DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
18-10-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.10.2017 um 10.30 UTC
Windiges, teils stürmisches Schauerwetter mit geringer
Gewitterwahrscheinlichkeit an der Nordsee. An den Alpen Dauerregen nicht
ausgeschlossen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 25.10.2017
Am Samstag, zu Beginn des Mittelfristzeitraums, schwenkt ein Rücken über
Deutschland hinweg. Nachfolgend gelangt das Land zunehmend auf die Vorderseite
eines Troges, dessen Trogachse von den Britischen Inseln über Westfrankreich bis
zur Iberischen Halbinsel reicht. Am Boden greift gleichzeitig die Kaltfront,
eines zum Höhentrog korrelierenden Zentraltiefs bei den Britischen Inseln, auf
den Nordwesten über und überquert Deutschland bis Sonntagmorgen weitgehend ost-
bzw. südostwärts. Einhergehend fließt nachfolgend kühlere Meeresluft ein. Die
Verlagerungsgeschwindigkeit nimmt dabei jedoch zum einen durch ein blockierendes
Hochdruckgebiet Nordosteuropa sowie auch durch die Alpen als orographisches
Hindernis ab. Im Südosten des Landes steht somit noch ein recht freundlicher und
milder bis warmer Tag ins Haus, bevor in der Nacht zum Sonntag vor allem an den
Alpen durch die schleifende Kaltfront länger anhaltender schauerartiger Regen
einsetzt. Zudem verschärft sich mit Verlagerung des Bodentiefs von der Irischen
See über Südschottland hinweg in die Nordsee auf der Südflanke der Gradient,
sodass an der Nordsee sowie in Kamm- und Gipfellagen einzelne stürmische Böen
auftreten.
Am Sonntag verlagert sich das Drehzentrum des Höhentroges in die Nordsee und
weitet sich nach Leseart des EZMW bis Montag 06 UTC bis in den westlichen
Mittelmeerraum aus. Dabei schwenkt dessen Trogachse, die am Boden durch eine
konvergente Strömung erkennbar ist, über Deutschland hinweg und sorgt
einhergehend für teils kräftige Schauer. An der Nordsee sind auch einzelne
Gewitter nicht ausgeschlossen. Aufgrund des weiterhin markanten Gradienten auf
der Südseite des korrelierenden Bodentiefs sind an der Nordsee sowie im höheren
Bergland weiter stürmische Böen wahrscheinlich. Erst mit Abschwächen des Tiefs
schwächt sich der Gradient in der Nacht etwas auf, sodass der Wind nachlässt.
Zudem werden in der eingeflossenen kühleren Luft in 850 hPa nur noch -1 bis 3
Grad erreicht.
Am Montag verlängert nach EZMW der Trog auf seiner ostwärtigen Verlagerung seine
Wellenlänge deutlich und reicht in der Nacht auf Dienstag schließlich von der
nördlichen Ostsee bis in den östlichen Mittelmeerraum. Von Westen bäumt sich
gleichzeitig ein Rücken über der Iberischen Halbinsel und Frankreich bis nach
Nordwegen weit nach Norden auf. Deutschland liegt dabei unter einer kräftigen
nördlichen Höhenströmung, die von Westen her zunehmend einen antizyklonalen
Charakter bekommt. Am Boden zieht das Tief mit der Höhenströmung allmählich
südwärts und füllt sich dabei weiter auf, bis es schließlich von einem
Tiefdruckkomplex über Südosteuropa geschluckt wird. Zunächst bleibt der am Boden
somit ein zyklonaler Charakter erhalten. Erst mit zunehmendem Einfluss des zum
Höhenrücken gehörenden Bodenhochs, das sich vom Atlantik bis nach Mitteleuropa
schiebt, nimmt in der Nacht auf Dienstag in bodennahen Schichten ebenfalls der
antizyklonale Einfluss zu. Aufgrund von frontalen Hebungsprozessen gestaltet
sich das Wetter jedoch bis Dienstag unbeständig. Durch die kräftige
Höhenströmung muss zudem in Kamm- und Gipfellagen weiter mit stürmischen Ben
oder Sturmböen gerechnet werden.
Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch tropft der Langwellentrog über dem
östlichen Mittelmeerraum ab. Gleichzeitig schwenkt nach EZMW der Rücken von
Frankreich her nach Deutschland. Der Schwerpunkt des korrelierenden Bodenhochs
reicht dabei von Skandinavien über Deutschland und Polen hinweg bis in den
Alpenraum. Auf der Südostflanke kann somit vorübergehend kalte Kontinentalluft
angesaugt werden, die mit Temperaturen von 2 bis -4 Grad auf 850 hPa auch den
Osten des Landes erreicht. Über Benelux kann sich im Gegensatz dazu am Boden
schwacher Tiefdruckeinfluss breit machen, der an den Frontenzug eines Tiefs bei
Island gebunden ist und im Verlauf bis in den Nordwesten und Westen Deutschland
reicht. Während dort schauerartige Niederschläge auftreten, bleibt es im Süden
und Osten trocken.
Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag kann sich nach Leseart des EZMW der
Rücken über der Nordsee weiter nach Norden ausweiten. Nach Nordosten zu wird er
jedoch von einem Höhentief über dem Baltikum, nach Südosten zu zunächst von dem
abgetropften Höhentief über dem östlichen Mittelmeerraum blockiert. Einhergehend
verlagert sich auch das korrelierende Bodenhoch nur unwesentlich ostwärts, kann
sich aber vor allem über Skandinavien verstärken. Zwar liegt nach dem EZMW auch
weiter eine Luftmassengrenze quer über Deutschland, die jedoch unter
antizyklonalem Einfluss zunehmend an Wetter Wirksamkeit verliert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Montag zeigt der heutige 00 UTC Lauf des EZMW ähnliche Grundstrukturen
bezüglich der allgemeinen Zirkulationsmuster, wobei jedoch geringe Unterschiede
beim Timing sowie auch der Amplitude der Luftdruckmuster erkennbar sind. Zu
Beginn des betrachteten Zeitraums wird am Samstag und Sonntag vom EZMW sowie
auch den anderen Globalmodellen vorwiegend eine zyklonale Südwestwetterlage
prognostiziert.
Ab Montag nehmen die Unterschiede im Vergleich zu den vergangenen Modellläufen
zu. Vorherige Simulationen zeigten den Abtropfungsprozess des Troges deutlich
rascher und auch wesentlich weiter westlich. Beim heutigen 00 UTC Lauf des EZMW
kann sich durch den langsameren Abtropfprozess der Rücken weiter nach Norden
ausdehnen und kräftiger ausfallen.
Einhergehend mit den Unterschieden im zeitlichen Verlauf verändern sich auch die
Niederschlagssignale in räumlicher und zeitlicher Hinsicht. Ab Dienstag kann
sich nach EZMW von Süden her unter Einfluss eines Höhenrückens aber zunehmend
Wetterberuhigung durchsetzen, wobei in der Nordhälfte im Bereich einer
Luftmassengrenze zunächst weiter teils kräftige Regenfälle zu erwarten sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis Sonntagabend zeigen die Globalmodelle der führenden Wetterdienste
überwiegend ähnliche Grundstrukturen. Jedoch ist schon am Sonntag auffällig,
dass im Gegensatz zum EZMW und GFS das ICON vor allem über dem Südwesten und
Süden bodennah schon antizykloneln Einfluss zeigt, während bei EZMW und GFS noch
überwiegend zyklonaler Einfluss dominiert.
Ab Montag nehmen schließlich die Unterschiede weiter zu. Während das EZMW, wie
beschrieben, die Wellenlänge vergrößert und sich weit nach Süden ausdehnt, lässt
das ICON den Trog rasch abtropfen und nach Süden verlagern. Entsprechend kommt
auch der Rücken schneller ostwärts voran. Das GFS zeigt zunächst eine
Zwischenlösung. Im weiteren Verlauf stellt sich beim ICON schließlich eine
zonale Westlage ein mit der wiederholt kurzwellige Anteile ostwärts geführt
werden. Beim EZMW und GFS bäumt sich dagegen durch den langsameren
Abtropfprozess der Rücken stärker nordwärts auf. Das GFS zeigt sogar am Boden
ein kräftiges Hoch, dass sich nur langsam nach Osten verlagert. Nach Leseart des
GFS streift die Frontalzone somit nur den äußersten Norden, während sie bei EZMW
und ICON weiter nach Süden reicht. Allerdings sollte der größere antizyklonale
Einfluss in der Höhe beim EZMW die Niederschlagsneigung sowie auch die
Intensität im Vergleich zum ICON geringer ausfallen lassen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Über den verteilt sich das Ensemble des EZMW von 00 UTC auf insgesamt 4 Cluster,
deren Mitglieder nahezu gleichverteilt sind. Zudem zeigen für Samstag und
Sonntag alle Cluster ähnliche Grundmuster mit einem Trog über Westeuropa mit
Drehzentrum über den Britischen Inseln. Ab Montag weicht Cluster 1 von den
restlichen 3 Clustern stärker ab. Während Cluster 2 bis 4 mit insgesamt 36
Mitgliedern einen kräftigen Rücken von der Iberischen Halbinsel bis nach
Skandinavien zeigen, der eine zonale Strömung zunächst unterbindet, schwenkt bei
Cluster 1 mit 15 Mitgliedern der Rücken schneller durch sodass die Strömung
schnellere zonalisieren kann. Sowohl der Hauptlauf als auch der Kontrolllauf
befinden sich im Cluster 3.
Die Rauchfahnen zeigen sowohl im Norden als auch im Süden des Landes bis Montag
nur einen geringen Spread. Mit einer nordwestlichen Strömung auf der Westflanke
des Bodentiefs fließt kühlere Luft ein, die im Süden (München) des Landes in
der Nacht auf Montag auf 850 hPa bis -1 Grad erreichen kann. Im Norden werden um
2 Grad prognostiziert. Auffällig ist das im Norden nahezu über den gesamten
Zeitraum von Samstag bis Mittwoch von einer Vielzahl vom Membern geringe
Niederschläge simuliert werden, während sich im Süden von Sonntag bis Dienstag
aus den Plumes größere Niederschlagsmengen ableiten lassen. Mit zunehmendem
antizyklonalen Einfluss und Druckanstieg von der Mehrzahl an Mitgliedern
verringert sich die Niederschlagsneigung zum Mittwoch jedoch deutlich. Insgesamt
stützen die Plumes die Tendenzen der Cluster, die zunächst keine Zonalisierung
sehen. Einhergehend mit dem Druckanstieg steigt auch das Temperaturniveau wieder
an und erreicht auf 850 hPa Werte um 15 Grad im Süden.
Allgemein würde die derzeitige deterministische ICON-Lösung in Cluster 1
eingeordnet und wäre somit im Vergleich zum gesamten EZMW-Ensemble eine Lösung
mit geringerer Auftrittswahrscheinlichkeit.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Das EFI zeigt für Sonntag an den Alpen ein signifikantes Signal von über 70% für
Dauerregen. Gleichzeitig steigt dort auch der SOT auf Werte größer 0, sodass die
Wahrscheinlichkeit für extreme Regenmengen durchaus gegeben ist. Zusätzlich gibt
das EFI auch für Windböen geringe Signale zwischen 50 und 70% an. Der SOT greift
jedoch in diesem Fall nicht sodass von leicht überdurchschnittlichen
Windverhältnissen gerechnet werden kann, die jedoch bezüglich der klimatischen
Verhältnisse nicht extrem sind.
Das C-LEPS schlägt am Sonntag ebenfalls bei Niederschlag aus und zeigt im Allgäu
eine Überschreitungswahrscheinlichkeit für 30 mm/24h von maximal 20%. Ansonsten
werden an den Alpen überwiegend zwischen 5 und 15% wiedergegeben. Das EZ-EPS
simuliert nur im äußersten Südosten Bayern Wahrscheinlichkeiten bis 7% für den
betrachteten Schwellenwert.
Bezüglich des Windes zeigt das C-LEPS im Westen und Nordwesten von Samstag und
Sonntag Wahrscheinlichkeiten bis 80% für Windböen (Bft 7) und bis 35% für
stürmische Böen (Bft 8). Wobei die räumliche Verteilung der höheren
Wahrscheinlichkeiten am Sonntag größer ausfällt. Zudem sind höher
Wahrscheinlichkeiten im höheren Bergland zu erkennen. Größere Unsicherheiten
bezüglich der Windstärke gibt es vor allem an der Nordseeküste, wo ein Spread
bis 6 m/s vorhanden ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Zunächst MOS-MIX, im Verlauf EZ-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel