DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
12-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.10.2017 um 10.30 UTC
Ruhiges und warmes Oktoberwetter. Örtlich aber auch zäher Nebel.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 19.10.2017
Wir liegen am Sonntag unter einem großen Langwellenrücken, der weite Teile Süd-
und Mitteleuropas überdeckt und an dessen Rand die Frontalzone über Nordeuropa
nach Osten verläuft. Es gelangt sehr milde Luft aus dem westlichen
Mittelmeerraum zu uns, in der die Temperaturen verbreitet auf mehr als 20 Grad
steigen, sofern die Sonne scheint. Dies muss aber nicht zwingend so sein, da
jahreszeitgemäß auch Nebel auftreten kann, der sich bis in den Nachmittag hinein
hält.
Am Montag und Dienstag flacht der Rücken ab, verlagert sich aber kaum ostwärts.
Am ruhigen, "goldenen" Oktoberwetter ändert sich nicht viel. In günstigen
Leelagen sind bei Temperaturen von 15 Grad in 850 hPa, örtlich auch Maxima von
25 Grad nicht ausgeschlossen. Allerdings besteht auch weiter die Option, dass
sich in Tallagen und an Flüssen längere Zeit Nebel halten kann, der nur deutlich
niedrigere Temperaturen zulässt.
Schon am Wochenende wandelt sich Hurrikan Ophelia in ein außertropisches
Sturmtief und zieht westlich des europäischen Festlands nach Norden, dann über
Irland und die Nordsee Richtung Südskandinavien. Die dabei bestehenden
Unsicherheiten wirken sich aber wohl höchstens am Rande auf die Entwicklung bei
uns aus.
Am Mittwoch greift wahrscheinlich die Kaltfront, des aus Ophelia
hervorgegangenen Tiefs in stark abgeschwächter Form von Nordwesten auf
Deutschland über. Damit verbunden verschärft sich der Gradient im Norden
vorübergehend. Größere Wetteraktivität wird der Front sonst nicht zugetraut.
Am Donnerstag könnte sich der Hochdruckeinfluss wieder kräftigen, wobei der
Norden aber am Rand der Frontalzone verbleibt.
Für die erweiterte Mittelfrist bis zum Ende der nächsten Woche sieht der
aktuelle lauf wieder Hochdruckeinfluss vor, wobei die Frontalzone wieder nach
Norden gedrängt wird und sich erst zum Ende wieder ein Trog vom Atlantik nähert.
Diese Entwicklung ist aber noch sehr unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Das IFS simuliert bis Dienstag für Mitteleuropa konsistent. Danach tauchen
größere Unterschiede von Lauf zu Lauf auf. Aktuell könnte die Kaltfront von Ex
"Ophelia" am Mittwoch den Norden erreichen, die Vorläufe simulierten teilweise
zeitlich verzögert, oder ließen die Kaltfront nur den äußersten Nordwesten
erfassen. Danach könnte sich, so der heutige 00z Lauf, der Hochdruckeinfluss
regenerieren, während die Vorläufe zyklonalere Szenarien entwarfen. Die
Konsistenz wird entsprechend schlechter, die Unsicherheiten nehmen zu.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Für den Modellvergleich gilt ähnliches wie für die Konsistenz. Bis Dienstag sind
keine anderen Entwicklungen zu finden, Unterschiede gibt es lediglich abseits
unseres Vorhersagebereichs. GFS und IFS (ECM) simulieren dabei bis zum Ende
recht ähnlich und zeigen am Mittwoch die Abkühlung im Norden, danach aber wieder
verstärkt antizyklonales Wetter.
ICON dagegen hat schon am Dienstag einen Langwellentrog über dem nahen
Nordostatlantik im Programm, der sich in der Folge unter Verkürzung seiner
Wellenlänge nähert. Dies steht aber als eher unwahrscheinliche Einzellösung im
Raum.
Natürlich gibt es noch Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit Ophelia, was aber auch
modelltechnisch an den zunehmenden Unsicherheiten im Verlauf der nächsten Woche
erkennbar ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles stützen die Aussagen des Haupt- und Kontrolllaufs bis Mitte der
nächsten Woche. Ohne größeren Spread zeigen die Kurven für die Temperatur in 850
hPa und die des Geopotentials in den Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte
einen durchaus beeindruckenden Verlauf. Bei den Temperaturen liegt der
Ensemblemedian nahe 15 Grad und in 500 hPa werden mehr als 580 gpdam erwartet.
Ab Wochenmitte tauchen vermehrt Niederschlagssignale auf und der Spread wird
deutlich größer. Für die Temperatur in 850 hPa liegt er zum Ende bei mehr als 15
K.
Nicht nur die Niederschlagsignale, auch der Umstand, dass die Kurven des
Hauptlaufs für Temperatur und Geopotential am oberen Rand der Ensembles
verlaufen, lassen Zweifel am Wiedererstarken des Hochdruckeinflusses zum Ende
der Mittelfrist aufkommen.
Die Clusterung liefert bis +96h 6 Cluster, bis +168 h 4 Cluster, wobei jeweils
der Hauptlauf im ersten, größten Cluster liegt. Cluster 2 und 3 ähneln den
Lösungen des gestrigen 12 UTC Laufs, bzw. der der aktuellen ICON Simulation, die
damit wohl auch nicht ganz vom Tisch sind. In der erweiterten Mittelfrist rutsch
der Hauptlauf in den kleinsten Cluster 5 (7 Member). Alle andere zeigen
zyklonaleres Geschehen bei uns, entsprechend den Großwetterlagen Wa, oder sogar
Wz.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Abgesehen von örtlichem oder überörtlichem Nebel ist mittelfristig kaum mit
signifikantem Wetter zu rechnen. Erst zur Wochenmitte frischt der Wind an den
Küsten wieder etwas stärker auf, ohne dass eine markante Windlage ansteht.
Signifikant sind natürlich auch die mindestens bis Dienstag deutlich
überdurchschnittlichen Temperaturen, freilich sind diese nicht warntechnisch
relevant. Es dürfte auch ein recht enges Nebeneinander von hohen Temperaturen
und kühlen Nebelgebieten geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, zum Ende EPS, Mos Mix. Mos liegt für die nächsten Tage wohl noch 1 bis 2
Grad zu niedrig, was die Maxima angeht.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner