temperaturgegensätze auftreten. Lokal vom Erdboden aufsteigende Luft
kann eine solche Inversionsschicht nicht durchdringen. Somit stellt
eine Inversion eine Art Sperrschicht ("Deckel") dar, die einen
Austausch zwischen bodennahen und höher liegenden Luftschichten
verhindert (vgl. Abb. 1).

Entsprechend können auch Rauch, Dampf oder Autoabgase - von
Holzfeuerungen, Kraftwerken oder Verbrennungsmotoren stammend - nicht
abziehen. Dadurch halten sich die Luftschadstoffe länger über der
Stadt oder dem Ballungsraum. In dieser Dunstglocke kann dann eine
ungewöhnlich hohe Konzentration von Luftschadstoffen, wie
beispielsweise Ruß, Schwefeldioxid, Kohlenstoffmonoxid und
Stickstoffoxid entstehen.

Von einer Bodeninversion spricht man, wenn sich in langen, klaren
Winternächten, meist unter Hochdruckeinfluss, der Boden sowie die
daran angrenzende Luftschicht durch Ausstrahlung stark abkühlen.
Diese bodennahe Schicht ist somit kälter als die darüber liegende.
Die obere Begrenzung dieser Bodeninversionsschicht liegt dabei in der
Höhe über Grund, in der sich die Abkühlung des Erdbodens nicht mehr
auswirkt.

In der vergangenen Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bildete sich
regional im Zusammenspiel von absinkenden, sich erwärmenden
Luftmassen unter Hochdruckeinfluss sowie gleichzeitigem Auskühlen der
bodennahen Luftschichten nach Aufklaren genauso eine ausgeprägte
Inversionsschicht aus. Während oberhalb der Inversion durch die
Absinkprozesse sehr trockene Luft vorherrschte, entstand an der
Inversion selber eine feuchte Dunst- bzw. Hochnebelschicht (vgl.
Radiosondenaufstieg Idar-Oberstein von 8 Uhr). Die Folge war, dass
die Temperaturtiefstwerte in höheren Lagen, beispielsweise des
Hunsrücks, des Pfälzer Waldes, des Taunus oder auch der Rhön und dem
Odenwald mit Werten zwischen 10 und 15 Grad deutlich höher ausfielen
als in Tallagen mit nur 2 bis 5 Grad (vgl. Abb. 2).

In den kommenden Nächten schwindet jedoch die Wahrscheinlichkeit für
die Ausbildung von Inversionsschichten deutlich. Durch zunehmenden
Tiefdruckeinfluss von Westen und auch auflebenden Wind sowie
aufkommende Niederschläge werden die Luftschichten durchmischt. Die
Ausbildung einer Sperrschicht ist dann nicht mehr möglich.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.10.2017

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