DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.10.2017 um 10.30 UTC



Übergang von antizyklonaler Westlage zu Hoch Mitteleuropa. Am Ende Trend zur
Omegalage?
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.10.2017


Zunächst herrscht noch eine meist antizyklonal geprägte Westwetterlage mit einer
nördlich verlaufender Frontalzone vor. Die Wetterlage baut sich jedoch
allmählich in Hoch Mitteleuropa um.

Am Freitag wölbt sich vorderseitig eines Islandtiefs ein Keil über West- und
Mitteleuropa auf. Stromabwärts kommt es zu einer Austrogung über Osteuropa.
Während im Süden antizyklonaler Einfluss vorherrscht, wird der Norden von der
Warmfront des Islandtiefs überquert.

Am Samstag setzt sich der Umbau der Großwetterlage fort. Das Islandtief zieht
ins Nordmeer, während sich der Trog über Osteuropa weiter verstärkt. Dies
stabilisiert die Hochdruckzone, die sich nun von Südwest- bis Mitteleuropa
erstreckt. Die Südhälfte Deutschlands verbleibt unter Absinken in schwach
gradientigen Verhältnissen. Durch das Absinken und WLA setzt eine deutliche
Erwärmung ein. Im Norden wird durch einen westlichen Wind feuchte Nordseeluft
heran geführt, die sich in etwas dichterer Grenzschichtbewölkung äußert.

Am Sonntag festigt sich die Hochdruckzone über Mitteleuropa weiter.

Zu Beginn der neuen Woche kommt der Ex-Hurrikan Ophelia ins Spiel. Laut den
letzten Modelläufen wird er in die Frontalzone integriert und zieht als
Sturmtief unter Abschwächung von der Biskaya über England in die Nordsee.
Dadurch verschiebt sich die Hochdruckzone etwas nach Osten. Während der Osten
unter schwachgradientigem Hochdruckeinfluss verbleibt, gelangt der Westen in
eine Südweströmung. Der Nordwesten wird im neunen ECMWF-Lauf am Dienstag von
einer schwachen Kaltfront des Ex-Hurrikans gestreift.

In der erweiterten Mittelfrist kommt es zu einer neuen kräftigen Austrogung über
dem Atlantik, wodurch sich vorderseitig der Höhenkeil bis Skandinavien
ausbreitet und sich eine Omegalage ergibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten ECMWF-Läufe zeigten im Wesentlichen dieselbe Entwicklung.
Unterschiede gibt es in der genauen Zugbahn des Ex-Hurrikans zu Beginn der neuen
Woche. Dies wäre aber nur für den Norden und Nordwesten relevant.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und GEM sehen die Lage bis zum Beginn der neuen Woche ähnlich, lassen dann
aber den Ex-Hurrikan am Dienstag über der Biskaya verkümmern und den
Atlantiktrog rasch nachrücken. Deutschland würde demnach zunächst in eine
Südströmung gelangen, ehe der Trog auf Deutschland über greift. ICON zeigt die
Entwicklung zumindest bis Dienstag ähnlich wie GFS und GEM.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen zeigen in den 850-hPa-Temperaturen bis Freitag einen
starken Temperaturanstieg auf für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Werte um 15
Grad. Während ab Montag die meisten ECMWF-Member auf einem hohen
Temperaturniveau verharren, brechen ab Montag einige ECMWF-Member im Norden und
Nordwesten deutlich ein. Dies hängt mit Unsicherheiten in Bezug auf die
Vorhersage des Ex-Hurrikans zusammen, die im Vergleich zu den Vorläufen sogar
noch größer geworden ist. Niederschlagssignale gibt es von Freitag bis Mittwoch
kaum noch. Jedoch zeigt sich ein schwacher Trend zum Geopotenzialabbau in der
erweiterten Mittelfrist. Die Streuung diesbezüglich ist aber extrem. Ein
übergreifen eines Troges ab Mittwoch, so wie ihn GFS berechnet, sind in einigen
wenigen Mitgliedern wieder zu finden. Ein Abwärtstrend am Ende der erweiterten
Mittelfrist zeigt sich auch in den GFS-ENS, wobei aber die nachfolgende
Troglage, die der Hauptlauf zeigt, am unteren Rand der ENS zu finden ist.

Alle ECMWF-Cluster sind im Wesentlichen für Mitteleuropa gleich. Sie zeigen ein
Hoch über Mitteleuropa und später den Übergang zu einer Omegawetterlage.
Signifikante Unterschiede treten erst ab Samstag den 21.Oktober auf. (Cluster 1
zeigt den Übergang in eine Westwetterlage, währen Cluster 2 und 3 eine
Fortsetzung der Blockierung sehen. Cluster 3 mit nur 7 Mitgliedern aber dabei
eine High-Over-Low-Lage.)

Als Fazit lässt sich festhalten dass sich im gesamten Mittelfristzeitrum bis
Dienstag mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Hochdrucklage einstellt. Die
Schwierigkeit der Vorhersage liegt dabei in der Grenzschichtproblematik
(zunehmende Nebel und Hochnebelneigung in einigen Niederungen). Ob der
Nordwesten ab Montag von den Ausläufern eines Ex-Hurrikans erfasst wird bleibt
noch unsicher.
Die erweiterte Mittelfrist ist ebenfalls noch unsicher. Es bleibt ab zu warten,
ob sich der Trend zur Omegalage festigt, oder ob sich ein neuer Trog durchsetzt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wetterlage birgt keine Wettergefahren
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-Hauptlauf, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold