Thema des Tages
14-10-2017 14:40
Oktober
Im Oktober ist bei uns für die meisten landwirtschaftlichen und
gärtnerischen Kulturen die Erntezeit beendet und am jeweils ersten
Oktobersonntag begeht man das Erntedankfest mit der Segnung der
Erträge. Damit soll an die einst schwere Arbeit in Landwirtschaft und
Gartenbau erinnert werden und auch daran, dass es nicht allein in der
Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen. In der
Natur beginnt mit der Laubfärbung der Bäume gewöhnlich der
Vollherbst.
Auch am Firmament macht sich im Oktober der Herbst deutlich
bemerkbar. Während man hoch am Südwesthimmel noch das "Sommerdreieck"
(mit den bekannten Sternen Atair, Deneb und Wega) findet, dominieren
nach Süden und Osten hin bereits die Sternbilder des Herbstes.
"Kassiopeia" (das markante "Himmels-W") steht nahe am Zenit und der
fast quadratisch aussehende "Pegasus" (das "Herbstviereck") hat
bereits den Meridian erreicht. Übrigens entsprang in der Sagenwelt
der klassischen Antike "Pegasus" als geflügeltes Pferd dem sterbenden
Leib der vom Heroen Perseus enthaupteten, ungeheuerlichen Medusa.
Im Laufe des Oktobers verringert sich die lichte Tageslänge z.B. in
50° nördlicher Breite, das entspricht etwa einer Linie
Trier-Frankfurt-Prag, von 11:38 Stunden am Monatsbeginn auf 09:50
Stunden zum Monatsende. Die Mittagshöhe der Sonne über dem Horizont
fällt von circa 37° auf etwa 26° und die Strahlungsbilanz ist schon
deutlich negativ. Und wenn am 29. Oktober endlich die gegenüber der
Normalzeit (MEZ) widernatürlich um eine Stunde vorgestellte
"Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ)" endet, dann sinkt die Sonne
bereits vor dem Fünf-Uhr-Tee unter den Horizont - ein untrügliches
Zeichen dafür, dass nun der lange Winter vor der Tür steht.
Klimatisch ist der Oktober ein Monat mit häufig ruhigen und
andauernden Hochdrucklagen und wenn milde Luftmassen vorherrschen,
dann sorgen die Oktobersonne und die prächtige Laubfärbung für ein
angenehmes Ambiente mit warmem, goldgelbem Farbenzauber. Allerdings
kann sich gerade bei Hochdruckwetter und klarem Himmel die Luft
nachts bis unter den Taupunkt abkühlen und es beginnt die Zeit
dichten Nebels. Der Oktober ist Spitzenreiter in der Statistik, im
klimatologischen Mittel herrscht an jedem dritten Tag irgendwo in
Deutschland Nebel mit Sichtweiten unter 1000 Metern. Andererseits
akkumulieren sich in den Polargebieten schon ausreichend kalte
Luftmassen, deren Ausbrüche nach Süden bereits im Oktober die Zeit
der Herbststürme einleiten können.
Unser diesjähriger Oktober verhält sich bisher also durchaus
"artgerecht". Einerseits besorgte er uns am 5. des Monats mit XAVIER
bereits den zweiten Herbststurm der Saison, andererseits folgt nach
einem insgesamt wechselhaften und kühlen Monatsbeginn seit Anfang der
41. Kalenderwoche eine allmähliche Wetterberuhigung durch zunehmenden
Hochdruckeinfluss aus dem Mittelmeerraum. Damit zeigt sich zumindest
im Süden und in der Mitte unseres Landes nun auch die "goldene Seite"
des Oktobers.
Die unten stehende, von der Badischen Zeitung publizierte Sternkarte
zeigt den Anblick des gestirnten Himmels über Süddeutschland Mitte
Oktober 2017 um 01:00 Uhr nachts (MESZ). Wenn man im Freien senkrecht
empor blickt, schaut man zum Zenit und wenn man sich in
Meridianrichtung nach Süden orientiert, hat man linker Hand die
östlichen und rechts von sich die westlichen Himmelsrichtungen. Daher
die entgegen der üblichen Kompassrose an der Nord-Süd-Achse
"gespiegelten", vermeintlich seitenverkehrten Himmelsrichtungen!
Weiterhin sehen Beobachter in Norddeutschland die südlichen
Sternbilder etwas tiefer, die nördlichen dafür entsprechend höher
über dem Horizont. Sowohl im Verlaufe der Nacht als auch im Verlaufe
des Herbstes verlieren die Sternbilder des Sommers am Westhimmel an
Höhe bzw. gehen am westlichen Horizont unter. Umgekehrt gehen die
Wintersternbilder am östlichen Horizont auf bzw. gewinnen am
Osthimmel an Höhe über dem Horizont.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2017
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