DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
15-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.10.2017 um 10.30 UTC
Zunehmend wechselhaft, ab Freitag windig, Bergland und See stürmisch. Mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 22.10.2017
Zum Beginn der Mittelfrist, am Mittwoch, etabliert sich über Nordwesteuropa ein
umfangreiches und kräftiges Höhentief mit einem dazugehörigen Sturmtief bei
Irland. Entlang der Peripherie des Höhentiefs werden zahlreiche kurzwellige
Anteile von West nach Ost geführt. Ein solcher liegt in Form eines kompakten
Troges über der Biskaya mit einer nur geringfügigen Verlagerung nach Osten.
Deutschland verbleibt vorderseitig in einer warmen Südwestströmung, wobei der
mit seiner Achse über dem Balkan liegende Höhenkeil auch noch Deutschland
beeinflusst. Somit scheint am Mittwoch die Sonne vielerorts von einem
wolkenlosen oder nur leicht bewölkten Himmel und treibt die Temperatur erneut
auf sehr milde Werte um 20 Grad. Davon ausgenommen sind der äußerste Norden und
Westen, wo ausgedehnte hohe Wolkenfelder in Verbindung mit einer Warmfront die
Sonneneinstrahlung zeitweise mindern und besonders Bayern, wo sich der
nächtliche Boden- oder Hochnebel teils den ganzen Tag über halten kann
(Kombination aus markanter Absinkinversion und dem Einsickern
niedertroposphärischer feuchter Luft aus Westen). Besonders in den Nebelregionen
bleibt es deutlich frischer. Der Südwind weht nur schwach.
Im Verlauf der Nacht zum Donnerstag kommt der Höhentrog nur etwas nach Osten
voran, sodass sich nur wenig am Wetter ändert. Vielerorts verläuft die Nacht im
Süden und Osten neblig (oder hochnebelartig bedeckt) und im Westen und Norden
sorgen ausgedehnte Wolkenfelder sogar für einzelne Tropfen. Sonst bleibt es
abgesehen von Nebelnässe trocken. Der Wind weht nur schwach aus Süd bis Südwest,
im Bergland etwas böiger.
Am Donnerstag zonalisiert sich die Höhenströmung über dem Nordostatlantik, was
ein Geopotentialanstieg über dem äußersten Westen und Südwesten Europas zur
Folge hat. Der Trog schwenkt zwar zögernd weiter nach Osten und erfasst
zunehmend den Westen Deutschlands, allerdings schwächt er sich auch zügig ab. In
Verbindung mit der Trogannäherung greift eine Okklusion auf den Westen über und
sorgt in diesen Regionen zeitweise für Regen. Nach Osten zu überwiegen noch die
Reste des sich weiter abschwächenden Keils und dort kann sich neben dichten
Wolken zeitweise die Sonne zeigen. Niederschlag fällt zwar keiner, doch
vielerorts hält sich bis weit in den Tag noch einmal dichter Nebel oder
Hochnebel. Die Annäherung von Trog und Front macht sich durch eine Windzunahme
in den von der Grenzschicht entkoppelten Bereichen (z.B. im Bergland) bemerkbar,
wo der Südwestwind frisch, zeitweise auch stürmisch weht. Auch entlang des
Alpenhauptkamms weht ein kräftiger, teils föhniger Südwind. Sonst ist nur mit
einem schwachen Wind aus Süd bis Südwest zu rechnen.
In der Nacht zum Freitag findet vor Irland die bereits erwähnte kräftige
Zyklogenese statt. Die Höhenströmung zonalisiert zunehmend auch über Deutschland
rückseitig eines von West nach Ost durchschwenkenden Troges. Somit verläuft die
Nacht in Deutschland wolkenverhangen. Zwar klingen die schwachen und ostwärts
abziehenden Niederschläge der Okklusion allmählich ab, doch im Verlauf der
zweiten Nachthälfte kommt von Westen (Warmfront)Regen auf. Nebel kann sich -
wenn überhaupt - nur noch im Südosten Bayerns bilden, wo der schwächste Wind,
temporäre Wolkenauflockerungen und kein Niederschlag erwartet werden.
Am Freitag verbleibt das steuernde Zentraltief vor Schottland und lenkt einen
markanten Trog rasch über Deutschland nach Skandinavien. Eine ungünstige Lage
zum Höhenjet und eine allmähliche Abschwächung des Troges lassen die
Niederschläge meist nur schwacher bis mäßiger Natur sein. Allerdings regnet es
über der Mitte und dem Norden für längere Zeit, bevor die Niederschläge am
Nachmittag von Westen abklingen. Bevorzugt ist der Süden, wo die dichte
Wolkendecke gelegentlich auflockert und es trocken bleibt. Der Südwestwind weht
dabei frisch, im Bergland und über der Nordsee stürmisch mit teils schweren
Sturmböen auf dem Brocken sowie den Alpengipfeln.
Im Verlauf der Nacht zum Samstag entwickelt sich südwestlich der Keltischen See
ein neuer, markanter Trog, sodass die Höhenströmung stromabwärts auf Südwest
kippt. Dabei liegen der Westen und Norden Deutschlands unter einer markanten
Frontalzone mit einem starken Höhenjet. In diese dynamische Strömung eingelagert
wird weiterhin die Entwicklung eines Randtiefs über Nordwestfrankreich
simuliert, das ausgangs der Nacht Nordostfrankreich erreichen soll. Von daher
zieht der Regen vom Tag zügig aus dem Nordosten Deutschlands ab und
vorübergehend lockert die Bewölkung auf, bevor sie sich im weiteren Verlauf der
Nacht von Westen erneut verdichtet. Dann setzt im Südwesten Regen ein, der dank
der besseren Dynamik zeitweise auch kräftigerer Natur sein kann. Der Südwestwind
weht mäßig bis frisch, im Bergland und über der See mit Sturmböen und teils
schweren Sturmböen auf dem Brocken und den Alpengipfeln.
Am Samstag nähert sich der markante Trog über Nordwesteuropa Deutschland weiter
an, sodass die Frontalzone mit einer strammen Südwestströmung über Mitteleuropa
verbleibt. Das Randtief zieht zügig nach Nordosten und lenkt die begleitenden
Fronten an die Alpen. Derweilen wird der Nordwesten vom Zentraltief beeinflusst,
das allmählich südostwärts in Richtung England vorankommt. All dies bedeutet
einen wolkenverhangenen und regnerischen Tag für viele Bereiche Deutschlands.
Besonders im Süden regnet es zeitweise auch kräftig. Der Südwestwind weht
frisch, zeitweise auch stürmisch. Im Bergland und über der See drohen Sturmböen,
vereinzelt auch schwere Sturmböen und der Brocken wartet mit orkanartigen Böen
auf.
In der Nacht zum Sonntag ändert sich wenig an der synoptischen
Gesamtkonstellation, wobei die Niederschlagsschwerpunkte im Stau der Alpen und
im Norden und Nordwesten zu erwarten sind. Dazwischen kann die dichte
Wolkendecke wenigstens gelegentlich auflockern. Der Südwestwind schwächt sich im
Tiefland etwas ab, bleibt sonst allerdings unverändert.
Am Sonntag erreicht das Zentraltief den Norden Deutschland und ganz Deutschland
liegt unter einem umfangreichen Höhentrog. Daher gestaltet sich das Wetter bei
meist dichter Bewölkung sehr wechselhaft mit zahlreichen Schauern und vereinzelt
auch einem kurzen Gewitter. Der West- bis Südwestwind weht im Tiefland frisch,
zeitweise auch böig und erreicht im Bergland und über der See Sturmstärke.
Die Luftmassen bleiben weiterhin sehr mild, wobei die Höchstwerte zum Wochenende
dann allerdings unter 20 Grad verweilen, bei allerdings noch immer milden
Höchstwerten zwischen 13 und 18 Grad. Die Tiefstwerte liegen zwischen 14 und 6
Grad, wobei es im Umfeld von Nord- und Ostsee am mildesten bleibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der gestern erwähnte Bruch innerhalb der Konsistenz der Modellläufe vom EZMW hat
sich durchgesetzt und mündet nun in eine relativ konstante
Mittelfristvorhersage. Auch das Einbinden des Kat. 2 Hurrikans "Ophelia" wird
von den letzten EZMW-Läufen nun recht einheitlich bezüglich Zeitpunkt und
Intensität gesehen und auch die Entwicklung eines Troges stromaufwärts des
Hurrikans weist nur geringe Unterschiede auf (der in der Folge nach Mitteleuropa
zieht). Zusammenfassend hat somit die Prognosesicherheit nach Einbinden von
"Ophelia" in die Frontalzone innerhalb der Modellläufe deutlich zugenommen.
Es gibt zur Wochenmitte und zur Ende der Woche nur geringe Diskrepanzen
bezüglich der Geometrie der ostwärts schwenkenden Tröge, was sich durch eine
geringe zeitliche Unsicherheit bezüglich des Niederschlagbeginns- und -endes
äußert. Der sehr wechselhafte, milde und zeitweise auch windige Wetterabschnitt
ist nun aber als wahrscheinlich anzusehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Innerhalb der weiteren Globalmodelle nehmen die Unsicherheiten etwas zu. Das
Positive ist, dass der synoptische Ablauf der Trog- und Keilstrukturen recht gut
und übereinstimmend erfasst wird. Allerdings gibt es mit Blick auf die
Intensität und zeitliche Verlagerung der Tröge doch noch deutliche Unterschiede.
Besonders GFS zeigt zum Donnerstag den von West nach Ost schwenkenden Trog
deutlich kräftiger. Auch die Lage des Zentraltiefs am Wochenende wird von ICON
östlicher, von GFS südlicher und von EZMW westlicher gesehen. Diese Unterschiede
wirken sich aber auf Deutschland kaum aus, denn in allen Modellrechnungen sorgt
eine zügige Südwestströmung für einen wechselhaften und windigen
Wetterabschnitt. Die Entwicklung des dazugehörenden Bodentiefs wird von ICON am
intensivsten gerechnet (Samstagabend unter 975 hPa und somit 10 hPa tiefer als
GFS) und die für Sonntag erwartete Position weicht innerhalb der Modelle um mehr
als 600 km voneinander ab. Diese Unsicherheiten haben besonders bei der
Windentwicklung eine große Bedeutung, während sonst alle Lösungen auf eine
Fortdauer der wechselhaften Wetterlage hindeuten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Zum Beginn der Mittelfrist sind fünf Cluster vorhanden mit drei
unterschiedlichen klimat. Regimes (Kontrolllauf und det. Lauf jeweils im ersten
Cluster mit dem klimat. Regime "negative NAO"). Dabei gibt es auch für
Mitteleuropa beträchtliche Unterschiede. Während Cluster vier und fünf (regime
"blocking") eine schwach antizyklonal geprägte Höhenströmung über Mitteleuropa
zeigen, ist diese in Cluster eins bis drei deutlich zyklonaler geprägt.
Unsicherheitsfaktor ist der vom Atlantik nach Mitteleuropa wandernde Trog, der
entweder über Südwesteuropa abtropft (Cluster vier und fünf), oder nach
Westeuropa ziehen soll (Cluster eins bis drei). Aktuell sind die ersten drei
Cluster am stärksten besetzt. Es zeigt sich, dass die Entwicklung des Troges
abgewartet werden sollte, die noch größere Unsicherheiten zum Beginn der
Mittelfrist hervorruft.
In der Folge bleiben die Anzahl der Cluster und die Vielfalt an klimat. Regimes
bestehen, wobei sich der Kontrolllauf und der det. Lauf im zweiten Cluster
befinden. Es verwundert nicht, dass bei einer dynamischen Lage und bereits
großen Diskrepanzen zum Beginn der Mittelfrist die Unsicherheiten im weiteren
Verlauf immer weiter zunehmen. Cluster vier uns besonders fünf zeigen die
Entwicklung eines kräftigen Keils über Nordwesteuropa, während die meisten
anderen Cluster dort einen Trog bilden. Erwähnt werden sollte aber noch, dass
der Cluster fünf mit nur zwei Members sehr dürftig besetzt ist und aktuell als
Ausreißer gesehen wird. Insgesamt überwiegt auch innerhalb der Cluster der
zyklonale und wechselhafte Charakter.
Die Meteogramme von Deutschland bestätigen einen wechselhaften Wetterabschnitt
mit einem geringen Abkühlungstrend zum Wochenende. Die Bündelung der Member ist
zunächst hoch, nimmt zum Wochenende allerdings etwas ab (z.B. bei der 850 hPa
Temperatur und 500 hPa Geopotential, was auf die Unterschiede der Trog- und
Keilpassagen zurückzuführen ist).
Die ENS von GFS unterstützen diese Entwicklung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Mittwoch und Donnerstag zeigt der EFI vom EZMW über Deutschland noch
geringfügig positive Werte bei der 2m Temperatur, was die milde Wetterlage
hervorhebt. In der Folge geht die Temperatur allmählich etwas zurück.
Zum Freitag und Samstag deutet der EFI beim Wind geringe Wahrscheinlichkeiten
für vom Klima abweichende Geschwindigkeiten an, die allerdings dank der milden
und somit eher stabil geschichteten Luftmasse eher auf die Bergregionen in Form
von Sturmböen beschränkt bleiben sollten. Allerdings ist dies eine sehr
dynamische Lage und mögliche Randtiefentwicklungen sollten bezüglich eines
höheren Windpotentials im Tiefland weiter verfolgt werden. Sonst zeigen sich
keine Abweichungen.
Am Mittwoch und Donnerstag zeigt EZMW-EPS im Westen und Südwesten geringe
Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 8 im Bergland. Zum Freitag nehmen die
Wahrscheinlichkeiten allgemein im Westen und der Mitte deutlich zu (25-40%) und
im Bergland drohen Böen Bft 9 aus Südwest. Auch am Wochenende gibt es besonders
im Westen und Norden immer wieder erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 7
bis 8 im Tiefland und Bft 8 bis 9 im Bergland (Brocken Bft 10 bis 11).
Am Freitag zeigt EZMW-EPS in den Weststaulagen der westlichen Mittelgebirge und
vom Schwarzwald geringe Wahrscheinlichkeiten (unter 10%) für 24-std. Dauerregen
mit mehr als 30 l/qm. Diese weit verstreuten und kleinräumigen Bereiche hängen
stark von der Zugbahn der jeweiligen Randtiefs ab und können so weit im Voraus
nicht weiter eingeschränkt werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy